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Einfach mal die Schnauze halten! - Rick ; Bd.3

Einfach mal die Schnauze halten! - Rick ; Bd.3

Titel: Einfach mal die Schnauze halten! - Rick ; Bd.3
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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fehlten. Die altmodisch gemusterten Tapeten klebten in Fetzen an den Wänden,
und egal, wo man hinschaute, überall waren Staub und
riesige Spinnweben.
    »Wow«, entfuhr es Mary, die mir ins Haus gefolgt war.s
»Das ist ja …«
    »… der glatte Horror«, beendete ich den Satz für sie.
    Mary schüttelte den Kopf. »Nein, total groovy!«
    Groovy? Ähm … hatte meine Oma zu viel Staub geschnüffelt
oder was?
    »Natürlich ist es eine Menge Arbeit«, trällerte jetzt auch
noch Miss-Oberdurchgeknallt los. »Aber es steckt so viel
Potenzial in diesem Haus und eine unglaubliche Atmosphäre
…«
    Mary nickte. »Absolut unfassbar. Und das mitten in der
Stadt.«
    Pa und Finn sagten zunächst gar nichts, was ich als gutes
Zeichen deutete. Wie die meisten Frauen waren Mary und
Linda nämlich leicht meschugge. Deswegen konnte man
nicht alles ernst nehmen, was sie so von sich gaben. Das
hatte ich schon lange geschnallt. Und Pa und Finn bestimmt
auch.
    »Na ja, wenn der Preis stimmt, wäre es eine Überlegung
wert«, fiel mir Pa plötzlich in den Rücken.
    Ich schnappte entsetzt nach Luft, presste mir die Hand
aufs Herz und wimmerte: »Nur über meine Leiche.«
    Finn kicherte albern. »Dann kannst du ja direkt gegenüber
einziehen.« Er deutete mit dem Kopf Richtung Friedhof.
    Ich war zu baff, um irgendetwas zu erwidern. Und
außerdem ahnte ich ja noch nicht, dass das eigentliche Grauen nur wenige Schritte entfernt darauf lauerte, uns
endlich kennenzulernen.



Ich hatte nicht auf die Uhr geschaut, aber mal grob
geschätzt fünfeinhalb Minuten später rannten wir alle um
unser Leben. Linda war nämlich ein riesiger Klumpen Putz
von der Decke direkt vor die Füße geklatscht.
    Wir sprinteten durch den Vorgarten und bauten uns in
sicherer Entfernung auf, um der Bruchbude ein Auf-Nimmerwiedersehen
zuzurufen.
    Also ich zumindest. Die Durchgeknallten neben mir
schienen das irgendwie ganz anders zu sehen.
    »Okay, beim nächsten Mal gehen wir mit Helm rein«, erklärte
mein irrer Vater.
    »Aber das Haus ist echt fantastisch«, schwärmte Mary.
Linda samt Finn nickten begeistert.
    Ich stöhnte auf und wandte den Kopf ab, weil ich den
Anblick der Trümmerbude einfach nicht mehr ertragen
konnte.
    Auf dem Hof nebenan, mitten in einer Art Grabsteinausstellung,
stand ein dicker Mann im grauen Kittel und gaffte
uns an. Sein Bauch sah aus wie ein riesiger Wunderkürbis. Seine Augen verschwanden hinter runden Glasbausteinen
und im Mundwinkel hing ihm wie festgetackert ein Zigarrenstummel.
    Ich verpasste Mary einen unauffälligen Knuff in die
Seite. Finn hatte den Kürbisbauchgaffer auch schon entdeckt.
»Wir werden beobachtet«, flüsterte er.
    »Das ist sicher der Steinmetzmeister«, meinte Mary und
hob die Hand, um ihm breit grinsend zuzuwinken.
    Doch er erwiderte ihren Gruß nicht. Seine Hände blieben
regungslos in den Kitteltaschen, während er uns weiter
anstarrte.
    »Hallo!«, versuchte es nun auch Linda.
    Keine Regung beim Kittelmän.
    »Vielleicht ist der gar nicht echt?!«, überlegte Finn.
    »Du meinst, der ist vom Friedhof geflohen?«, witzelte ich.
    Bevor er etwas darauf erwidern konnte, setzte sich Kittelmän
plötzlich in Bewegung.
    Schritt für Schritt wie Mr Zombie höchstpersönlich kam
er zwischen den Grabsteinen hindurch direkt auf uns zu.
    Finn schnappte nach Luft. Ich konnte ihm ansehen, dass
ihm der Arsch locker auf Grundeis ging.
    »Uahaha … gleich zerrt er zwei mörderische Macheten
aus den Kitteltaschen hervor«, prophezeite ich ihm mit eisiger
Horrorstimme. »Und dann …«
    »Rick, hör auf mit dem Blödsinn!«, blaffte Pa mich an,
bevor ich schildern konnte, wie Kittelmän uns allesamt
einen Kopf kürzer machte.
    Horrorkittelmän hatte uns schon fast erreicht, als Marys
Möchtegern-Wachhund Helena wie bekloppt zu kläffen
anfing. Dabei drehte sie sich immerzu, als ob sie an einem
Brummkreiselwettbewerb teilnehmen wollte.
    »Süße, ruhig, ganz ruhig«, redete Mary auf sie ein.
    Neben mir pumpte Pa sich auf und streckte die Brust
raus. Er nahm wohl an, dass das irgendjemanden beeindrucken
würde. Kittelmän bestimmt nicht. Unaufhaltsam
kam er auf uns zu.
    »Philipp-Bärchen«, flüsterte Linda, »sollen wir nicht lieber
gehen?«
    Ähm … jetzt mal im Ernst. Mein Vater war Oberkommissar.
Der musste doch mit so einem steinalten Kerl fertigwerden?!
    Pa schien ähnlich zu denken, denn er knurrte empört in
Lindas Richtung: »Blödsinn!«
    Die Sekunden verrannen. Schweigend blickten wir dem
Zombie entgegen.
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