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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei
Autoren: Michael Swanwick
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Licht leuchtete sie hell wie ein Stern. Auf abstoßende Weise war sie schön.
    Sally Chang schlang die Arme um ihre Knie und schaukelte vor und zurück. Sie lachte und lachte.

    BETH HAMILTON WAR FÜR Telekontakt installiert. Sie klappte eine Linse hoch, als Gunther ihr Büro betrat, unterbrach jedoch nicht die Bewegungen ihrer Arme und Beine. Traumartige kleine Geisterbewegungen, die aufgenommen und in einer Fabrik irgendwo jenseits des Horizonts vergrößert wurden. »Du kommst wieder mal zu spät«, sagte sie ohne besonderen Nachdruck.
    Die meisten Leute hätten bei der Bewältigung von zwei verschiedenen Umgebungen zur gleichen Zeit zumindest einen Anflug von Realitätskrankheit verspürt. Beth Hamilton gehörte zu den ganz wenigen, die ihr Bewußtsein auf zwei getrennte Realitäten aufteilen konnte, ohne in einer von beiden Einbußen an Effektivität zu erleiden. »Ich habe dich zu mir kommen lassen, um deine Zukunft bei der Generation Fünf mit dir zu besprechen. Insbesondere, um die Möglichkeit deiner Versetzung zu einer anderen Einrichtung zu erörtern.«
    »Du meinst, auf der Erde?«
    »Siehst du?« sagte Beth Hamilton. »Du bist gar nicht so dumm, wie du dich selbst immer gern darstellst.« Sie klappte die Linse wieder herunter, stand ganz still da; schließlich hob sie eine in einem metallenen Panzerhandschuh steckende Hand und vollführte mit den Fingern eine Reihe von komplizierten Bewegungen. »Und?«
    »Und was?«
    »Tokio, Berlin, Buenos Aires - birgt einer dieser Namen einen gewissen Zauber für dich? Oder wie wär's mit Toronto? Wenn du jetzt den richtigen Schachzug unternimmst, könnte das für deine Karriere einen steilen Anstieg nach oben bedeuten.«
    »Ich möchte nichts anderes als hierbleiben, meine Arbeit verrichten und mein Gehalt einstreichen«, sagte Gunther vorsichtig. »Ich bin nicht scharf auf eine Beförderung oder eine gewaltige Gehaltserhöhung oder eine Verschiebung meiner Laufbahn auf ein Nebengleis. Mir gefällt es recht gut an meinem jetzigen Platz.«
    »Du hast eine komische Art, das zu zeigen, das muß man dir lassen.« Beth Hamilton drosselte die Energie ihrer Handschuhe und schlüpfte heraus, um die Hände freizubekommen. Sie kratzte sich an der Nase. Auf der einen Seite des Büros stand ihr Arbeitstisch, ein polierter Würfel aus schwarzem Granit. Darauf thronte ihr PeCe, neben etlichen verstreuten Kupferkristallen. Auf ihr Denken hin ließ er die Stimme der Ismailowa in Gunthers Chip ertönen.
    »Mit allergrößtem Bedauern muß ich Sie auf das unprofessionelle Betragen einer der Komponenten Ihres Personals aufmerksam machen«, begann sie. Während er sich ihre Beschwerde anhörte, empfand Gunther einen völlig unerwarteten Anflug von Betrübnis sowie -und das in noch stärkerem Maße - von Wut darüber, daß die Ismailowa es gewagt hatte, ihn so kraß zu beurteilen. Er achtete darauf, daß er sich nichts davon anmerken ließ.
    »Unverantwortlich, unbeugsam, nachlässig, mit unverbesserlich schlechten Manieren.« Er täuschte ein Grinsen vor. »Sie scheint mich nicht besonders zu mögen.« Beth Hamilton sagte nichts. »Aber das genügt nicht, um ...« Er brach ab. »Oder?«
    »Normalerweise, Weil, würde es genügen. Ein Demontage-Experte ist keineswegs ›nichts weiter als ein Rädchen im Getriebe‹ wie du es so drollig auszudrücken beliebtest; die Lizenz dazu vergibt die Regierung nicht ohne weiteres. Und es mag dir vielleicht nicht bewußt sein, aber du hast eine sehr schmähliche Leistungsbewertung, um nur eine Sache zu nennen. Großes Potential, aber keine Ausdauer. Offen gesagt, du bist eine Enttäuschung. Doch es erweist sich als glücklicher Umstand für dich, daß diese Dame Ismailowa Don Sakai gedemütigt hat, und er hat uns wissen lassen, daß für uns keine zwingende Veranlassung besteht, es ihr unbedingt recht zu machen.«
    »Die Ismailowa hat Sakai gedemütigt?«
    Beth Hamilton sah ihn eindringlich an. »Weil, du bist vergeßlich, weißt du das?«
    Dann fiel ihm der wortgewaltige Vortrag der Ismailowa über das Thema Nuklearenergie wieder ein. »Stimmt, okay. Jetzt habe ich begriffen.«
    »Du hast also die Wahl. Ich kann eine Abmahnung verfassen, die in deine ständige Akte aufgenommen wird, zusammen mit der Beschwerde der Ismailowa. Oder du kannst dich auf ein Nebengleis auf der Erde begeben, dann werde ich dafür sorgen, daß diese Kleinigkeiten keinen Eingang ins System der Korporativen Gesellschaft finden.«
    Das war keine echte Wahl. Doch er machte
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