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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei
Autoren: Michael Swanwick
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will nicht so tun, als wäre das nicht der Fall, aber ich agiere nicht für sie als Spion oder so etwas. Sie hat keine Spione. Sie braucht keine! Sie versucht lediglich, die Dinge zusammenzuhalten, das ist alles.
    Mein Gott, Sie haben ja keine Ahnung, was sie für Sie alles durchgemacht hat! Sie haben nicht gesehen, wieviel Kraft sie das alles kostet! Sie würde nichts lieber tun, als den ganzen Kram hinschmeißen. Aber sie muß sich ihrer Aufgabe weiterhin annehmen, weil ...« Ein gespenstisches dunkles elektronisches Gebrabbel erschallte in seiner Sprechanlage, und er hielt inne, als er erkannte, daß sie ihn auslachten.
    »Hat sonst noch jemand etwas zu sagen?«
    Einer von Gunthers Häschern trat vor. »Euer Ehren, dieser Mann behauptet, die Irren seien menschlich. Er übersieht die Tatsache, daß sie ohne unsere Unterstützung und Anleitung nicht leben können. Ihr fortdauerndes Wohlergehen wird mit dem Preis einer endlosen Schufterei erkauft. Er hat sich mit seinen eigenen Worten schuldig gemacht. Ich beantrage, daß das Gericht eine Strafe über ihn verhängt, die dem Grad des Verbrechens angemessen ist.«
    Der Richter blickte nach rechts, dann nach links. Seine beiden Beisteher nickten und traten zurück ins Nichts. Der Schreibtisch war an der Öffnung von etwas aufgestellt, das sich als Lufteingangsleitung entpuppte. Gunther hatte gerade Zeit genug für diese Feststellung, als sie bereits wieder erschienen und jemanden hereinführten, der genau wie er selbst einen G5-Anzug trug.
    »Wir könnten Sie töten, Mr. Weil«, klirrte eine künstliche Stimme. »Doch das wäre Verschwendung. Jede Hand, jeder Geist wird gebraucht. Wir alle müssen in diesen Zeiten der Not an einem Strang ziehen.«
    Die Gestalt mit dem G5-Anzug stand allein und reglos in der Mitte des Raums.
    »Vorsicht!«
    Zwei der Hyundai-Anzüge traten an den G5-Anzug heran. Vier Hände strebten gleichzeitig den Verschlüssen des Helms zu. Mit dem Geschick langer Erfahrung ließen sie die Schnallen aufschnappen und hoben den Helm hoch. Das geschah so schnell, daß der Daruntersteckende es nicht hätte verhindern können, wenn er es versucht hätte.
    Unter dem Helm kam das angstverzerrte, verwirrte Gesicht eines Irren zum Vorschein.
    »Geistige Gesundheit ist ein Privileg, Mr. Weil, kein verbrieftes Recht. Sie sind in allen Anklagepunkten schuldig. Wir sind jedoch keine grausamen Menschen. Dieses eine Mal werden wir Sie noch mit einer Verwarnung davonkommen lassen. Doch wir leben in äußerst schweren Zeiten. Bei ihrer nächsten Straftat - und sei sie nur eine solche Bagatelle wie der Bericht über diese Begegnung an den Kleinen General - könnten wir gezwungen sein, ohne die Formalität einer Anhörung das Urteil zu vollstrecken.« Der Richter legte eine Pause ein. »Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Zögernd nickte Gunther.
    »Dann ist Ihnen gestattet, sich zu entfernen.«
    Auf dem Weg nach draußen gab ihm eine der Anzuggestalten seinen PeCe zurück.

    FÜNF LEUTE. ER WAR SICHER, daß nicht mehr an der Sache beteiligt waren. Vielleicht noch einer oder zwei, aber das war alles. Posner mußte bis zum Bauch in der Sache mit drinstecken, davon war er überzeugt. Es dürfte nicht allzu schwer sein herauszufinden, wer die anderen waren.
    Er wagte nicht, sich dem Risiko auszusetzen.
    Am Ende der Schicht fand er Ekatarina bereits schlafend vor. Sie sah abgehärmt und ungesund aus. Er kniete neben ihr nieder und strich ihr sanft mit dem Handrücken über die Wange.
    Flatternd öffneten sich ihre Augenlider.
    »Oh, he ... ich wollte dich nicht aufwecken. Schlaf wieder ein, ja?«
    Sie lächelte. »Du bist süß, Gunther, aber ich habe sowieso bloß ein kurzes Nickerchen gemacht. Ich muß in fünfzehn Minuten auf den Beinen sein.« Sie schloß die Augen wieder. »Du bist der einzige, dem ich noch wirklich trauen kann. Alle lügen mich an, geben mir falsche Informationen, schweigen, wenn ich über etwas Bescheid wissen müßte. Du bist der einzige, auf den ich zählen kann, der mich über alles unterrichtet.«
    Du hast Feinde, dachte er. Sie nennen dich Kleiner General, und es gefällt ihnen nicht, wie du die Dinge lenkst. Sie sind noch nicht soweit, daß sie direkt gegen dich vorgehen können, aber sie haben ihre Pläne fertig. Und sie sind skrupellos.
    Laut sagte er: »Schlaf noch ein bißchen.«
    »Alle sind gegen mich«, murmelte sie. »Scheißkerle!«

    DEN NÄCHSTEN TAG verbrachte er damit, durch die Instandhaltungshallen für die Luftleitungssysteme zu
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