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Eines Greifen Ei

Eines Greifen Ei

Titel: Eines Greifen Ei
Autoren: Michael Swanwick
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Kisten mit Bioflops konferierten. Sie waren tief über Ekatarinas PeCe gebeugt und lauschten dem KMP.
    »Haben Sie erwogen, Ihre Industrie zu verstaatlichen?« fragte die Kapitänin. »Damit hätten wir das Gelände zur Verfügung, das wir brauchen, um die Neue Stadt aufzubauen. Mit Hilfe einiger vollverdrahteten Einrichtungen könnte Bootstrap gesteuert werden, ohne daß jemand den Fuß hineinzusetzen brauchte.«
    Gunther war zu weit entfernt, um die Antwort des KMP zu hören, doch er sah, daß beide Frauen lachten. »Nun«, sagte Ekatarina, »zumindest müssen wir die Bedingungen mit der Elternkorporative neu aushandeln. Wenn nur ein einziges Schiff funktionsfähig ist, können Menschen nicht so leicht ersetzt werden. Physische Gegenwart ist eine wertvolle Ware geworden. Wir wären töricht, daraus keinen Nutzen zu ziehen.«
    Er ging weiter, tiefer in den Schatten, wanderte ziellos umher. Schließlich war vor ihm ein Licht, und er hörte Stimmen. Eine war die Krishnas, doch er sprach schneller und kraftvoller, als er es von ihm gewöhnt war. Neugierig blieb er dicht vor der Tür stehen.
    Krishna befand sich mitten im Labor. Vor ihm stand Beth Hamilton und nickte unterwürfig. »Ja, Sir«, sagte sie. »Das werde ich erledigen. Jawohl.« Verdutzt erkannte Gunther, daß Krishna ihr Befehle erteilte.
    Krishna blickte auf: »Weil! Du bist genau der Mann, den ich im Begriff war zu suchen.«
    »Ach ja?«
    »Komm rein, trödele nicht herum!« Krishna lächelte und winkte ihn heran, und Gunther hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen. Er sah jetzt wie ein junger Gott aus. Die Kraft des Geistes tanzte in seinen Augen wie Feuer. Es war seltsam, daß Gunther bisher noch nie aufgefallen war, wie groß er war. »Sag mir, wo Sally Chang ist«, sagte Krishna.
    »Ich weiß ... ich meine, ich kann nicht. Ich ...« Er hielt inne und schluckte. »Ich glaube, Sally Chang muß wohl tot sein.« Und dann fuhr er fort: »Krishna? Was ist mit dir geschehen?«
    »Er hat seine Forschungen beendet«, antwortete Beth.
    »Ich habe meine Persönlichkeit von oben bis unten neu gestaltet«, erklärte Krishna. »Ich bin kein halber Krüppel mehr vor lauter Schüchternheit - hast du das nicht gemerkt?« Er legte Gunther eine Hand auf die Schulter, und sie war warm und angenehm. »Gunther, ich will dir nicht erzählen, welche Mühe es war, genügend Mediatoren aus den Spuren früherer Experimente zusammenzukratzen, um diesen Versuch an mir selbst zu machen. Aber es funktioniert. Wir haben eine Behandlungsmethode, die unter anderem zur umfassenden Heilung aller Betroffenen in Bootstrap dienen könnte. Aber um das zu schaffen, brauchen wir die Mediatoren, und sie sind nicht hier. Jetzt sage mir, warum du annimmst, daß Sally Chang tot ist.«
    »Na ja ... ähm ... ich suche sie seit vier Tagen. Und das KMP hat auch nach ihr gesucht. Du hast dich während der ganzen Zeit hier verkrochen gehabt, deshalb kennst du die Irren vielleicht nicht so gut wie wir anderen. Aber sie sind nicht besonders stark im Planen. Die Wahrscheinlichkeit, daß einer von ihnen durch aktives Vorgehen einer so gründlichen Aufspürungsbemühung entgeht, ist praktisch gleich Null. Das einzige, was ich mir vorstellen könnte, ist, daß sie es bis an die Oberfläche geschafft hat, bis die Wirkung bei ihr eingesetzt hat; daß sie dann in einen Wagen gestiegen ist und den Fahrer angewiesen hat, so lange zu fahren, wie ihr Sauerstoff reicht.«
    Krishna schüttelte den Kopf und sagte: »Nein. Das deckt sich einfach nicht mit Sally Changs Charakter. Beim besten Willen kann ich mir nicht ausmalen, daß sie sich selbst umbringt.« Er zog eine Schublade auf: Reihen um Reihen glänzender Zylinder. »Das könnte eine Hilfe sein. Erinnerst du dich, wie ich dir sagte, daß zwei Behälter mit mimetischen Überträgern fehlen, nicht nur der schizomimetische?«
    »Dunkel.«
    »Ich war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um mir deswegen Sorgen zu machen, aber war das nicht merkwürdig? Warum sollte die Chang einen Behälter mitnehmen und keinen Gebrauch davon machen?«
    »Was befand sich in dem zweiten Behälter?« fragte Beth Hamilton.
    »Die Substanz der Paranoia«, sagte Krishna. »Oder vielmehr ein hinlänglich guter chemischer Analogstoff. Nun, Paranoia ist eine seltene Krankheit, jedoch eine faszinierende. Sie ist gekennzeichnet durch ein kompliziertes, aber in sich konsequentes System von Trugbildern. Eine paranoide Patientin verfügt über intellektuelle Funktionen und ist weniger
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