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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen
Autoren: Colleen Gleason
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genarrt“, fuhr Seton fort, ihn zu verhöhnen, während er um den Tisch tanzte, seine Augen blitzten siegesgewiss. „Madelyne ist meine Tochter.“

Dreißig
     
    Die Zeit für Seton de Masin zu kommen – wie er es geschworen hatte –, um das kleine Seitentor zu öffnen, war schon längst verstrichen.
    Gavin verbot sich in dem Moment jedes Gefühl. Er konzentrierte sich nur noch auf dieses von Fackeln erleuchtete Tor, beobachtete das graue Holz, verwittert vom Alter, das ihn von seiner Liebsten trennte – nein, daran würde er nicht denken.
    Schau nur auf die Tür. Warte darauf, dass sie sich öffnet. Zähle die Nägel darin, schau dir die Maserung und die Fasern des Holzes an.
    Es öffnete sich nicht.
    Schau in dem trüben Licht hier nur auf die Fasern, aus denen sich jedes Brett davon zusammensetzt.
    Es öffnete sich nicht.
    Seine Nerven schrien, aber er sah nur dorthin. Er hörte das unruhige Scharren der Füße seiner Männer nicht. Er sah nicht, wie sie ihrerseits ihn beobachteten.
    Er blickte nicht in den Nachthimmel hoch, übersät von Sternen und einem tief hängenden Mond. Er erkannte nur Stille, schwarze Stille in allem hier – Wut, die tief unten brodelte, die gleich hervorbrechen würde.
    Er ließ es nicht zu. Er starrte, packte den Griff seines Schwertes und wartete. Immer noch.
    Und immer noch blieb das Tor verschlossen.
    * * *
    „Nein!“, kreischte Fantin, der mit seinem Schwert mitten in der Luft erstarrte. „Verlogener Hurensohn!“
    Madelyne erkannte ihren eigenen Schock als Widerspiegelung auf seinem Gesicht. Ihr ganzer Leib zitterte vor entsetzlicher Kälte und vor Ungläubigkeit, aber da kroch auch etwas Warmes in ihr hoch. Dieser Wahnsinn floss nicht durch ihre Adern. Ihre Liebe dazu, Gott zu dienen, war aufrichtig und kam ihr aus dem Herzen ... nicht aus den abartigen, perversen Gelüsten von Fantin de Belgrume.
    Seton blieb nicht stehen, hielt seinen Schwertarm hoch, verhöhnte Fantin. „All diese Jahre über wusste ich, dass sie von meinem Blute ist und dass sie – sicher vor Euch versteckt – weiterlebt. Ich habe dafür gesorgt, dass es so kam. Warum denkt Ihr, bin ich denn all diese Jahre in Euren Diensten geblieben?“
    „Nein! Es ist nicht wahr!“ Fantins Stimme war jetzt nur noch ein hoher, greller Schrei und zerbrach dann wie Staub. „Nein! Lady Anne hätte niemals das Lager mit einem wie Euch geteilt ... und Ihr erzählt mir Lügen ohne Wahrheit darin, Seton de Masin! Ihr werdet mich nicht von meinem großen Vorhaben abbringen, denn ich bin der Erwählte !“
    Seton riss sich den Ärmel seiner Tunika hoch und legte sein Handgelenk frei – immer noch tänzelte er und kam dabei immer näher an Madelyne heran. „Seht her, Fantin – hier ist der Beweis, den Ihr braucht. Sie und ich haben das gleiche Muttermal am Handgelenk, das meine Mutter und vor meiner Mutter ihr Vater hatten, so wie wir beide auch. Sie ist meinen Lenden entsprossen. Madelyne ist nicht Eure Tochter und sie wird nicht hier unter Eurem Schutz verbleiben, um in der Finsternis Eurer Welt zu leben. Dafür werde ich sorgen.“
    Mit diesen Worten machte Seton einen Satz über den Tisch, stieß dabei Schüsseln und Teller beiseite, als er neben Madelyne landete und auch gegen Trickys Schemel krachte, was sie zu Boden fallen ließ.
    Seton griff nach einem langen Holzbesen, wirbelte damit herum und verfehlte Fantin damit nur um ein Haar. Er verlagerte seinen Griff daran und hielt die Stange jetzt wie eine Lanze an seiner Seite, als plötzlich etwas durch das Zimmer geflogen kam und Seton – mit einem dumpfen Knall – neben Tricky auf den Boden fiel.
    Madelyne schrie schwach, als sie den kleinen, schwarzen Ball erkannte, der ihrem gerade gefundenen Vater gegen die Stirn geprallt war, und sie blickte rüber zu Tavis, der eine Lederschlinge in den Händen hielt.
    „Meister!“, schrie er und Entsetzen huschte über sein Gesicht als er Fantin anstarrte.
    Als sie den Kopf drehte, sah Madelyne, dass ihr Vater eine Metamorphose durchlaufen hatte. Wohingegen er zuvor geglüht hatte, vor Eifer und mit brennenden Augen ... zog sich sein Gesicht jetzt zusammen, eine Fratze, die immer dunkler wurde und zu zerbersten drohte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und seine Augen waren nur noch wütende, schwarze Schlitze. Und sein Mund ... Madelyne schluckte, als sie sah, wie seine Lippen zuckten und zerrten, sich verzogen, als würde ein winziger Faden an ihnen ziehen – als würde ein Puppenspieler sie beherrschen.
    Ein
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