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Eine wie Alaska

Titel: Eine wie Alaska
Autoren: J Green
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hin. Ich zog. Hustete. Keuchte. Schnappte nach Luft. Hustete wieder. Übergab mich fast. Klammerte mich schwindelig an die schaukelnde Bank, warf die Zigarette auf den Boden und trat sie aus mit der Überzeugung, dass mein großes Vielleicht auf keinen Fall Zigaretten beinhalten würde.
    »Kettenraucher?« Er lachte, dann zeigte er auf einen weißen Punkt auf der anderen Seite des Sees. »Siehst du das?«
    »Ja«, sagte ich. »Was ist das? Ein Vogel?«
    »Das ist der Schwan«, sagte er.
    »Wow. Eine Schule mit Schwan. Cool.«
    »Dieser Schwan ist die Brut des Teufels. Geh bloß nie näher ran als jetzt.«
    »Warum?«
    »Er hasst Menschen. Hat wahrscheinlich mal schlechte Erfahrungen gemacht. Er reißt dich in Fetzen. Der Adler hat ihn hergebracht, damit wir nicht um den See rum gehen, um zu rauchen.«
    »Der Adler?«
    »Mr. Starnes. Codename: Der Adler. Der Kontaktlehrer. Die meisten Lehrer wohnen auf dem Schulgelände, und jeder von ihnen kann dich dran kriegen. Aber der Adler ist der einzige, der im Schlafsaalring wohnt, und er sieht alles. Er riecht Zigarettenrauch fünf Kilometer gegen den Wind.«
    »Wohnt er nicht gleich da drüben?«, fragte ich und zeigte auf ein Haus hinter uns. Trotz der Dunkelheit war es klar zu sehen, und so folgerte ich, dass wahrscheinlich auch wir zu sehen waren.
    »Ja, aber der Adler geht erst in Blitzkrieg-Modus, wenn das Schuljahr angefangen hat«, sagte Chip gleichgültig.
    »Gott, wenn ich Ärger kriege, bringen mich meine Eltern um«, sagte ich.
    »Ich nehme an, du übertreibst. Andererseits, Ärger kriegst du sowieso. Nur müssen deine Eltern in 99 Prozent der Fälle davon nichts mitkriegen. Denn genauso wenig wie du willst, dass deine Eltern dich für einen Versager halten, will man hier in der Schule, dass deine Eltern denken, du wärst hier einer geworden.« Er blies eine dünne Rauchfahne in Richtung des Sees. Ich muss zugeben: Er sah cool dabei aus. Irgendwie größer. »Egal. Jedenfalls, wenn du Ärger kriegst, darfst du auf keinen Fall irgendjemanden mit reinziehen. Verstehst du, ich hasse die reichen Rotzlöffel hier mit einer Abscheu, die ich sonst nur für den Zahnarzt und meinen Vater aufbringe. Heißt aber nicht, dass ich sie je verpfeifen würde. Das allerhöchste Gebot hier lautet, dass du nie, nie, nie jemanden verpfeifen darfst.«
    »Okay«, sagte ich, während ich überlegte: Wenn mir jemand ins Gesicht schlägt, soll ich sagen, ich wäre gegen die Tür gerannt? Schien mir irgendwie idiotisch. Wie sollte man mit Schlägern und Arschlöchern fertig werden, wenn man nichts gegen sie unternehmen durfte? Aber das sagte ich nicht zu Chip.
    »Alles klar, Pummel. Meine Stunde hat geschlagen. Ich habe die einsame Pflicht, mich mal nach meiner Freundin umzusehen. Also gib mir ein paar von den Kippen, die du eh nicht rauchst, und wir sehen uns dann später.«
    Ich beschloss, noch ein wenig auf der Schaukel sitzen zu bleiben, teils, weil die Hitze allmählich nachließ und die Temperatur auf angenehme, wenn auch feuchte, paarundzwanzig Grad gefallen war, teils, weil ich hoffte, dass Alaska vielleicht noch vorbeikam. Doch kaum war der Colonel weg, kamen die Mücken. Schwärme von Sandfliegen (die sich nicht auf den Sand beschränkten) und Moskitos umschwirrten mich, und das hohe Fiepen ihrer Flügel hörte sich wie eine kakophonische Big Band an. Und so beschloss ich, doch zu rauchen.
    Ich habe wirklich gedacht: Der Rauch wird die Mücken vertreiben. Und in gewissem Maße half es auch. Allerdings würde ich lügen, wenn ich behauptete, ich hätte mit Rauchen angefangen, nur um Insekten fernzuhalten. Ich fing mit Rauchen an, weil ich erstens allein am See in einer Hollywoodschaukel saß, zweitens ein Päckchen Zigaretten hatte, und drittens, weil ich fand, wenn alle anderen Zigaretten rauchen konnten, ohne sich die Lunge aus dem Hals zu husten, dann konnte ich das verdammt noch mal auch. Kurzum, ich hatte keinen besonders guten Grund. Also belassen wir es bei viertens, wegen der Mücken.
    Ich schaffte drei ganze Züge, bevor mir schlecht und schwindelig wurde und ich einen nur halb unangenehmen Rausch verspürte. Dann stand ich auf und wollte gehen. Im gleichen Moment rief eine Stimme hinter mir:
    »Und du kannst wirklich letzte Worte auswendig?«
    Sie rannte auf mich zu, packte mich an der Schulter und drückte mich zurück auf die Schaukel.
    »Ja«, sagte ich. Dann fügte ich zögernd hinzu: »Willst du es testen?«
    »JFK.«
    »Das ist offensichtlich«, antwortete
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