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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen
Autoren: Kurt Mahr
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sicher, daß die Broadway-Bewohner bereit sein würden, die Aufgabe zu verstehen, die die Expeditionscharta ihnen vorschrieb. Er war sich nicht einmal darüber im klaren, ob er sie bewegen konnte, das Schiff nach der Landung zu verlassen.
    Jedesmal, wenn Ashley Bannister über die Lage an Bord der CONQUEST nachdachte, kamen ihm Zweifel an der Wahrheit jenes alten Bildes, das den Menschen als die Krone der Schöpfung zu zeichnen versuchte. Wie hatte so etwas geschehen können?
    »Wieder am Kopfschütteln, wie?« sagte eine Stimme hinter Ashley Bannister.
    Er wandte sich um und sah Professor Scarlati, den Leiter des wissenschaftlichen Teams. Seine Laune besserte sich augenblicklich. Guido Scarlati war ein Mann, mit dem man reden konnte.
    »Was bleibt mir anderes übrig?« sagte Ashley und hob die Schultern. »Ich verstehe die Welt nicht mehr.«
    »Und ich deine Blüte nicht.«
    »Wie …?«
    »Die Blüte, die du mir vor ein paar Stunden gabst! Woher hast du sie?«
    »Ich fand sie auf dem Boden meiner Kabine. Hast du sie untersucht?«
    »Nach Strich und Faden. Solche Blüten gibt es nicht. Das Gewebe ist von völlig ungewöhnlicher Art, die Zellstruktur widerspricht allem, was die Botanik je gelehrt hat, und das Gen-Muster läßt sich nirgendwo einreihen.«
    Ashley Bannister machte eine Gebärde der gespielten Verzweiflung.
    »Also haben wir ein Geheimnis mehr an Bord, nicht wahr?« sagte er.
    Scarlati war ernst.
    »Du willst mir nicht sagen, wie du zu der Blüte gekommen bist?«
    »Ich fand sie.« Es war eine Spur von Unwillen in Bannisters Stimme. Er hatte sich fest vorgenommen, niemand von seinem Traum zu erzählen. »Sie lag auf dem Boden. Mehr weiß ich nicht.«
    Scarlati sah ihn lange an.
    »So wird’s sein«, sagte er schließlich und ging langsamen Schritts davon. Ashley Bannister empfand das Bedürfnis, ihn zurückzurufen und ein paar zusätzliche Erklärungen abzugeben. Aber wie hätte er das tun sollen, ohne das Geheimnis seines Traumes zu verraten?
     
    Die CONQUEST näherte sich der Sonne auf einer Bahn, die einen spitzen Winkel mit der allgemeinen Ebene der Ekliptik bildete. Es dauerte geraume Zeit, bis man die Erde lokalisiert hatte. Die Schwierigkeiten kamen nicht überraschend, und doch riefen sie Enttäuschung hervor. Sie waren, wie Bob Koenig, der Erste Pilot, sich drastisch ausdrückte, gewissermaßen der letzte Nagel im Sarg der Hoffnung, es könne womöglich doch noch intelligentes Leben auf Terra geben.
    Jeder von einer technischen Zivilisation besiedelte Planet besitzt eine charakteristische, nicht-thermische Emission im Bereich der niederen Frequenzen des elektromagnetischen Spektrums. Sie wird von den Kommunikationsmitteln wie Funk und Fernsehen verursacht und ist so ausgeprägt, daß sie über bedeutende Entfernungen hinweg nachgewiesen werden kann.
    Im Fall der Erde ließ sich der Nachweis, nicht durchführen. Es gab keine elektromagnetische Kommunikation mehr auf der Heimatwelt der Menschheit. Es wunderte daher niemand, daß die CONQUEST auf ihre Radiosignale keine Antwort erhielt.
    Terra war tot.
    In einem Erdabstand von 1,8 Astronomischen Einheiten war die Restfahrt des großen Raumschiffs vollends aufgezehrt. Bob Koenig begann mit dem Manövrieren. Die innere Kugel der CONQUEST wurde in Drehung versetzt, damit die Anwohner des Broadways nicht auf die gewohnte Schwerkraft zu verzichten brauchten.
    Der Broadway war übrigens auch Ashley Bannisters Ziel. Es geschah nicht oft, daß er die Gegend aufsuchte, in der die Menschen über die neuesten (aber schon hundertmal gesehenen) Filme, über ihre aufregenden Amouren, über die letzte, soeben erst erfundene Variante des Stierkampfs oder des Football-Spiels, aber so gut wie nie über die Raumfahrt sprachen. Aber einmal alle paar Monate zog es ihn dort »hinunter« – wobei er sich darüber im klaren war, daß sich hinter der Bezeichnung der Richtung ein unterbewußtes soziologisches Urteil verbarg. Einmal alle fünfzig oder sechzig Tage mußte er sich mit jemand unterhalten, dessen Denkprozesse in grundsätzlich anderen Bahnen verliefen als die seinen.
    Birte Danielsson. Die Zeit hatte den Schmerz geläutert und vor allen Dingen gemildert. Aber vor knapp zwei Jahren hatte es Tage gegeben, als er meinte, er müsse zerbrechen. Kurz nach dem Start von Kronos hatten Birte und er sich entschlossen, die Ehe einzugehen. Sie war von kurzer Dauer gewesen. Ashley Bannister war ein Mann, der ganz in seiner Aufgabe aufging. Birte Danielsson war
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