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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
Autoren: Teresa Medeiros
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Kanincheneintopf in eine Schüssel und warf seiner Gefangenen einen argwöhnischen Blick zu.
    Sie saß bei den Bäumen am Rand der Lichtung, verzichtete auf die wohlige Wärme des Feuers und auf seine Gesellschaft. Die Schatten der ausladenden Äste über ihr sahen auf ihrer Haut wie blaue Flecken aus. Die letzten Haarnadeln waren ihr aus der Frisur gerutscht, sodass ihre kupferfarbenen Locken ein wildes Durcheinander abgaben. Sie saß da, die schlanken Arme um sich geschlungen, und die fleckigen Überreste ihres ehemals eleganten Brautkleides boten nur mäßig Schutz gegen den scharfen Wind so hoch oben in den Bergen. Trotz des verlassenen Anblicks, den sie bot, war ihr weicher Mund immer noch trotzig verzogen und das spitze kleine Kinn aufmüpfig gereckt. Sie blickte an ihm vorbei in die knisternden Flammen des Lagerfeuers, als könnte sie machen, dass er und seine Männer sich in Luft auflösten, einfach, indem sie sie völlig ignorierte.
    Jamie runzelte die Stirn. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass die junge Braut des Earls irgendeine verweichlichte englische Miss wäre, nicht zu hell im Kopf und leicht einzuschüchtern. Nach dem, was er über die Hepburns wusste, hatte er angenommen, der alte Sack würde sich absichtlich ein Mädchen aussuchen, bei dem am ehesten davon auszugehen war, dass es im Kindbett starb, gleich nachdem es den sich windenden Erben dem Kindermädchen in die Arme gedrückt hatte, das das Kind aufziehen würde.
    Aber ihre trotzige Zurschaustellung von Aufsässigkeit trotz ihrer Furcht – sowohl in der Klosterkirche als auch hier auf der Lichtung – hatte ihn beunruhigt und einen Funken von Bewunderung in ihm geweckt, den er sich nicht leisten konnte. Schließlich bedeutete ihm das Mädchen herzlich wenig, war nur ein Mittel zum Zweck; eine kurze Unannehmlichkeit, die er wieder loswerden würde, sobald Hepburn die Forderung erfüllte, die ihm in ein paar Tagen überbracht werden würde.
    Jamie hatte das Gefühl, als habe er ein Leben lang auf diesen Moment gewartet, nur dass ihm jetzt aber die Zeit ausging. Doch er war immer noch entschlossen, dem Hepburn einen Tag oder zwei Zeit zu geben, damit er das grimmige Schicksal bedenken konnte, das seine unschuldige junge Braut in den Händen seines Erzfeindes befallen würde, falls er sich weigerte einzuwilligen.
    Ein eiskalter Windstoß durchdrang die Zweige der Kiefern und fuhr über die Lichtung. Obwohl es sich auf Jamies abgehärteter Haut nicht mehr als eine kühlere Brise anfühlte, zitterte das Mädchen und schlang die Arme fester um sich, bis seine Knöchel ganz weiß schimmerten. Jamie nahm an, die geraden kleinen Zähne der Kleinen waren nicht länger in ohnmächtiger Wut zusammengebissen, sondern um zu verhindern, dass sie klapperten.
    Mit einem leisen Fluch auf Gälisch richtete er sich auf und ging zu seiner Gefangenen. Er blieb direkt vor ihr stehen und hielt ihr die Schüssel mit dem Eintopf hin. Sie starrte weiter stur geradeaus, verschmähte ihn und seine armselige Gabe.
    Seine Hand wankte nicht. »Wenn Sie vorhaben zu verhungern, nur um mich zu beschämen, Mädchen, so lassen Sie sich sagen, es wird Ihnen nicht gelingen. Ihr kostbarer Bräutigam würde Sie warnen, dass weder ich noch irgendwer von meinen Leuten Scham kennen.«
    Er hielt ihr die Schüssel unter die hochmütige kleine Nase, versuchte sie mit dem köstlichen Duft absichtlich zu verführen. Ihr Magen verriet sie mit einem lauten Knurren. Mit einem ergrimmten Blick zu ihm riss sie ihm die Schüssel aus der Hand.
    Er schaute zu, hin und her gerissen zwischen Triumph und Belustigung, wie sie den grob geschnitzten Holzlöffel benutzte, um sich mehrere gehäufte Löffel von dem Essen einzuverleiben. Es war ein unerwartetes Vergnügen zuzusehen, wie die Farbe in ihre Wangen zurückkehrte, während der Eintopf ihr den Magen wärmte. Er hatte gerüchteweise gehört, die Braut des Earls sei keine große Schönheit, aber ihre sommersprossigen Wangen und die fein geschnittenen Züge besaßen einen eigenen Liebreiz, den nur wenige Männer leugnen konnten. Gegen seinen Willen wurde sein Blick immer wieder von ihren weichen Lippen angezogen, als sie sich um das Ende des Löffels schlossen, von ihrer rosa Zungenspitze, mit der sie ihn ableckte.
    Der unschuldige Anblick weckte einen überraschenden Hunger tief in seinem eigenen Bauch. Von der Angst verleitet, dass er am Ende zurückknurren könnte, wandte er sich ab.
    »Wie lange genau soll ich Ihre Gefangene sein, Sir?«,
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