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Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen

Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen

Titel: Eine Urwaldgöttin darf nicht weinen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vater helfen.«
    »Auf einer Pflanzung?«
    »Nein. Im Krankenhaus. Er ist Arzt.«
    »Und Sie wollen auch einmal Ärztin werden?«
    »Erraten. Wenn Sie mich sehen wollen, müßten Sie schon krank werden.«
    »Das soll ein Vorschlag sein.« Hellmut Peters lehnte sich lachend zurück. »Übermorgen werde ich eingeliefert! Wollen wir wetten? Ganz schwerer Fall: zerbrochenes Herz. Völlig zersplittert.«
    »So neu ist das auch wieder nicht –«
    »Glauben Sie?«
    »Aber immer wieder wirksam.«
    Das Flugzeug ruckelte etwas, als wenn ein Windstoß es packte und kurz durchrüttelte. Keiner achtete darauf, nur Schwester Rudolpha, die vor Gloria saß, griff sich nervös an die Haube.
    »Was war das?« fragte sie laut. Der Pater vor ihr, ein stiller, bärtiger Mann, der seit 30 Jahren mit einem flachen, kleinen Motorboot über die einsamsten Flüsse fuhr, um unbekannte Indianerstämme zu bekehren, schüttelte den Kopf.
    »Nichts, Schwester. Ein Luftloch. Das ist normal.« Er steckte sich eine lange, schwarze Zigarre an und rauchte genußvoll.
    Schwester Rudolpha, die Präfektin des Klosters und Internats von Leticia, flog nach Porto Velho, weil ihr Bruder als Krankenpfleger bei Dr. Pfeil arbeitete. Auch sie freute sich auf 14 Tage Ruhe, wollte viel lesen und an ihren Erinnerungen schreiben. 45 Jahre unter Indianern. Mein Gott, was kann man da alles erzählen!
    Pater Juan Santo flog nach Porto, um sich dort mit Missionskollegen zu einem Gedankenaustausch zu treffen. Ferner saßen im Flugzeug ein spanischer Vermessungsingenieur, ein dicker Pflanzer und drei Halbindios, die irgendwo – das war ihr großes Geheimnis – tiefdunkle Rubine gefunden hatten und nun in Porto eine mineralogische Untersuchung der Steine vornehmen lassen wollten.
    Wieder ruckte das Flugzeug, pendelte durch die Luft, als hänge es an einem Faden, und schnurrte dann weiter.
    Im Cockpit saß der Pilot Pedro Dalques mit verkniffenem Mund und hantierte an verschiedenen Hebeln. »Der linke Motor spuckt!« sagte er zu dem Funker, der seinen Kopfhörer abgelegt hatte und gemütlich ein Butterbrot aß. Auf dieser langweiligen Strecke nahm man es nicht so genau. Wenn man ab und zu die Position durchgab, war's genug. Hier, über dem unerforschten Land zwischen Rio Kiruá und Rio Tapauá, würden nie Flugzeuge in der Luft zusammenstoßen. Das wäre schon ein echtes Wunder. Hier war man allein.
    »Irgend etwas stimmt mit dem Benzin nicht.«
    »Soll ich aussteigen und die Leitungen durchpusten?« fragte der Funker gemütlich.
    »Idiot!« Pedro Dalques gab mehr Gas. Die beiden Motoren donnerten auf. Aber dann stockte plötzlich der dröhnende Ton, ein lautes Tuckern mischte sich dazwischen, ein dumpfer, nicht sehr lauter, fast wie ein in Watte gepackter Knall, und aus dem linken Motor schoß eine rötliche, flatternde Fahne.
    »Feuer!« schrie Pedro. »Jesus und Maria!«
    Er starrte nach unten. Zweitausend Meter tiefer lag die geschlossene Decke des Urwaldes. Kein Fluß, kein Kahlschlag, nichts, wo man landen konnte, nur diese verdammten wiegenden Baumwipfel, turmhoch über der Erde, Millionen Äste, die wie Krallen in den Himmel ragten.
    »Gib SOS!« schrie Pedro. Der Funker hatte sein Butterbrot hinter sich geworfen und stülpte sich die Kopfhörer über. »Ich muß runter, ganz gleich wie.«
    »Wahnsinn, Pedro!«
    »Sollen wir in der Luft explodieren? Gib die Position durch, sag, daß wir …«
    »Wo sind wir überhaupt?« Der Funker starrte in die Tiefe. »Haben wir noch normalen Kurs?«
    »Idiot! Lies ihn ab!« Der Motor brannte jetzt mit einer deutlichen Flamme. Schwarzer Qualm quoll über die linke Tragfläche. Das Öl!
    Es frißt sich weiter bis zu dem linken Tank, dachte Pedro. Nur noch ein paar Minuten, dann sind wir eine zerplatzende Bombe. O Gott im Himmel, hilf uns doch …
    Er erinnerte sich an einen Zeitungsbericht, in dem geschildert wurde, wie ein mutiger Pilot sein brennendes Flugzeug rettete, indem er im Sturzflug herunterjagte und durch die ungeheure Zugluft das Feuer ausgeblasen wurde. Kurz über dem Boden konnte er die Maschine wieder abfangen und landen.
    Aber wo hier landen? In den Ästen der Urwaldbäume? Noch arbeitete der rechte Motor. Vielleicht gelang es, mit ihm bis Porto Velho zu kommen, wenn der linke gelöscht werden konnte.
    »Festhalten!« schrie Pedro. »Ich versuche es!«
    Der Funker hatte gerade das dritte SOS und die Nummer des Fluges hinausgefunkt, als sich die Maschine steil nach unten stellte. Er wurde in den Sitz gepreßt und
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