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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady
Autoren: Emma Wildes
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kalten Hände in seine und hielt sie sanft umfasst. Sein Blick irrte umher, suchte ihren. Sie spürte, wie er ihr bis auf den Grund der Seele blickte. »Tust du das? Vertraust du mir so sehr, dass du es wagst, einen Mann mit meinem Ruf zu nehmen?«
    Kniete der Duke of Rothay tatsächlich zu ihren Füßen und machte ihr einen Heiratsantrag? Jede Frau Londons würde in Verzückung geraten, wenn sie an ihrer Stelle wäre.Vielleicht sogar jede Frau Englands … oder sogar auf dem ganzen Kontinent …
    »Nicholas.« Ihre Stimme war nur ein heiseres Flüstern.
    »Ein ›Ja‹ wäre vonnöten, damit meine Nervosität abklingt, Caroline.«
    Nicholas Manning war nervös? Sie konnte das leise Zittern in seinen gebräunten Fingern spüren, die ihre umfasst hielten. Ein angespannter Zug lag um seinen Mund, den sie noch nie gesehen hatte. Verschwunden war der arrogante Aristokrat und hatte dem Mann Platz gemacht, in den sie sich so schnell verliebt hatte. Der zärtliche, aufmerksame Liebhaber, der sich der Verlockung verweigerte, um eine ängstliche Frau zu beschwichtigen, der Mann, der traumhaftes Mondlicht am Abend mit romantischen Tänzen auf der Terrasse versponn und sinnliche, heimliche Fahrten in einer Kutsche arrangierte.
    »Ja.«
    Die Spannung wich von ihm, und seine Finger schlossen sich um ihre. Das Strahlen seines Lächelns barg grenzenlosen Triumph. Er kniete noch immer vor ihr und meinte: »Ich habe mir den Kopf zerbrochen und mir überlegt, wie es wohl am romantischsten wäre, wenn ich dich frage. In keiner dieser Vorstellungen
habe ich mir ausgemalt, dieser Schuft Wynn könne die Sache beschleunigen.« Er zögerte und fügte ironisch hinzu: »Ich fürchte, ich habe noch nie einen Antrag gemacht.«
    »Mir wurde auch noch nie ein Antrag gemacht«, gestand Caroline. Die Kehle wurde ihr eng. »Aber soweit ich das beurteilen kann, war das sehr gut.«
    Nicholas hob eine ihrer Hände zu seinem Mund und setzte einen Kuss auf die Oberseite ihrer Finger. Eine dunkle Braue hob sich. »Vergib mir, wenn ich jetzt schon wie ein selbstherrlicher Ehemann klinge, ehe wir überhaupt unsere neuen Schwüre gesprochen haben, aber deine Tage als Richterin sind vorbei, mein Liebling.«

Epilog
    Der Seidenschal glitt von ihren Schultern, und Caroline schluckte gegen die Nervosität an, die ihre Kehle eng werden ließ. Der Lakai huschte mit ihrem Schal davon, und sie spürte den sanften Druck der Hand ihres Ehemanns, die auf ihrem Rücken ruhte.
    Nicholas blickte ernst auf sie hinab. »Bist du wirklich sicher, dass du das hier schaffst? Du hast dich heute früh nicht wohl gefühlt. Ich kann jederzeit die Kutsche zurückrufen lassen.«
    Sie lächelte und hoffte, es war überzeugend. »Wir müssen das hier irgendwann machen. Jetzt ist so gut wie jeder andere Zeitpunkt.«
    Es war besser, wenn sie es jetzt taten als in ein paar Monaten, auch wenn er das noch nicht wusste. Die Vermutung, sie könne ein Kind unter dem Herzen tragen, erfüllte sie mit überschäumender Freude, auch wenn sie es noch nicht glauben konnte. Ihre Blutung war stets sehr pünktlich, aber dieses Mal war sie ein paar Tage verspätet. Und es gab weitere Anzeichen, die darauf hinwiesen, wie auch ihre frühmorgendliche Unpässlichkeit. Auch wenn es nicht gerade eine Freude war, jeden Morgen ihren Mageninhalt von sich zu geben, war der Gedanke, mit seinem Kind schwanger zu sein, für sie der Himmel.
    Jener Nachmittag im Tal in Essex. Es war damals passiert. Irgendwie war sie sich da sicher.

    »Ich stimme dir zu. Lass es uns so rasch wie möglich hinter uns bringen. Obwohl ich mich nicht besonders darauf freue.« Neben ihr lächelte Annabel Drake, die neue Countess of Manderville, nervös. Sie sah in dem pfirsichfarbenen Seidenkleid, das ihre Blässe vorteilhaft hervorhob, bezaubernd aus. Ihr goldenes Haar war zu einer komplizierten Frisur hochgesteckt. »Besonders seit in den Zeitungen die Bekanntgabe stand, dass ihr zwei aufgrund unvorhersehbarer Umstände die Wette abgesagt habt, ist der gesamte beau monde neugierig zu erfahren, warum. Ich kann mir vorstellen, dieser Abend wird zumindest sehr interessant. Jeder wird über uns reden.«
    Neben ihr blickte ihr Ehemann amüsiert drein. Derek trug einen eleganten braunen Abendanzug mit cremefarbener Hose. Sein blondes Haar umrahmte jene Gesichtszüge, die so viele Frauenherzen zum Erzittern gebracht hatten. »Ich kann dir versichern, deine Sorge ist unbegründet. Es wird anfänglich ein wenig Geschwätz geben, und dann werden
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