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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady
Autoren: Emma Wildes
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sie die größtmögliche Distanz zum Haus erreicht hatten, ließ sie seine Hand los und wandte sich zu ihm um.
    Ihre Augen - Augen, von denen er dachte, sie seien die schönsten, die er je erblickt hätte - starrten ihn anklagend an. »Du hast selbst zugegeben, dass du es warst, der damit angefangen hast. Du musst ihr jetzt helfen.«

    Er war noch nicht verheiratet und steckte schon in Schwierigkeiten?
    Verblüfft fragte er: »Wem muss ich helfen? Und womit habe ich angefangen?«
    »Ich weiß von Lady Wynns Rolle als Richterin in eurem Wettstreit.«
    Verdammt aber auch. Er öffnete den Mund, um etwas einzuwenden, doch Annabel kam ihm zuvor. »Sie hat mir erzählt, zwischen euch sei nichts passiert. Wenn ich ihre Gefühle für den Duke und ihre Gründe bedenke, warum sie sich überhaupt ins Spiel gebracht hat, glaube ich ihr. Das Problem ist aber, dass das, was du als spielerische Herausforderung an Rothay gedacht hast, jetzt droht, sie zu zerstören. In gewisser Weise bist du für sie verantwortlich, und irgendwie bin ich es auch.«
    Es stimmte, er war an der Wette schuld, aber er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. »Wie zerstört es sie?«
    »Lord Wynn weiß, dass sie sich bereiterklärt hat, eure Richterin zu sein. Ich weiß aus erster Hand, dass er ein gewissenloser Schuft ist. Er hat ihr gedroht, sie gesellschaftlich zu ruinieren, aber erst nachdem er versucht hat, sie tatsächlich zu ruinieren.« Annabel zögerte und zuckte mit ihren schmalen Schultern. »Ich fürchte, ich habe ihn bewusstlos geschlagen.«
    »Wie bitte?« Derek starrte seine zukünftige Braut fassungslos an. »Annabel, würde es dir etwas ausmachen, mich aufzuklären?«
    Kurz fasste sie mit wenigen Worten ihre Geschichte zusammen. Wut flammte in ihm auf, als er von Wynns ruchlosem Angriff auf Caroline hörte. Als Annabel fertig war, konnte er seinen Zorn kaum bezähmen. Er konnte sich nur vorstellen, wie Nicholas sich angesichts dieser Sache fühlte. »Wenn er seine Drohung wahrmacht, hat Wynn den letzten Fehler in seinem erbärmlichen Leben begangen«, sagte er mit zusammengebissenen
Zähnen. »Nick wird ihm ein Gliedmaß nach dem anderen ausreißen. Mehr als das, er wird ihn zum Duell fordern.«
    »Das hoffe ich.« Hier im Garten, umgeben von glänzenden, grünen Blättern und herrlichen Blumen, wirkte Annabel nicht bloß empört, sondern geradezu erzürnt. »Leider weigert sie sich, ihm davon zu erzählen. Ich habe es ihr vorgeschlagen, aber sie wollte nicht auf mich hören und nach ihm schicken lassen.«
    »Warum um alles in der Welt nicht?« Derek verstand Frauen, wenn es um ihre Körper ging, er verstand ihre Empfänglichkeit für romantische Gesten, ihre Anfälligkeit für einen flüchtigen Blick, aber er würde nie die weibliche Logik begreifen.
    »Sie will ihn nicht so zu sich locken. Wenn und falls er zu ihr kommt, dann ist es ihr lieber, er tut es nicht, weil er sich verantwortlich fühlt, sie von etwas zu erretten, das sie ›ihre eigene Narrheit‹ nennt. Sondern weil er sie liebt und es ihr freimütig gesteht. Ich kann sie da absolut verstehen.«
    Ein ironisches Lächeln umspielte seine Lippen. »Doch du wünschst dir, dass ich mich einmische, nicht wahr?«
    »Unbedingt.«

Kapitel 28
    »Sie verstehen mich falsch«, sagte Nicholas in bester aristokratischer Manier. Seine Stimme war eiskalt und unerbittlich. »Es kümmert mich nicht, ob Lord Wynn empfängt oder nicht. Ich werde ihn sehen.«
    Der Diener interpretierte sowohl seinen Gesichtsausdruck als auch die Überzeugungskraft seiner Stimme richtig. Er war jung und fünfzehn Zentimeter kleiner als Nicholas, und seine
bestürzte Miene verriet, dass er sich schlecht gerüstet fühlte, um diese Situation zu meistern. Der Lakai räusperte sich und krächzte: »Er ist indisponiert, Euer Gnaden.«
    »Das kann ich mir vorstellen, dass er das nach allem, was man hört, ist. Dennoch, lassen Sie mich ein, und sagen Sie ihm, dass ich das Haus durchsuchen werde, bis ich ihn finde, wenn er nicht das Rückgrat besitzt, nach unten zu kommen.«
    Angesichts dieser Entschlossenheit ließ der Diener ihn ein. Vermutlich tut er das vor allem, weil ein Mann wie Wynn nicht gerade viel Loyalität weckt, überlegte Nicholas, während der junge Mann beiseitetrat und die Tür aufhielt, damit er die Eingangshalle betreten konnte.
    Man führte ihn in einen Raum, der vermutlich als offizieller Salon diente. Es gab nur wenige Möbel, die nicht direkt schäbig, aber recht abgenutzt waren. Da er wusste, dass
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