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Eine unmoralische Affäre

Titel: Eine unmoralische Affäre
Autoren: Sandra Brown
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und startete den Motor.
Sie bemühte sich, die vorgeschriebene Geschwindigkeit einzuhalten, obwohl sie gern schneller gefahren wäre. Ein weiterer Unfall hätte ihr gerade noch gefehlt. Verletzt oder tot wäre sie ihrer Schwester auch keine Hilfe.
    Ach, Mary, warum wolltest du einfach nicht kapieren, auf wen du dich bei Peter Manning eingelassen hattest? War sie dermaßen hin und weg gewesen von dem charmant lächelnden Typen, der fortwährend in den Klatschspalten der Zeitungen auftauchte, dass sie ihren Verstand ausgeknipst hatte? Peter Manning, der Goldjunge, Spross einer der reichsten und prominentesten Familien in Denver, designierter Erbe einer Privatbank, von Immobilien, Versicherungsgesellschaften und zahllosen anderen Unternehmen, und Mary Adams hatten vor einem Jahr geheiratet.
    Katherine war - milde ausgedrückt - baff gewesen, als Peter sich mit einem Mal wahnsinnig für ihre Schwester interessierte, die er in einer Kunstgalerie kennen gelernt hatte, wo sie neben ihrem Studium jobbte.
    Er war smart, lässig, sündhaft gut aussehend, gebildet und selbstbewusst. Er hatte die süße, naive, vertrauensselige Mary auf Händen getragen und dann peng fallen gelassen. Hart und ohne Netz.
    Warum? Diese Frage hatte Katherine sich seit Beginn jener bizarren Romanze aufgedrängt. Mary war zwar hübsch, aber gegen die hinreißenden Beautys und Celebritys, mit denen Peter sich für gewöhnlich schmückte, war sie ein unscheinbares Aschenputtel. Wieso hatte er sich ausgerechnet in ihre Schwester verguckt?
    Katherine hupte wie wild, weil ihr Vordermann bei Grün nicht losfuhr. Ihr Ärger betraf jedoch nicht den anderen
Fahrer. Nein, sie war wütend auf den Mann, der aus einer fröhlichen, lebensbejahenden jungen Frau ein ängstlich-verhuschtes Nervenbündel gemacht hatte.
    Schon nach wenigen Monaten Ehe war Peters Liebe merklich erkaltet und der Typ wie ausgewechselt.
    Klar hatte Katherine seine überschwängliche Schätzchen-hier-und-Schätzchen-da-Tour reichlich überzogen gefunden, trotzdem war sie geschockt, als Mary ihr die Horrorstorys ihrer Ehe enthüllte: Peter missbrauchte ihre Schwester körperlich und emotional. Er war mordswütend über Marys Schwangerschaft, und das, obwohl er brutal über sie hergefallen war, bevor sie in irgendeiner Weise Verhütungsmaßnahmen hatte ergreifen können. Die Beziehung war ein einziger Albtraum.
    In der Öffentlichkeit gab Peter das Bild einer Traumehe ab. Seinen Eltern und ihren Countryclub-Freunden spielte er den hingebungsvollen Ehemann vor, der seine Frau verwöhnte und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Wenn es nicht so tragisch wäre, hätte man über diese Farce lachen müssen.
    Katherine steuerte auf den Klinikparkplatz und fand zum Glück direkt neben dem Eingang eine Parklücke. Sie schloss ihr Auto ab und lief in den hell erleuchteten Flur. In diesem Augenblick hörte sie auch schon die Sirenen des Krankenwagens.
    Sie stellte sich zu Marys Arzt, der bereits im Foyer wartete, als die Glastüren automatisch aufglitten und die Sanitäter die Trage hereinrollten. Als sie ihre Schwester sah, entfuhr Katherine ein leise gequältes Stöhnen. Sie presste hastig eine Hand vor den Mund. Mary hatte die Augen geöffnet, ihr Blick indes war leer. Sie erkannte ihre
Schwester nicht, als sie an ihr vorbei in einen der Behandlungsräume geschoben wurde.
    Nach der obligatorischen Untersuchung kam Mary auf die Wöchnerinnenstation, wo sie innerhalb einer halben Stunde von einem kleinen Mädchen entbunden wurde.
    Der Arzt wirkte erschöpft und niedergeschlagen, als er durch den schwach erleuchteten Gang auf Katherine zusteuerte. Seine Gummisohlen quietschten leise über das blank gebohnerte Linoleum.
    »Sie ist in einer schlechten gesundheitlichen Verfassung, Miss Adams. Ich glaube nicht, dass sie die Nacht übersteht.« Katherine, die wie betäubt vor die Wand sank, presste ihre Faust gegen die wunden Lippen und starrte ihn fassungslos an. Ihre meergrünen Augen schwammen in Tränen, die über ihre bleichen pfirsichzarten Wangen rollten, in das honigblonde Haar tropften, das ihr in wirren Strähnen um den Kopf hing.
    »Verzeihen Sie meine unverblümte Offenheit, aber ich dachte, Sie sollten wissen, wie ernst es um sie steht. Sie verlor leider sehr viel Blut, bevor sie eingeliefert wurde. Wir konnten nichts anderes tun, als ihr Transfusionen zu geben.« Der Mediziner stockte und musterte Katherine, bevor er leise hinzusetzte: »Es war keine glückliche Schwangerschaft. Sie hat sich
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