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Eine unmoralische Affäre

Titel: Eine unmoralische Affäre
Autoren: Sandra Brown
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Zukunft, ihre und Allisons. Was geschehen war, war geschehen - ihre Vergangenheit war Schnee von gestern und hatte von nun an niemanden mehr zu interessieren.
     
    Katherine drückte den Rücken durch und rollte mit den Schultern, um ihre verkrampfte Muskulatur zu lockern. Sie hockte auf dem mit Zeitungen ausgelegten Wohnzimmerboden in ihrem Apartment, das früher bestimmt mal eine Doppelgarage gewesen war. In der vergangenen halben Stunde hatte sie eine Kommode gestrichen, die sie in Allisons Kinderzimmer stellen wollte. Am Vorabend hatte sie das Möbel in einem warmen Blauton lackiert, jetzt versah sie die Schubfächer mit einem kontrastierenden mimosengelben Streifen. Die gelbe Farbe war auf die Zeitung gekleckert, dabei waren ein paar Tropfen auf Katherines nackten Beinen gelandet.
    Sie tauchte den feinen Pinsel in den Farbtopf und seufzte zufrieden. Mit einem Säugling zu verreisen, war bestimmt kein Zuckerschlecken. Sie hatte aber keine Alternative gehabt. Gottlob war alles prima gelaufen. Allison war ein Engel von einem Baby, das sich lediglich bemerkbar machte, wenn es eine frische Windel brauchte, und friedlich weiterschlief, sobald sie es gefüttert hatte.
    Aus Erzählungen wusste Katherine, dass sie ganz früher in dem kleinen texanischen Städtchen Van Buren gelebt hatten. Später waren sie umgezogen, weil die Versicherungsgesellschaft, bei der er damals beschäftigt gewesen
war, ihrem Vater einen besser bezahlten Job in Denver angeboten hatte.
    Sie erinnerte sich dunkel, dass ihre Mutter von Osttexas und seinen sattgrünen Weiden und den tiefen Wäldern geschwärmt hatte. Ihre Eindrücke deckten sich jedoch absolut nicht mit den stereotypen Beschreibungen, die Texas als weithin kahle Landschaft darstellten, mit Gestrüppballen, die von schneidenden Winden über karstige Ebenen gefegt wurden. Nach einer langen Autofahrt durch Westtexas war Katherine überrascht,Van Buren exakt so vorzufinden, wie ihre Mutter es beschrieben hatte: eine verschlafene kleine Universitätsstadt, umgeben von Kiefernwäldchen.
    Katherine spähte unwillkürlich aus ihrem großen Wohnzimmerfenster und lächelte. Sechs Pekannussbäume säumten den Hof, der ihr umgebautes Garagenapartment von dem Haus trennte, wo Happy Cooper, die Eigentümerin, wohnte.
    Ihre Vermieterin war ein richtiger Schatz. Katherine, die gegen Ende der Frühjahrs-Semesterferien in Van Buren eingetroffen war, hatte das große Glück gehabt, diese Wohnung zu finden, die vorher zwei Jahre lang an Studenten vermietet gewesen war. Das Apartment hatte zwei Schlafräume, Wohnzimmer, Küche und Bad und war für eine Studentenbude relativ geräumig.
    Katherine legte den Pinsel beiseite und tappte auf nackten Füßen leise in den Raum, der später einmal Allisons Kinderzimmer werden sollte und in dem sie erst einmal beide schliefen. Sie beugte sich über die Wiege, die sie in einem Secondhandladen aufgetrieben und neu gestrichen hatte, und betrachtete zärtlich ihre Nichte. Man konnte der Kleinen praktisch beim Gedeihen zusehen. In den
zwei Monaten, die sie in Van Buren wohnten, hatte sie an Gewicht zugelegt und war ein süßer kleiner Wonneproppen geworden. Katherine lächelte mild. Sie nahm den kleinen Stoffhasen aus der winzigen Patschehand und breitete eine leichte Decke über das schlafende Kind.
    Katherine genoss die freien Tage, die sie gemeinsam mit dem Baby verbringen konnte. Wie durch ein Wunder hatte sie einen Job in der Presseabteilung der Universität gefunden. Dann galt es, das Problem mit der Kinderkrippe zu lösen. Zu ihrer Verblüffung hatte Happy sich zaghaft anerboten, Allison zu betreuen. Als ihre Vermieterin mit dem Vorschlag herausrückte, hatte Katherine sie mit großen Augen angesehen und wie ein Honigkuchenpferd gestrahlt. Dann waren ihre Nerven mit ihr durchgegangen, und sie hatte zu Happys nicht geringem Entsetzen zu weinen begonnen.
    Was hätte sie bloß ohne Happy gemacht, eine Großmutter, die ihre eigenen Enkelkinder leider viel zu selten sah? Sie hatte selbst zwei Töchter, die mit ihren Familien an der Küste wohnten, und einen Sohn, der in Louisiana lebte und arbeitete. Dass er noch Single war, war Happy unbegreiflich. Nach dreiundvierzig glücklichen Ehejahren wollte es der verwitweten Mrs. Cooper nicht in den Kopf, dass jemand freiwillig allein leben mochte.
    Ja, alles klappte wie geschmiert. Katherines neuer Job war zudem interessanter als der alte in Denver. Sie fand es zwar ein wenig merkwürdig, dass ihr Boss die unangenehme
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