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Eine unberührte Welt - Band 5 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 5 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 5 (German Edition)
Autoren: Andreas Eschbach
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SF-Autor angerufen, und der hätte schon was Fertiges gehabt. Und das brächten sie jetzt. Auch wenn es, ehrlich gesagt, nicht ganz zum Thema passe.
    Hätte man mir ja auch eher sagen können, oder?
    Andererseits gäbe es diese Geschichte dann nicht.
     
    Mister President, meine Damen und Herren, ich will die Zeit des Anflugs nutzen, um die technischen Hintergründe dieses Projekts genauer zu erläutern. Wie Sie sich vielleicht erinnern – es ging damals durch die Presse –, ist es Ende 1999 in Berkeley Wissenschaftlern erstmals gelungen, die Augen einer Katze so an einen Computer anzuschließen, dass auf dem Bildschirm erschien, was diese Augen sahen. Kurze Zeitspäter – wie soll ich sagen? – fanden die wichtigsten Mitglieder dieses Forscherteams das Angebot attraktiv, von Berkeley nach Langley zu wechseln und die Ergebnisse ihrer Arbeit nicht mehr zu publizieren, im Austausch für die Gewissheit, ihrem Land und der Freiheit zu dienen – und für eine Menge Geld, natürlich. Im Jahr darauf funktionierte das, was mit Katzenaugen geglückt war, auch mit den Augen von Vögeln, und 2001 waren die zugehörigen Sender klein und leicht genug, um sie den Tieren auch einzupflanzen. Sie erinnern sich an die Aufnahmen aus Muammar Ghaddafis Garten? Ein Falke, den wir ihm über einen Mittelsmann zukommen ließen. Ein schönes Tier. Und Sie wissen ja, wie diese Orientalen sind – vernarrt in Falken und Hengste und all solches Zeug.
    Hmm, ja. Das ist leider wahr – man hatte vergessen, die Ohren des Tieres anzuschließen. Wir konnten Ghaddafi bei zahlreichen Gesprächen beobachten, aber nichts hören. Ja, korrekt; das führte zu einem überraschenden Wechsel an der Spitze des CIA. Nein, wir haben natürlich Lippenleser eingesetzt, auch solche, die des Arabischen mächtig sind, aber diese Schnauzbärte … Aussichtslos.
    So, wir sehen nun Peking, meine Damen und Herren, aus etwa fünfzig Metern Höhe. Das Auge einer Fliege an einen Computer anzuschließen, ich kann es Ihnen versichern, ist eine technische Meisterleistung. Wie Sie vielleicht wissen, hat eine Fliege, wie alle Insekten, Facettenaugen, die völlig anders funktionieren als die Augen von Säugetieren oder Vögeln. Eine Vielzahl von einzelnen starren Augen, nicht wahr, die eine Vielzahl von einzelnen Bildern liefern … Aber da sie alle an einen Computer angeschlossen sind, kann man mit entsprechender Software die Informationen der einzelnen Facetten zu einem Gesamtbild umrechnen, das uns Menschen verständlich ist.
    Ja, richtig, das ist das, was Sie hier auf dem Bildschirm sehen, Herr Verteidigungsminister. Peking, wie es eine Fliege sieht. Das, was wir gerade überfliegen, müsste der T’ien-T’an-Park sein, dieses Gebäude da unten die Gebetshalle für gute Ernten … Stammt natürlich noch aus der Zeit vor der Revolution. Dort vorne sieht man schon das große Mao-Standbild, wir sind also tatsächlich im Ch’ung-Wen-Distrikt … Achten Sie auf das niedrige gelbe Gebäude schräg dahinter, ungefähr in Bildmitte, das ist der Sitz des chinesischen Ministerpräsidenten. Wir halten direkt darauf zu.
    Wie bitte? Ja, selbstverständlich, wir können die Fliege steuern. Sonst würden wir wahrscheinlich im nächsten Misthaufen landen, nicht wahr, ha ha? Dirigieren ist das bessere Wort, ja. Kleine elektrische Impulse, die die Flugrichtung beeinflussen. Es funktioniert ziemlich gut – jedenfalls haben die Jungs eine Menge erstklassiger Aufnahmen aus Damenumkleideräumen … Oh, Verzeihung, Frau Außenminister.
    Wie auch immer, diese Fliege ist vor einigen Tagen von einem ferngelenkten Miniatur-U-Boot an der nordchinesischen Küste ausgesetzt worden und hat sich in langen Flugetappen Richtung Peking bewegt. Die Funksignale sind natürlich verschlüsselt und werden per Satellit … Die Energie? Ja, Sie haben recht. Das ginge nicht, wenn wir der Fliege auch noch eine Batterie hätten aufbürden müssen; damit wäre sie auch nicht weit gekommen. Nein, die elektrischen Anschlüsse im Körper der Fliege beziehen ihre Energie direkt aus den Zellen, über einen elektrochemischen Prozess, den ich, ehrlich gesagt, nicht verstanden habe. Der Professor kann Ihnen das nachher sicher besser erklären als ich. Nein, billiger ist es auf keinen Fall. Die Umrüstung dieser Fliege hat ungefähr fünfzehn Millionen US-Dollar gekostet. Wobei man berücksichtigen muss, dass sich dieser Betrag reduzieren wird, sobald wir über das Prototyp-Stadium hinaus sind. Ich sage das, weil der Herr
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