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Eine Überwinterung im Eise

Eine Überwinterung im Eise

Titel: Eine Überwinterung im Eise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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liegen, und als
     Penellan sich näherte, rang er verzweiflungsvoll die Hände.
    André Vasling war ihm mit den anderen Matrosen auf dem Fuße gefolgt; er eilte jetzt gleichfalls herbei und rief:
    »Es ist einer der Schiffbrüchigen! unser Matrose Cortrois!
    – Er ist todt – erfroren!« klagte Penellan.
    Auch Johann Cornbutte und Marie traten jetzt zu der Leiche, die schon starr vor Frost war. Auf allen Gesichtern malte sich
     Entsetzen. Der Todte war ein Begleiter Ludwig Cornbutte's gewesen.
    »Vorwärts!« rief Penellan.
    Und wieder waren sie, ohne ein Wort zu sprechen, eine halbe Stunde gelaufen, als sie eine Bodenerhebung bemerkten, die unbedingt
     Land sein mußte.
    »Das ist die Insel Shannon«, sprach Johann Cornbutte.
    Etwa eine Meile weiter bemerkten sie deutlich Rauch, der aus einer mit hölzerner Thüre verschlossenen Schneehütte hervorkam.
     Sie riefen, um sich bemerklich zu machen, und sofort stürzten einige Männer aus der Hütte ihnen entgegen. In einem derselben
     erkannte Penellan Pierre Nouquet.
    »Pierre!« rief er.
    Doch sein ehemaliger Kamerad stand wie stumpfsinnig, und als ob er nichts von Allem, was um ihn her vorging, bemerke. André
     Vasling aber konnte ein teuflisches Lachen nicht verbergen; er sah unter den Bewohnern der Hütte, die nach und nach hervorgekommen
     waren, nicht Ludwig Cornbutte.
    »Pierre, ich bin's! Dein Freund Penellan! rief dieser.
    Der Matrose kam jetzt zu sich und fiel seinem alten Kameraden fast ohnmächtig vor Freude um den Hals.
    »Mein Sohn! mein Ludwig!« schrie jammernd, in tiefster Verzweiflung der arme alte Kapitän.

Zwölftes Capitel.
Rückkehr nach dem Schiffe.
    In diesem Augenblick öffnete ein zum Tode kranker und abgezehrter Mann die Thüre des Häuschens und schleppte sich mühsam auf
     dem Eise weiter.
    Es war Ludwig Cornbutte.
    »Mein Sohn!
    – Mein Geliebter!«
    Diese beiden Rufe ertönten zu gleicher Zeit, dann sank Ludwig Cornbutte besinnungslos vor Aufregung und Freude seinem Vater
     in die Arme. Man trug ihn in die Hütte, und nach vielen Bemühungen kam er wieder in's Leben zurück.
    »Mein Vater! Marie! rief Ludwig Cornbutte. So sehe ich Euch noch ein Mal wieder, bevor ich sterbe!
    – Du wirst nicht sterben! sprach Penellan; Deine Freunde sind gekommen, um Dich zu retten.«
    André Vasling mußte einen grimmen Haß gegen den jungen Kapitän hegen; er konnte sich nicht entschließen, ihm die Hand zu
     reichen.
    Pierre Nouquet wußte sich vor Freude nicht zu lassen, er umarmte Einen nach dem Andern, und dann warf er so viel Holz in den
     Ofen, daß bald eine behagliche Temperatur in der Hütte herrschte.
    Hier befanden sich noch zwei Menschen, die weder Johann Cornbutte noch Penellan bekannt waren, nämlich Jocki und Henning,
     die beiden einzigen norwegischen Matrosen von der Mannschaft des Froöern, die noch übrig geblieben waren.
    »Meine Freunde! mein Vater! Marie! wir sind also gerettet! sagte Ludwig Cornbutte tief bewegt. Wie vielen Gefahren habt Ihr
     Euch unsertwegen ausgesetzt!
    – Wir bereuen es nicht, mein lieber Sohn, sprach Johann Cornbutte; Deine Brigg, die Jeune-Hardie, liegt solid im Eise, sechzig
     Meilen von hier vor Anker, und wir Alle wollen uns dorthin begeben.
    – Wie wird sich Cortrois freuen, wenn er wiederkommt«, begann nach einer kleinen Pause Pierre Nouquet.
    Auf diese Worte folgte ein trübes Schweigen, und dann theilte Penellan den Freunden mit, wie er den armen Matrosen gefunden
     hatte.
    »Ich glaube, daß wir am Besten thun, hier so lange zu warten, bis die Kälte abnimmt; vorausgesetzt nämlich, daß Ihr mit Lebensmitteln
     und Holz, versehen seid? schlug Penellan vor.
    – Darum keine Sorge! außer unsern Vorräthen können wir auch noch verbrennen, was vom Froöern übrig ist!«
    Der Froöern war vierzig Meilen von der Stelle, wo Ludwig Cornbutte seinen Ueberwinterungsplatz eingerichtet hatte, von den
     Eisschollen, die beim Thauen in Bewegung geriethen, zertrümmert, und die armen Seeleute wurden mit einem Theil der Schiffsüberreste,
     aus denen sie später ihre Hütte erbauten, auf das südliche Ufer der Insel Shannon getrieben.
    Der Schiffbrüchigen waren damals fünf an der Zahl, nämlich Ludwig Cornbutte, Cortrois, Pierre Nouquet, Jocki und Herming.
     Die übrige Mannschaft des Norwegers war bei dem Schiffbruch untergegangen.
    Sobald Ludwig Cornbutte sah, daß die Eisfelder, auf die er geschleudert war, sich wieder um ihn her schlossen, traf er alle
     Vorkehrungen, um den Winter in diesen Breiten

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