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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition)
Autoren: Fiona Limar
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fragte ich. Melissa schüttelte den Kopf. "Ihr Name lautet von Werlitz, Hans-Friederich von Werlitz ist mein Adoptivvater." Donnerwetter, der Name sagte mir natürlich etwas. Dieser Mann zählte zu den ganz Erfolgreichen und entsprechend Vermögenden des Landes. Inzwischen hatte er allerdings eine Wandlung vom Saulus zum Paulus durchgemacht und hielt Vorträge über die Verderblichkeit von übersteigertem Profitstreben.
    "Nach der Auflösung des Adoptionsverhältnisses habe ich meinen Geburtsnamen wieder angenommen", setzte Melissa hinzu. Mich verwunderte, mit welcher Beiläufigkeit Melissa diese wichtige Information abtat. Sie erklärte, die Adoption sei nach Vollendung ihres 18. Lebensjahres im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst worden: "Sie hatten ja jetzt ein eigenes Kind und wollten klare Verhältnisse wegen der Erbfolge. Mich haben sie sehr großzügig abgefunden und dafür bin ich bin ihnen wirklich dankbar. Schließlich kann ich studieren ohne mir Sorgen um meinen Lebensunterhalt machen zu müssen. Wenn ich das wollte, bräuchte ich mal überhaupt nicht zu arbeiten."
    "Du bist deinen Adoptiveltern für die materielle Absicherung dankbar", wandte ich ein. "Doch wie hast du es empfunden, dass sie sich so wenig um dich kümmerten?" Melissa zuckte die Schultern.
    "Es hat mir nicht wirklich etwas ausgemacht. Bei den Großeltern hat es mir allerdings nicht gefallen. Sie waren sehr streng zu mir. Aber dann kam ich ja nach Da ... " Plötzlich stockte sie und wurde sogar ein wenig rot. Hastig sprach sie weiter: "Ich kam auf ein sehr gutes Internat, wo man den Schwerpunkt auf Kunsterziehung legte. Dort habe ich richtig mit dem Malen angefangen, es war eine schöne Zeit."
    "Wie hieß das Internat?", hakte ich nach. Mir war ihre Gemütsbewegung nicht entgangen.
    "Du wirst es nicht kennen, es tut nichts zur Sache." Sie presste die Lippen aufeinander. "Schloss Dahrenried", räumte sie schließlich leicht unwillig ein, da ich nicht aufgehört hatte, sie erwartungsvoll anzuschauen.
    In meinem Kopf schrillte eine Alarmglocke. Der Name Dahrenried war mir bekannt, denn irgendetwas Tragisches hatte sich vor ein paar Jahren dort ereignet. Ich kam nicht dazu, den Gedanken zu verfolgen, denn in diesem Moment schien ein eisiger Luftzug durch den Raum zu wehen und die Atmosphäre zwischen Melissa und mir völlig zu verändern. Sie setzte sich kerzengerade auf und ihre Stimme nahm einen schneidenden Klang an. "Ich will nicht mehr über diese Zeit reden", erklärte sie entschieden, "nicht über das Waisenhaus, nicht über meine Adoptiveltern und schon gar nicht über das Internat. Schon einmal hat ein Therapeut versucht, das alles mit mir durchzukauen, und zwar ohne jeden Erfolg. Danach ging es mir sogar noch schlechter. Ich bin aus einem ganz bestimmten Grund zu dir gekommen. Auf deiner Karte stand, dass du Hypnosebehandlungen durchführst. Nur deswegen bin ich hier."
    "Und was stellst du dir darunter genau vor?", fragte ich, verblüfft über die Verwandlung, die sich da gerade vor meinen Augen vollzogen hatte.
    "Ich will, dass du mich in meine Kindheit zurück versetzt, in die Zeit vor meinem achten Lebensjahr. Dort muss der Schlüssel für all meine Probleme liegen, dessen bin ich mir inzwischen fast sicher. Ich möchte die vollständige Erinnerung an meine Eltern wiederfinden und auch an mich selbst wie ich als Kind gewesen bin. Im Moment fühle ich mich wie ein Baum ohne Wurzeln."
    Das Bild war passend gewählt. Umschrieb es doch in poetischer Weise ihre Unsicherheit und das Schwanken ihrer Stimmungen. Sie hatte sehr eindringlich gesprochen und ihr intensiver Blick fixierte mich auf eine Art und Weise als wäre ich diejenige, die hypnotisiert werden sollte. Unbehagen machte sich bei mir breit und ich fühlte mich in die Defensive gedrängt. So leicht wollte ich es ihr jedoch nicht machen: "Prinzipiell ist nichts dagegen einzuwenden, dass wir versuchen an den Anfang deiner Lebensgeschichte zurückzugehen", übernahm ich wieder die Führung in unserem Gespräch. "Doch bevor ich eine Hypnose durchführen kann, müssen ein paar Voraussetzungen erfüllt sein. Ich muss zum Beispiel wissen, ob du körperlich gesund bist und brauche dazu die Einschätzungen deiner behandelnden Ärzte sowie deine schriftliche Zustimmung sie einzuholen. Ich würde dich vorher gern, durch ein bis zwei weitere Gespräche, noch ein wenig genauer kennenlernen."
    Da wir am Ende der Stunde angelangt waren, musste Melissa eine Entscheidung treffen. Sie wirkte
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