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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice
Autoren: Neville Shute
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unmöglich auf seine Rechnung käme.
    «Es kommt nur darauf an, wie schnell
der Ort wächst», sagte Joe. «Ein Schwimmbad trägt selbstverständlich zum
Wachstum bei. In der ganzen Gulf Country gibt es keines.»
    «Die Eisdiele macht sich entschieden
bezahlt; soviel sieht man schon jetzt», erklärte Joan, «und wenn wir die
Qualität aufrechterhalten können, kann uns nicht viel passieren. Als nächstes
möchte ich gern das Schwimmbad in Angriff nehmen, wenn Noel Strachan nur mit
dem nötigen Geld herausrückt.»
    Joe lächelte verschmitzt. «Und was ist
nach dem Schwimmbad das nächste?»
    Die Unternehmungslustige blickte zum
Fenster hinaus auf die weite Schlammfläche, die sich Hauptstraße nannte, und
antwortete: «Im Schwimmbad werden den Frauen die Haare naß und zerzaust. Da
brauchen sie notwendig einen Frisiersalon. Und als nächstes ein Freiluftkino.
Und danach mehrere Waschmaschinen. Und viertens ein anständiges Geschäft mit
Damen- und Herrenkonfektion. Du lachst? Du brauchst mich gar nicht auszulachen.
Ich weiß, es klingt verrückt. Aber schau bitte auf die Ergebnisse! Ich habe
eine Eisdiele aufgetan und Rose hineingesetzt, und Rose hat Billy mit einem
Bulldozer nach sich gezogen, der dir deine Dämme baut.»
    «Ich glaub, die Gäule gehen dir durch!
Billy und Bulldozer sind noch nicht da und die Dämme erst recht nicht.»
    «Bald werden sie stehen, Joe, verlaß
dich drauf!»
    Sein Blick wanderte durch die Eisdiele,
und er sagte queensländisch langsam: «Wenn alles, was du planst, so gut
ausfällt wie das hier, liebe Joan, dann haben wir über kurz oder lang eine
Stadt, die sich neben Alice Springs sehen lassen kann.»
    «Siehst du, mein Lieber, das will ich»,
sagte Joan Paget: «Eine Stadt wie Alice.»
     
     
     

Elftes Kapitel
     
     
    All dies geschah vor etwa drei Jahren,
und seitdem haben mir ihre Briefe ein zunehmendes Interesse geweckt, vielleicht
das größte in meinem sonst uninteressanten Leben.
    Mit der Affäre Curtis, dem Ritt und der
gegenseitigen Poddy-Wilddieberei, die sie so rasch durchschaut hatte, schien
Joan sich nahezu ganz in die Gulf Country eingelebt zu haben. Schon vor der
Hochzeit merkte ich dies. Sie schrieb nicht mehr wie eine Engländerin aus der
Fremde, sondern so, als lebe sie bei den Ihren in ihrer Heimat. Ob ich mir das
nur einbildete? Oder kam es daher, daß ich die Lektüre ihrer Briefe fast wie
ein Studium betrieb, sie immer von neuem vornahm; zwischen ihren Zeilen las und
sie in meiner Privatwohnung in einem eigenen Briefordner registrierte, so daß
mir gewisse Nuancen, die einem flüchtigen Leser entgangen wären, verborgene
Dinge verrieten?
     
    Joan hatte ihr Versprechen gehalten und
Anfang April Joe Harman geheiratet. Die Trauung vollzog ein Priester der
Englischen Kirche, der sonderbarerweise ehedem Hilfspfarrer von St. John in
Kingston-on-Thames, keine zehn Meilen von meinem einstigen Hause in Wimbledon,
gewesen war. Da es in Willstown keine Kirche gab (erst im Jahre danach wurde
der Grundstein gelegt), erfolgte die Trauung im Bezirkshaus und die Hochzeit,
zu welcher die Gäste aus der ganzen Gulf Country herbeiströmten, in der
Eisdiele. Die Hochzeitsreise aber führte das junge Paar auf einige Tage zur
Grünen Insel, und obwohl mir die glückliche Braut darüber nichts Näheres
mitgeteilt hat, nehme ich an, daß sie auf diese Fahrt ihren Sarong mitnahm.
    Ihr Kapital hat Mrs. Harman in den
ersten zwei Jahren ihrer Ehe mehrfach ausgiebig in Anspruch genommen. Aber
nicht leichtsinnig. Erst wenn eine Sache glatt ging, fing sie eine neue an. Nur
zu Anfang hatte sie zwei Dinge gleichzeitig in Angriff genommen: die Eisdiele
und die Schuhmacherei. Abrechnungen über ihre verschiedenen Unternehmungen
schickte sie mir in regelmäßigen Abständen. Len James, ein junger Mann von der
Bankfiliale, fertigte sie für sie an. Trotzdem hat sie mich ungefähr jedes
halbe Jahr um drei- bis viertausend Pfund ersucht. Zur Zeit, als sie ihren
zweiten Jungen zur Welt brachte — Noel wurde er nach mir genannt -, hatte sie
in ihre mannigfachen Unternehmungen einen Gesamtbetrag von über achtzehntausend
Pfund investiert. Zwar rentieren sich alle mehr oder weniger, doch Lester
Robinson und ich machten uns als Treuhänder und Testamentsvollstrecker zuweilen
Gedanken, ja sogar Vorwürfe. Denn trotz des weitgehenden Vollmacht-Paragraphen
legte uns das Macfaddensche Testament die Pflicht auf, der Erbin nach
Erreichung ihres fünfunddreißigsten Lebensjahres das Kapital
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