Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Stadt names Cinnabar

Eine Stadt names Cinnabar

Titel: Eine Stadt names Cinnabar
Autoren: Edward Bryant
Vom Netzwerk:
Sir?“
    Cafter sah zu dem Mädchen hoch. „Ein dunkles Bier.“ Die Serviererinnen hatten alle blaue Augen.
    „Sofort, Sir.“ Alle Serviererinnen hatten lange blonde Zöpfe.
    Ein leeres Tablett balancierend, begab sie sich zur Theke. Ob sich wohl alle diese Serviermädchen auch im Bett nach dem gleichen Muster anstellen? fragte sich Cafter mit einem gewissen Behagen.
    Eine Stunde lang saß er da, nippte an seinem Bier und beobachtete den Betrieb im Coronet. Dann kamen ganz seltsame neue Gäste herein:
    (1) Ein fast zweieinhalb Meter großer Mann, einen Kopf größer als der längste der Cyclusfahrer. Er war muskelbepackt, aber gut proportioniert, und sein Kinn so blauschwarz wie der Himmel vorm Gewitter.
    (2) Ein Zwerg in rotgelb geschecktem Gewand. An kreuzweis über die Schulter geschlungenen Lederriemen trug er zwei silberne Kästen, so daß jeder auf einer Hüfte ruhte.
    (3) Ein zierliches Albino-Mädchen mit einer viellinsigen Kamera, facettenglitzernd wie ein Spinnenauge. Das Trio kam im Gänsemarsch herein; der Zwerg und das Mädchen hüteten ihr Gerät vor den herumstehenden Cyclusfahrern. Außer Cafter nahm niemand von ihnen Notiz.
    Die drei marschierten in einem Bogen, der bei Cafters Tisch endete, durch die schwitzenden Cyclusfahrern. Ohne Rücksicht vor dem am Tisch Sitzenden stellten der Zwerg und das Mädchen ihr Gerät direkt vor sein Bierglas.
    „Ich besorg’ uns was zu trinken“, sagte der Anführer und ging zur Bar.
    „Aber schnell, Trillinor!“ rief der Zwerg ihm nach.
    Cafter blickte unberührt zu dem Albinomädchen hoch und zu dem Zwerg hinüber, beide standen mit dem Rücken zu ihm. Trillinor nahm ohne zu fragen einen vollen Bierkrug direkt unter Kaufmanns Nase von der Theke; der Wirt kümmerte sich nicht um den Übergriff, sondern stellte wortlos einen der sauberen Krüge, die neben ihm auf einem Handtuch standen, unter den Bierhahn.
    „Das ist eine hübsche Kamera“, sagte Cafter.
    Das Mädchen und der Zwerg wandten sich langsam um. Der Zwerg sah Cafter an, dann blickte er neben ihn, über ihn, hinter ihn. „Hast du das gehört?“
    „Gewiß doch, Reg.“ Feine Falten erschienen auf der Stirn des Mädchens.
    „Ich sagte, das ist eine hübsche Kamera“, wiederholte Cafter.
    „Habe es gehört“, entgegnete Reg.
    „Es sieht sie“, sagte das Mädchen.
    „Was sieht es?“ Trillinor war wieder da; seine langen Finger umfaßten einen Krug mit dunklem Bier.
    „Die Kamera“, antwortete Reg. „Es hat gesagt, es sieht sie. Fiona hat es gehört.“
    Das Mädchen nickte.
    „Natürlich sehe ich die Kamera“, sagte Cafter. „Denkt ihr, das verdammte Ding wäre unsichtbar?“
    Die drei starrten ihn an. Dann beugte sich Trillinor blitzschnell herunter, packte Cafter beim Kragen und zog ihn vom Stuhle hoch. Mit der freien Hand schlug der Riese ihm zweimal ins Gesicht und warf ihn in den Stuhl zurück. Cafter schwankte und stützte sich mit den Händen auf die Tischplatte.
    „Siehst du, äh, siehst du die Kamera immer noch?“ fragte ihn der Zwerg.
    „Ja, ich …“ konnte Cafter gerade noch sagen, da warf ihn ein neuer Schlag der offenen Hand des Riesen zu Boden.
    „Laß sein“, warnte Fiona, „du machst es kaputt.“
    Cafter, halb auf die Ellbogen gestützt, war klug genug, den Mund zu halten.
    „Wir wollen das lieber Leah melden“, sagte Reg.
    „Einverstanden“, entgegnete Trillinor, „nehmt das Gerät auf.“
    Das Mädchen hing sich die Kamera, der Zwerg die Silberkästen um. In Reihe hintereinander, wie sie gekommen waren, gingen sie zur Tür hinaus. Das Mädchen Fiona wandte sich noch einmal um und sah Cafter ausdruckslos an.
    Unter Schmerzen stand Cafter auf und stellte seinen umgeworfenen Stuhl wieder hin. Lieber hätte er etwas Stärkeres zu trinken gehabt, doch er goß den Rest seines Bieres hinunter. Aus seiner Nase tropfte Blut auf den Tisch. Es kitzelte etwas.
    An der Theke versetzte Kaufmann soeben einer Serviererin einen Fausthieb. Sie hatte es zu eilig gehabt und einen vollen Krug umgeworfen.
    Es war Zeit.
     
     
    „Arbeiten Sie gern für Kaufmann?“ fragte Cafter.
    „O ja“, entgegnete die Kellnerin. „Sehr gern, Sir.“
    „Auch wenn er Sie schlägt?“
    „Nun …“ Demütig sah sie zu Boden. „Er ist ja schließlich der Chef, Sir.“
    „Aber möchtest du nicht lieber zu arbeiten aufhören und Tourist werden? Ein gestricktes Hemd tragen, weißt du, mit einem Alligator über dem Herzen? Den ganzen Tag im Coronet sitzen und Fruchteis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher