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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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dabei ein möglichst gewinnendes Lächeln auf, wie er hoffte. Auch sie lächelte, allerdings auf eine sehr distanzierte Art.
    „Oh, bitte, mir ist selbstverständlich nur Gutes über Sie zu Ohren gekommen. Nehmen Sie doch Platz, Herr Hellberg.“ Die zierliche Frau räusperte sich kurz. „Darf ich Ihnen ebenfalls Tee anbieten, oder hätten Sie lieber einen Kaffee?“
    „Nein, danke, Tee ist völlig okay.“
    Er setzte sich in einen der einzelnen, weich gepolsterten Korbsessel und wartete, bis Linda Michaelsen aus der bauchigen Porzellankanne eine weitere Tasse mit Tee gefüllt hatte und direkt vor ihm abstellte.
    „Nun, mein Junge, wie ist es dir in den letzten Jahren so ergangen? Hast du inzwischen eine nette Familie?“, fragte Anneliese ihn ohne große Umschweife.
    Er trank einen Schluck von dem aromatischen Tee und schüttelte den Kopf, während er seine Tasse wieder abstellte.
    „Nein, Anneliese. Ich bin nicht verheiratet.“
    „Aber Alexander, ein Mann wie du?“
    „Du hast in dieser Beziehung schon immer viel zu viel von mir gehalten“, winkte er leicht verlegen ab.
    Anneliese Michaelsen beugte sich vor und legte eine Hand auf seinen Unterarm. Der Blick aus ihren blassblauen Augen wirkte mütterlich und nachsichtig. „Ich weiß nur, dass ich eine sehr gute Menschenkenntnis habe, Alexander, und ich war eben schon immer davon überzeugt, dass du der geborene Familienvater seiest. Deine unerschütterliche Loyalität und deine verantwortungsvolle Wesensart habe ich stets sehr geschätzt. Du weißt doch sicherlich noch, wie ich Frank deshalb mehr als nur einmal die Hölle heißgemacht habe, stimmt’s? Ich war damals ausgesprochen froh über eure Freundschaft und den guten Einfluss, den du auf ihn ausgeübt hast. Du kannst dir nicht vorstellen, wie traurig ich war, als du plötzlich gar nicht mehr zu uns gekommen bist. Ich muss zugeben, unsere nächtlichen Gespräche an meinem alten Küchentisch haben mir sehr gefehlt.“
    „Mir auch“, nickte Alexander lächelnd, „aber Frank wollte es so, und mir blieb damals nichts anderes übrig, als seine Entscheidung zu akzeptieren.“
    Eine Weile ging es noch so weiter. Alexander unterhielt sich vorwiegend mit Anneliese, und Franks Witwe saß still daneben und hörte ihnen zu. Charlotte war indes unbemerkt wieder verschwunden. Als Anneliese sich schließlich kurz entschuldigte und ebenfalls den Wintergarten verließ, nutzte er die Gelegenheit und wandte sich direkt an Linda Michaelsen.
    „Ich muss offen zugeben, dass ich gehofft hatte, Ihre Schwiegermutter würde bei Franks Beerdigung wieder Kontakt zu mir aufnehmen, Frau Michaelsen. Es lag mir am Herzen, herzukommen. Ich … ich dachte … Ich würde Ihnen gerne meine tatkräftige Hilfe anbieten. Ich weiß, dass es für eine Familie nicht immer ganz einfach ist, wenn plötzlich der Mann im Haus fehlt. Frank, er … Ich meine, trotz der zurückliegenden Jahre habe ich niemals aufgehört, Ihren Mann als einen Freund zu betrachten. Es wäre mir also eine Ehre, wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein könnte.“
    Der Blick aus ihren großen whiskeyfarbenen Augen wirkte kühl und unverändert distanziert, und er fragte sich unweigerlich, ob er sich gerade zum Affen gemacht hatte.
    „Ich danke Ihnen für Ihr großzügiges Angebot, Herr Hellberg, aber die Polizei hat mir bereits zwei nette Kollegen meines Mannes an die Seite gegeben, die mich unterstützen, wo sie nur können.“
    Natürlich! Angehörigenbetreuung!
    Die Betreuung der Hinterbliebenen wurde bei der Hamburger Polizei sehr großgeschrieben, wenn ein Kollege ums Leben gekommen war. Trotzdem widerstrebte es Alexander, jetzt schon aufzugeben. Warum das so war, wusste er allerdings selbst nicht so genau.
    „Das ist mir durchaus bekannt, Frau Michaelsen. Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass ich jederzeit ansprechbar bin, wenn Sie oder Ihre Tochter Hilfe oder Rat benötigen. Haben Sie also bitte keine Scheu davor, mich anzurufen.“
    Ein kurzes Nicken und ein kühles Lächeln waren alles, was sie ihm noch zukommen ließ, bevor Anneliese wieder zurückkehrte.
    Entschlossen erhob er sich, denn er konnte förmlich spüren, dass seine Zeit in diesem Hause für heute, vielleicht sogar für immer, abgelaufen war.
    „Ich denke, ich sollte jetzt besser aufbrechen. Vielen Dank für den Tee, Frau Michaelsen. Anneliese, es war mir ein Vergnügen, dich wiederzusehen.“ Da er der festen Überzeugung war, dass es kein Wort gab, das eine Mutter in ihrer Situation
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