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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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der Saxtons durch Täler und über Hügel, verfolgt von den Reitern, die ihnen nachjagten. Kaum hatte Christopher Tanner gebeten, das Tempo etwas zu verlangsamen, um die Pferde für die lange Fahrt bis Saxton Hall zu schonen, als auch schon die Verfolger aufholten, ehe sie schnell von den weit reichenden Yankee-Gewehren wieder vertrieben wurden. Fast schien es, als ob Lord Saxton sie beliebig aus den Sätteln schießen konnte. Jetzt bewährte sich auch der Mann, den die Banditen noch bis vor kurzem nur als einen wichtigtuerischen Nichtsnutz betrachtet hatten.
    Haggard bewies ihnen, wie gut er mit Waffen umgehen konnte. Mehr als einmal lichtete er die verfolgende Meute, indem er einen aus ihrer Mitte zu Boden schickte.
    Bei dem langsameren Tempo dauerte es nicht lange, bis der Sheriff, der der Talbot-Kutsche voranritt und zu dem noch andere Männer gestoßen waren, die anderen Verfolger überholte. Claudia stieß einen Freudenschrei aus, als sie vor sich die gesuchte Beute erblickte.
    »Jetzt haben wir sie!« rief sie aus und schüttelte aufgeregt den Arm ihres Vaters. »Sie haben keine Chance zu entkommen.«
    Nigel Talbot war selber in Hochstimmung. Er wunderte sich nur, warum die Meute nicht bereits den Wagen überholt und zum Halten gebracht hatte. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, daß der Sheriff, anstatt nach vorn zu sprengen, sich dem Tempo seiner Leute angepasst hatte. Es erboste Talbot, daß Parker seinen Vorteil nicht nutzte, weil er doch mehr Leute als Saxton und ihn selbst dicht unter der Nase hatte.
    Talbot gab seinem Kutscher schreiend einen Befehl, und das Gespann sprengte nach vorn, bis die Reiter auf dem Weg ausweichen mußten, wenn sie nicht vorreiten und sich den gefährlichen Schüssen aussetzen wollten. Viele waren nicht böse, etwas verschnaufen zu können, und zogen sich gern hinter die Kutsche der Talbots zurück.
    »Warum haben Ihre Leute sie noch nicht zum Halten gebracht?« schnauzte der Lord Parker an, der an die Tür geritten kam. »Ihr habt doch Waffen! Gebraucht sie, um den Kutscher vom Bock zu schießen. Dann müssen sie anhalten.«
    »Pistolen und Musketen sind nicht zu gebrauchen«, schrie Parker durch den Lärm der trampelnden Hufe zurück. »Sobald einer der Leute versucht in Schußnähe zu kommen, erwischt ihn Saxton mit einem von diesen verdammten Gewehren, von denen uns Avery erzählt hat.«
    »Verdammt!« Talbot stieß diesen Fluch zwischen zusammengepressten Lippen hervor und fragte dann mit wachsender Wut: »Gibt es den keinen unter euch, der bereit ist, etwas zu wagen?«
    Nur zu oft hatte Parker den bitteren Hohn seiner Männer zu spüren bekommen, wenn er sie aufforderte, ihr Leben zu riskieren. So tat er jetzt seinen eigenen Gefühlen keinen Zwang an. »Niemand wird Sie daran hindern, es selbst einmal zu versuchen, Mylord, wenn Sie bereit sind, die Folgen zu tragen.«
    Talbots Gesicht rötete sich vor Zorn, und seine Augen blitzten. Er nahm die Herausforderung an, doch ohne dabei sein eigenes Leben in Gefahr zu bringen. »Ein guter Schütze soll sich auf das Kutschdach setzen und die ›Ol'Bess‹ mit einer doppelten Ladung versehen. Damit kriegen wir sie, wenn wir näher kommen.«
    Parker hatte seine Zweifel, doch tat er, wie ihm befohlen. Kurz darauf schwang sich ein Mann mit einer großen Muskete von seinem dahinrasenden Pferd auf den Wagen und kletterte nach oben, um sich neben den Kutscher zu setzen. Der trieb die Pferde an, während der Scharfschütze versuchte, sich auf dem schaukelnden Bock einen festen Halt zu verschaffen. Dann zielte er sorgfältig und drückte auf den Abzug. Doch anstatt eines scharfen Knalls hörte man zweimal ein dumpfes Krachen. Der Kutscher stieß einen erschreckten Schrei aus. Die Muskete war nach hinten losgegangen und hatte den Schützen auf den Rücken geworfen. Sein Gesicht war eine einzige zerrissene, blutige Masse, aus der die Augen hervorstarrten. Noch ein letztes Zucken seiner Beine, und er erstarrte.
    »Was ist geschehen?« fragte Claudia aufgeregt. »Hat er den Kutscher erwischt? Haben sie angehalten?«
    Parker gab dem Mann auf dem Bock ein Zeichen, der den Toten über die Seite schob. Der Körper fiel am Fenster vorbei auf die Straße und gab den Insassen einen überraschenden Anblick. Ohne sein spöttisches Grinsen zu verbergen, ritt Parker sein Pferd zum Wagen.
    »Haben Sie eine Kanone für so einen Schuß, Mylord?« fragte er höhnisch. »Ich fürchte, das ist das mindeste, was wir dafür brauchen.«
    Auf Befehl des Lords
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