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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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beide amüsiert hatten, doch es half, den Verdacht von ihm abzulenken. Es war seine Idee gewesen, den östlichen Flügel des Hauses abzubrennen, nachdem Edmund Saxton durch Zufall in ihr Lager geritten war und ihn unter den Banditen erkannt hatte. Talbot hatte seine Tat aus vollem Herzen unterstützt. Von Anfang an hatte er die Saxtons gehasst und sie um ihren Reichtum und ihre Ländereien beneidet. Vor einigen Jahrzehnten hatte der Lord selbst einen Überfall auf Saxton Hall angeführt und dabei den alten Lord erschlagen. Das war damals, als seine Klage gegen Broderick Saxton wegen Verrats als unbegründet abgewiesen worden war. Obwohl Talbot beim Hohen Gericht Freunde hatte, die seine Partei ergriffen und dafür plädierten, die Saxtons von ihrem Land zu verjagen, schien es, daß diese Familie mindestens ebenso mächtige Freunde hatte, die sich dafür einsetzten, daß die Saxtons ihr Haus behielten und ihre Ehre zurückgewannen.
    Trotz aller Anstrengungen, die Talbot machte, schien in letzter Zeit immer mehr schiefzulaufen. Für vieles war Christopher Seton verantwortlich zu machen. Kaum hatte er seinen Fuß in diese nördliche Gegend gesetzt, so begann er damit, ihre Pläne zu durchkreuzen und sie zu plagen. Er hatte Timmy Sears zu Tode geängstigt, und Timmy, der doch eigentlich so ein verwegener Mann war, hatte ihm alles anvertraut, was er dem Geisterreiter gestanden hatte. Er hatte die Namen der Anführer zurückgehalten und mußte daher sterben, bevor er auch dies noch verriet. Ben Mose wußte auch mehr, als für ihn gut war. Das war der Grund, daß auch er ins Gras beißen mußte. Nachdem jetzt Seton frei war, um sich für die Entführung seiner Frau zu rächen, würden ihre Sorgen sicher nicht kleiner werden. Claudia war der erste Fall, mit dem man sich beschäftigen mußte.
    Parker stieg über die schlaffen Körper seiner Männer im Turm und eilte, drei Stufen auf einmal nehmend, nach oben. Er betrat vorsichtig die Zelle und krauste beim Anblick der Szene seine Stirn. Am meisten versetzte ihn die schwarzgekleidete Gestalt am Tisch in Erstaunen. Mit gezogenem Säbel näherte er sich vorsichtig von hinten und riß mit einem schnellen Griff den Lederhelm herunter. Die Lockenfrisur von Claudia Talbot begrüßte ihn, bevor sie sich umdrehen und ihn anstarren konnte. Ihre Augen zersprangen fast vor Wut. Er löste ihren Knebel, doch bereute er gleich seinen Fehler, als sie eine giftige Schimpfkanonade auf ihn niedergehen ließ.
    »Ihr Dummköpfe! Konntet ihr nicht sehen, daß Christopher mit euch sein Spiel getrieben hat?! Er ist Lord Saxton!«
    Die Überraschung des Sheriffs schwand, als er darüber nachdachte. Natürlich! Warum war er selbst noch nicht darauf gekommen? Timmy Sears hatte wimmernd behauptet, daß Lord Saxton der nächtliche Reiter sei, von den Toten auferstanden, um ihn zu verfolgen.
    Du Narr! dachte er. Du läßt es dir gefallen, daß dich dieser vielgesichtige Mann mit seinen Tricks hereinlegt!
    Claudia scheute sich nicht, die Schuld jemand anderem zu geben. Nur zu schnell wollte sie vergessen, daß sie selbst getäuscht worden war. Während er sich bemühte, die Knoten zu lösen, die sie festhielten, mußte er sich anhören, wie sie sein Ansehen in den Schmutz; zog und besudelte, seine rechtmäßige Abstammung in Zweifel zog und darüber spekulierte, ob er überhaupt zur menschlichen Rasse zu zählen sei. Dazu kamen noch einige schmückende Beinamen, die sie ihrem Vater widmete. Als er sie befreit hatte, war er der festen Überzeugung, daß das, was er eben an Beschimpfungen und Flüchen gehört hatte, seinen eigenen gutgewürzten Soldatenjargon bei weitem übertraf.
    Claudia warf den langen schwarzen Mantel zur Seite und griff nach dem Kleid in schillerndem Blau, das Erienne zurückgelassen hatte. Während sie es über den Kopf zog, hörte man sie durch den Stoff sprechen. »Ich verlange, daß man diesen Hundesohn eingefangen und gevierteilt hat, bis der Tag vorbei ist.«
    Der Rock des Kleides breitete sich über ihre Unterröcke, und Claudia griff nach oben, um das Mieder zu schließen. Mit verblüfft geweiteten Augen und gerötetem Gesicht mußte sie feststellen, daß es sich um ihre Taille nicht schließen ließ. Es blieb ein Spalt, so breit wie eine Männerhand.
    Allan verschluckte sich, als er sein Lachen zu unterdrücken versuchte. Claudia warf ihm einen zornigen Blick zu.
    »Helfen Sie mir lieber, es zu schließen!« fuhr sie ihn an.
    »Ich fürchte, wie haben dazu keine Zeit«,
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