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Eine Nacht zum Sterben

Eine Nacht zum Sterben

Titel: Eine Nacht zum Sterben
Autoren: Jack Higgins
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sich in ihn verliebt?«
    »Mehr noch vielleicht. Es gibt Menschen, die eine ungewöhnlich starke sexuelle Anziehungskraft aufeinander ausüben. Möglich ist es jedenfalls.«
    »Kann schon sein. Jedenfalls ist es vollkommen unverständlich.« Chavasse tastete sich mit ausgestreckten Armen durch die Dunkelheit. Er stieß gegen die Kellerwand. »Hast du dich schon umgesehen?«
    »Noch nicht. Ich war noch bewußtlos, als sie mich hier hereingebracht haben.«
    Chavasse ging vorsichtig an der Wand entlang. Er berührte etwas, das sich anfühlte wie ein flacher Schrank. Er tastete sich weiter bis zu einer Kante und zog kräftig. Das Holz brach und splitterte, und es wurde hell.
    Das Fenster war vergittert, die Scheiben waren zerbrochen. Der Kellerraum lag zu ebener Erde, und der Boden vor dem Fenster war früher wohl einmal ein Rasen gewesen, der sich bis zur Anlegebrücke erstreckte. Die Brücke hatte Chavasse von der anderen Seite der Insel nicht sehen können.
    Bestimmt hatte der Kai schon bessere Tage gesehen; zur Hälfte war er in die Lagune gesackt. Eine zwölf Meter lange seetüchtige Barkasse lag dort vor Anker, die aussah wie ein umgebautes Torpedoboot. Dahinter war die Alouette festgemacht.
    Vier Männer erschienen in ihrem Blickfeld; sie trugen Kisten zu der Barkasse. Chinesen konnten es nicht sein. Chavasse gab sich Mühe, ihre Sprache zu identifizieren; als die Männer an dem Fenster vorbeikamen, konnte er tatsächlich ein paar Worte aufschnappen.
    »Albaner«, flüsterte er Darcy zu. »Das paßt in unser Bild. Erinnerst du dich an den Zwischenfall auf der Alouette , als Ho Tsen Rossiter einen Haken verpaßte? Er sagte, Rossiter hätte eine Menge zu erklären, wenn sie in Tirana wären.«
    »Und Tirana ist die Hauptstadt von Albanien«, sagte Darcy.
    »Der einzige kommunistische Staat in Europa, der sich an Rotchina hält – und nicht an Rußland. Das erklärt natürlich vieles.«
    Die Männer kamen wieder aus der Barkasse. Ein paar Minuten später erschienen sie mit ein paar schweren Reisekoffern. »Sieht aus, als ob da jemand einen großen Umzug vorhat«, meinte Darcy.
    Chavasse nickte. »Ein Umzug nach Albanien. Sie müssen Hellgate aufgeben, seit wir unsere Nasen hier hereingesteckt haben. Sie müssen damit rechnen, daß wir nicht die einzigen bleiben.«
    »Aber warum bringen sie uns nicht einfach um?« sagte Darcy. »Wir sind doch nur überflüssiges Gepäck.«
    »Da irrst du dich. Ich habe mit Albanern und Chinesen schon einmal zu tun gehabt. Die würden mich liebend gern wiederhaben. Und du kannst ihnen auch nützlich sein. Das werden sie feststellen wollen; sie werden dich ausquetschen wie eine Zitrone.«
    Die Tür wurde aufgeschlossen, und zwei Chinesen traten ein. Der eine drohte mit einer Maschinenpistole; der andere ging auf Chavasse zu, faßte ihn am Arm und brachte ihn nach draußen. Sie verriegelten die Tür hinter sich und schoben ihn den Korridor entlang.
    Sie kamen durch eine große Eingangshalle, stiegen eine Treppe hinauf und klopften an die erste Tür. Rossiter öffnete. Er trug einen Bademantel, den er sich offenbar gerade erst angezogen hatte. Darunter schien er nackt zu sein. Er band den Gürtel zusammen und nickte.
    »Bring ihn herein.«
    Im Vorbeigehen konnte Chavasse durch eine offene Tür ein zerwühltes Bett sehen; Famia stand daneben und zog sich gerade vor einem Spiegel den Rock an. Rossiter machte die Tür zu und wandte sich an Chavasse.
    »Sie haben immer Überraschungen auf Lager, nicht wahr? Aber nun, wo wir wissen, wer Sie sind, ist das ja nicht weiter verwunderlich.«
    »Wo steckt denn der Mann aus Peking?« fragte Chavasse. »Ich könnte mir vorstellen, daß er mir eine Predigt halten will?«
    »Da haben Sie ganz recht. Im Moment packt er nur noch seine Sachen zusammen. Sie werden verstehen, daß wir Hellgate verlassen wollen.«
    »Es soll wohl nach Albanien gehen?«
    Rossiter lächelte. »Sie sind wirklich gut informiert. Den Leuten in Tirana wird das gut gefallen.«
    »Alle Wege führen also nach Osten?«
    »Natürlich.« Rossiter bot ihm eine Zigarette an. »Eine freundlich gemeinte Warnung für Sie. Wenn der Oberst kommt, wird er sich mit Ihnen unterhalten wollen. Ich rate Ihnen. Bleiben Sie höflich. Sie haben gesehen, was mit Ihrem Freund passiert ist. Er hat ihn nur einmal gefragt und dann zum Messer gegriffen. Danach hat der Mann mehr ausgeplaudert, als wir wissen wollten. Haben Sie eigentlich keine besseren Leute?«
    »Er war ein alter Mann«, sagte Chavasse. »Er
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