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Eine Nacht zum Sterben

Eine Nacht zum Sterben

Titel: Eine Nacht zum Sterben
Autoren: Jack Higgins
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wollte sich ein bißchen Geld verdienen. Was Sie mit ihm angestellt haben, war wirklich nicht notwendig.«
    Rossiter hob die Schultern. »Tausende von Menschen sterben täglich auf dieser Erde. Ihr Freund Malik ist nur einer davon gewesen. Wenn sein Tod unserer Sache nützlich gewesen ist, dann hat sein Leben und Sterben einen Sinn gehabt.«
    »Gut aufgepaßt«, sagte Chavasse. »Die Leute in Nom Bek haben offenbar ausgezeichnete Arbeit geleistet.«
    »Sie verstehen das eben nicht – Leute von Ihrer Sorte verstehen das nie.« Rossiters Gesicht war ernst. »Ich bin auch mal wie Sie gewesen, Chavasse. Bis mein Leben und meine Arbeit dann einen Sinn bekommen haben; einen Sinn, nach dem es zu leben lohnt.«
    »Seitdem macht es Ihnen also nichts mehr aus, Leute umzubringen, sogar Greise und Frauen?«
    »Es ist für unsere Sache, verstehen Sie das nicht? Was bedeutet schon ein Leben mehr oder ein Leben weniger? Wir sind alle austauschbar und zu ersetzen. Wie viele Menschen haben Sie denn in Ihrer Laufbahn schon umgebracht? Zehn? Zwanzig?«
    »Ich führe keine Strichliste«, sagte Chavasse. Er fühlte sich unbehaglich in seiner Rolle.
    »Haben Sie schon einmal eine Frau getötet?«
    Chavasse schluckte. Für Sekundenbruchteile tauchte ein Gesicht aus seiner Erinnerung auf; es war das Gesicht einer Frau, die er für immer hatte vergessen wollen.
    Rossiter lächelte; sein eigenartiges Gesicht bekam fast einen Anflug von Mitleid. »Das wundert mich nicht. Der Unterschied zwischen Ihnen und mir ist nicht so groß, wie Sie meinen. Die erste und wichtigste Lektion, die Sie lernen müssen, ist folgende: Wichtig ist nicht, was wir tun; wichtig ist nur, warum wir es tun. Ich kämpfe für eine Sache – für die Freiheit des Menschen, für Gleichheit und Gerechtigkeit. Was haben Sie dagegenzusetzen? Sie, Chavasse, verteidigen den Imperialismus, den Kapitalismus, die Kirche. Sie verteidigen ein sinkendes Schiff. Mein Gott, wenn ich an die Jahre zurückdenke, in denen ich für die korrupte Kirche gearbeitet habe!«
    »Ich kenne die Unzulänglichkeiten der westlichen Gesellschaft; aber das ist kein Grund für mich, auf Ihre Seite überzulaufen. Wie viele Menschen haben die Chinesen in den letzten fünf Jahren in Tibet abgeschlachtet? Eine halbe Million, schätze ich; und das alles für die gute Sache.«
    Rossiter machte ein leicht gereiztes Gesicht. »Sie begreifen es eben nicht. Auf diese Menschen kommt es nicht an. Wir arbeiten für die Zukunft, Chavasse, nicht für die Gegenwart.«
    Chavasse merkte, daß es keinen Sinn hatte, weiterzudiskutieren. Aber er wollte die Rolle noch nicht aufgeben. »Es ist also alles erlaubt; man kann sogar einen armen Teufel wie Montefiore heroinsüchtig machen?«
    »Ich habe Enrico Montefiore kennengelernt, als ich nach Ende des Koreakrieges wieder nach Europa zurückkehrte. Meine geistlichen Vorgesetzten schickten mich nach Wien; sie waren der Ansicht, daß ich mich in eine psychiatrische Behandlung begeben müßte, um die Folgen einer chinesischen Gehirnwäsche zu bewältigen, wie sich die Herren auszudrücken beliebten. Montefiore war schon seit Jahren rauschgiftsüchtig. Eines Abends bekamen wir einen Anruf aus einem nahe gelegenen Privatsanatorium, in dem er sich als schwerkranker Patient aufhielt. Er verlangte nach einem Beichtvater.«
    »Und man hat Sie dann zu ihm geschickt?«
    Rossiter nickte. »So hat unsere sehr fruchtbare Freundschaft begonnen. Er ist dann – wie soll ich sagen –, er ist mir dann hörig geworden. Als ich mich von der Kirche trennte, habe ich Montefiore davon überzeugt, daß er Ruhe und Einsamkeit brauche. Er hat dann unter einem anderen Namen Hellgate gekauft. Von da an ist es mit ihm bergab gegangen. In den letzten drei Jahren habe ich mich um ihn gekümmert wie um ein Baby.«
    »Nach den Anweisungen Ihrer Chefs in Peking.«
    »In Tirana, Chavasse, damit kein Mißverständnis entsteht. Albanien hat sich als ein sehr nützlicher Stützpunkt für uns erwiesen. Den Chinesen ist natürlich nicht entgangen, wie nützlich ich ihnen sein konnte. Sie sind grundsätzlich in einer ziemlich schwierigen Position. Ein Engländer kann sich ohne Schwierigkeiten als Russe ausgeben, wenn er die Sprache beherrscht. Ein Chinese kann das nicht.«
    »In England gibt es aber eine ganze Menge Chinesen aus Hongkong und aus Malaya.«
    »Und über alle wird fein säuberlich eine Kartei geführt – wahrscheinlich werden sie sogar regelmäßig vom M. I. 6 überprüft. Es ist also besser, im Land
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