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Eine Nacht und tausend Geheimnisse

Eine Nacht und tausend Geheimnisse

Titel: Eine Nacht und tausend Geheimnisse
Autoren: EMILIE ROSE
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aber jetzt, da Paige beide Brüder kannte, waren sie nicht zu übersehen. Denn der Mann, der sich ihr im letzten Jahr als Trent Hightower vorgestellt hatte, hatte schmalere Schultern und war im Ganzen nicht so muskulös gebaut wie ihr Trent. Auch er sah gut aus, strahlte aber nicht diese selbstverständliche Autorität aus wie der Mann, in dessen Armen sie noch vor wenigen Stunden gelegen hatte.
    Jetzt sah dieser Trent hier unten sie aus leicht zusammengekniffenen Augen an, dann schien er sie zu erkennen, denn seine Augen weiteten sich, und er öffnete erstaunt die Lippen. Diese Lippen, die sie vor einem Jahr geküsst hatte und die doch längst nicht so verführerisch waren wie die ihres Trent.
    Kein Wunder, dass der Mann, der jetzt oben auf sie wartete, sie nicht hatte wiedererkennen können, als sie ihm am ersten Tag des Kongresses begegnet war. Wie sollte er auch, er hatte sie ja noch nie zuvor gesehen. Als sie ihn Trent nannte, hatte er nicht widersprochen. Also hatte einer von den beiden Trents gelogen. Wer war denn nun der Richtige? Paige war vollkommen durcheinander, empfand viele verschiedene Gefühle gleichzeitig. Wut. Schmerz. Trauer. Das Gefühl, betrogen worden zu sein. Das Gefühl von Verlust … Sie hatte geglaubt, den Mann ihrer Träume gefunden zu haben. Und was war er? Ein Lügner oder gar ein Lügner und ein Hochstapler.
    Aber diesmal würde sie nicht kneifen, und sie würde sich auch nicht verstecken. Das immerhin hatte sie im letzten Jahr gelernt.
    Es hatte keinen Sinn, vor seinen Dämonen davonzulaufen. Sie holten einen doch immer wieder ein. So ging sie auf das Paar zu und blieb zwei Meter vor ihm stehen. Vielleicht hatte Sammie recht, und sie sollte sich an dem Mann hier rächen. Doch möglicherweise war er im letzten Jahr noch nicht verheiratet gewesen. Und eventuell war er es ja auch gar nicht, der sie belogen hatte.
    Andererseits hatte sie ihren Trent mit anderen Menschen zusammen erlebt und gesehen, wie sehr er von allen bewundert und geachtet wurde. Aber dieser Trent hier war mit denselben Leuten zusammen gewesen und hatte sich auch als Trent ausgegeben. Wer von beiden hatte also die Wahrheit gesagt? Entschlossen, das herauszufinden, blickte sie dem Mann mit den vertrauten Zügen direkt in die Augen. „Sie müssen der andere Hightower-Bruder sein. Mir ist so, als würde ich Sie bereits kennen.“
    Der Mann wurde blass und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Doch als er den Blick hob und Paige über die Schulter sah, entspannte sich sein Gesicht. Und bevor Paige sich umdrehen konnte, um die Ursache für seine Erleichterung herauszufinden, spürte sie eine vertraute Hand auf der Schulter. Sofort beschleunigte sich ihr Puls, etwas, das im letzten Jahr nie geschehen war.
    „Paige, ich sehe, du hast dich schon mit meinem Zwillingsbruder Brent und seiner Frau Luanne bekannt gemacht. Sie sind nach Las Vegas gekommen, um hier ihren zwölften Hochzeitstag zu feiern.“
    Der warnende Unterton war nicht zu überhören, und als Paige sich jetzt umdrehte und Trent ins Gesicht sah, war ihr sofort klar, dass er diese Situation bereits vorhergesehen hatte. Mit leichtem Schulterzucken schüttelte sie seine Hand ab und nickte dann dem Paar zu. „Herzlich willkommen.“ Das klang nicht sehr überzeugend, denn sie musste noch die Erkenntnis verdauen, dass sie letztes Jahr beinahe mit einem verheirateten Mann geschlafen hätte. Positiv war, dass der Mann, mit dem sie tatsächlich Sex gehabt hatte, nicht verheiratet war, negativ dagegen, dass er sie angelogen hatte. Sie hatte sich in einen Lügner verliebt!
    Ob überhaupt irgendetwas, was er gesagt und getan hatte, ehrlich gemeint gewesen war? Oder hatte er nur dem Bruder aus der Patsche helfen wollen, der beinahe einen Ehebruch begangen hätte? Traurig sah sie ihn an. „Das also ist die Überraschung, die du mir versprochen hast?“
    Auch er war ernst. „Nein. Aber wirst du nicht am Empfang erwartet?“
    Stimmt, das hatte sie ganz vergessen. Wegen einer Krisensituation hatte man sie gerufen, und nun hatte sie wegen ihrer eigenen Probleme überhaupt nicht mehr daran gedacht. Froh, eine Entschuldigung zu haben, nickte sie hastig. „Ja, ich muss gehen. Ist auch besser so. Dann kannst du dich ganz deiner Familie widmen.“ Sie hatte kaum ein paar Stufen genommen, als Trents Stimme sie zurückhielt. „Warte, Paige.“ Sekundenlang blieb sie stehen, lief dann aber weiter, weil sie sowieso nicht wusste, was sie sagen sollte, und Angst hatte, in
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