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Eine mörderische Karriere

Eine mörderische Karriere

Titel: Eine mörderische Karriere
Autoren: Ellen Godfrey
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Jane blickte ihm nach, und die Angst vor seiner Wut verwandelte sich gleichermaßen in Wut. Woher nimmt er das Recht, mich so zu behandeln? dachte sie. Das brauche ich mir nicht gefallen zu lassen. Ich werde mir das nicht gefallen lassen. Während sie zu Simon und Malcolm zurückging, die sie beobachteten und vermutlich den Streit mitbekommen hatten, gingen ihr immer wieder die Worte aus einem bekannten Song durch den Kopf: » What’s love got to do with it ?«
    Nichts, sagte sie sich sauer, verdammt gar nichts.

Der Himmel wölbte sich wie eine abgeflachte stumpfblaue Kuppel über ihnen. In der Hitze des Spätnachmittags lag immer noch ein blaßgrauer Dunstschleier über dem Horizont. Die Leute versammelten sich langsam in Zweier- und Dreiergruppen an dem kleinen See.
    »Meine Kinder haben damit angefangen«, sagte Malcolm zu Jane, während zu sie zum See gingen. »Das ist jetzt bestimmt zwanzig Jahre her. Das Curious George Boat Race .« Jane erinnerte sich an das Kinderbuch über Curious George. Sie hatte diese Bücher auch ihren eigenen Kindern vorgelesen. Wie Curious George all die Zeitungen, die er austragen sollte, zu Segelbooten machte, war eine ihrer liebsten Geschichten gewesen. Ihr fiel ein, daß ihr Ex-Mann die Geschichte nicht gebilligt hatte — den nutzlosen kleinen Affen, der sich immer in Schwierigkeiten brachte. Als Schweizer empfand er den Triumph der Unordnung vielleicht als unangebracht. Nachdem er ihr die Kinder weggenommen hatte, war dies jedenfalls eines der wenigen Dinge gewesen, die sie für sie tun konnte, die er nicht tat, ihnen Curious George vorzulesen. Sie schob den Gedanken an ihre Kinder, die für sie jetzt so gut wie verloren waren, weg.
    Malcolm erklärte den ringsum versammelten Leuten die Regeln des Bootsrennens. Die Boote durften ausschließlich aus Papier gemacht sein. Klebstoff war erlaubt. Das Papier durfte auch behandelt sein — beispielsweise glasiert. Es durfte gedreht werden, gebogen, zurechtgeschnitten, was auch immer. Aber im wesentlichen durften die Boote nur aus Papier bestehen.
    Die meisten Teilnehmer waren Männer. Einige waren Söhne von Gästen und noch im Teenageralter. Mit den Jahren war Malcolms Sommerparty-Bootsrennen zu einer Institution, die Boote zunehmend kunstvoller geworden. Kinder und Amateure traten nicht mehr an.
    »Komm, ich stelle dir die Schlüsselpersonen der Entwicklungsmannschaft von Crystal vor«, sagte Malcolm zu Jane, nahm sie fest am Ellbogen und schleuste sie durch die Zuschauer zum anderen Ende des Sees. Die Berührung, als er ihren Arm nahm, wirkte fast wie eine Liebkosung. Jane sah ihn von der Seite an, aber er blickte ausdruckslos-höflich in die Runde seiner Gäste, und sie dachte, daß sie es sich vielleicht nur eingebildet hatte. »Es sind sehr interessante Leute. Falls du einen Ersatz für Georgia suchst, wird es nützlich für dich sein, sie kennengelernt zu haben.«
    Malcolm führte Jane zu drei Leuten, die zwischen den knorrigen Wurzeln eines großen alten Weidenbaums in der Nähe des Seeufers aufgestapelte Computerkisten auspackten. Es war ein sehr kleiner See, eher ein großer Teich, der ganz still dalag und am anderen Ende von dichtem Schilf und Schlamm gesäumt war. An einem kleinen Uferabschnitt hatte man einen künstlichen Strand angelegt. Hier hatten sich die meisten Zuschauer versammelt, während die Teilnehmer sich längs eines durch rote Fähnchen abgesperrten Uferstreifens aufgestellt hatten. Knapp dahinter befand sich die Weide, deren dunkelgrüne Aste fast bis zur Erde reichten.
    Malcolm stellte Jane vor. »Jane, ich möchte dich mit dem Crystal-Team bekannt machen: Ivor Turlefsky , Red Kieran und Catherine Brooks.« Jane gab ihnen nacheinander die Hand. Sie schienen alle drei Anfang oder Mitte dreißig zu sein — genau in Janes Alter — oder höchstens ein paar Jahre jünger. Ivor sah ziemlich bläßlich aus, er war eher klein und hatte einen gepflegten schwarzen Bart und einen großen weichen Bauch. Red war größer, stämmig, hatte einen schlampigen rötlichen Bart, bekam eine sommersprossige Glatze und hatte sanfte, verletzlich wirkende haselnußbraune Augen. Catherine war schlank und trug einen mit Taschen und Reißverschlüssen übersäten Overall. Ihr Gesicht war unscheinbar, ihre Miene beherrscht. Alle musterten Jane mit ihrem Eindruck nach völligem Desinteresse. »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte Ivor, »aber momentan haben wir leider keine Zeit für Smalltalk, Malcolm. Wir werden die anderen
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