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Eine mörderische Karriere

Eine mörderische Karriere

Titel: Eine mörderische Karriere
Autoren: Ellen Godfrey
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irgend jemandem zu sagen. Das ergibt doch keinen Sinn! Sie kam nie zu Hause an. Sie verschwand einfach. Sie hatte nichts dabei als die Kleidung, die sie auf dem Leib trug: ein Abendkleid, Pumps, ein dünner Mantel. Ihre normale Handtasche, mit ein paar hundert Dollars und ihren Kreditkarten darin. Eine merkwürdige Art davonzulaufen, oder? Sie hat keinerlei Geld von unserem Konto abgehoben. Auch ihre Kreditkarte hat sie seither nicht benutzt. Wenn sie tatsächlich aus freien Stücken ging, dann ließ sie es ganz so aussehen wie eine Entführung. Und laßt mich euch eines sagen — das ist nicht Georgias Stil. Du warst ihre Freundin, Jane, du weißt das.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Ich weiß es ja auch«, sagte Malcolm. »Es ist wirklich ein verdammtes Rätsel, und ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll. Außer daß wir etwas unternehmen müssen. Das Entwicklungsteam kann nicht noch länger ohne Teamleiter auskommen. Und wie soll man für diese Art von Job jemanden auf unbestimmte Zeit finden? Es ist ein Wahnsinnsschlamassel. «
    Simon schaute Malcolm verärgert an, und Jane war klar, daß er dachte, daß Malcolms geschäftliche Belange nicht das Problem waren. »Vielleicht kann ich helfen«, bot sie an. »Das ist schließlich mein Beruf — Leute zu finden.«
    »Leute zu finden!« Simon setzte sich auf und sah Jane an. »Das ist es! Wie wär’s, wenn ich dich engagiere, um Georgia zu finden? Du kanntest sie, du kennst ihre Freunde. Ich würde dich auch bezahlen, damit du dir Zeit nehmen kannst, um...«
    »Hey, warte mal.« Jane lachte. »Nicht vermißte Leute, ich meinte, ich finde die richtigen Leute für bestimmte Jobs. Das weißt du auch, Simon.« Sie streckte die Beine aus, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und warf einen kurzen Blick auf Malcolm, um zu prüfen, ob sie noch seine Aufmerksamkeit hatte und ob er aussah, als könnte er sich für ihre Idee, einen vorübergehenden Ersatz für Georgia zu finden, erwärmen. Sie stellte fest, daß er ihre Beine ansah.
    Genau in diesem ungünstigen Moment kam Tom zu ihnen herüber. Jane blickte auf, sah ihn näherkommen, sah, wie er sie alle musterte. Sie konnte sich vorstellen, wie die Szene auf ihn wirkte: sie zurückgelehnt, die Beine ausgestreckt, und beide Männer beugten sich aufmerksam zu ihr hin. Sie verkrampfte sich, und ihr Lächeln verschwand, als sie sich ausmalte, was jetzt passieren würde.
    »Jane!« sagte Tom, als er bei ihnen anlangte. »Also hier bist du. Ich habe dich überall gesucht.« Er lächelte Malcolm und Simon zu und grüßte sie höflich. Sie erwiderten den Gruß. Aber es war offensichtlich, daß er wütend war, und Jane, die immer aggressiv wurde, wenn sie sich angegriffen fühlte, spürte ebenfalls Ärger in sich aufsteigen. Wie wenig dazu gehörte, um seine Eifersucht zu erregen. Jetzt würde es eine häßliche Szene geben, wenn sie nach Hause kamen. Sie empfand leise Furcht, was sie wütend auf sich selbst machte. Warum lasse ich mir Angst von ihm einjagen? dachte sie. Wovor habe ich denn eigentlich Angst? Bin ich solch ein Feigling, weil ich denke, daß er mir weh tun wird und mir die Kraft fehlt, mich zu verteidigen? Das ist doch ein Witz. Tom würde es nie an mir auslassen. Doch sie mußte daran denken, wie er in seinen Wutanfällen Gegenstände durchs Zimmer warf — eine Lampe oder einen Aschenbecher. Sei fair, sagte sie sich, das passiert nicht sehr oft.
    »Kann ich kurz mit dir sprechen, Jane?« fragte er.
    Sie entschuldigte sich, und sie entfernten sich ein Stück von Simon und Malcolm. Sobald sie außer Hörweite waren, sagte Tom: »Ich fahre nach Hause. Kommst du mit?«
    »Tom, das Bootsrennen hat noch nicht mal stattgefunden. So lange möchte ich noch bleiben. Im übrigen wäre es unhöflich, so früh aufzubrechen.«
    Er sagte nichts. Er blickte sie nur an, mit wütendem Gesicht, die Lippen schmal, zusammengepreßt .
    Jane hörte selbst, wie ihre Stimme höher wurde, dünner, leicht piepsig. »Und ich glaube, Malcolm hat eventuell einen Job für mich. Deshalb möchte ich noch ein Weilchen bleiben und schauen, ob ich ihn überzeugen kann.«
    »Ihn überzeugen«, wiederholte Tom in sarkastischem Tonfall. »War’s das, was du vorhattest, als du deine Beine vor ihm zur Schau gestellt hast?«
    »Mir gefällt nicht, was du da sagst«, entgegnete Jane. »Ich denke, wenn du nach Hause fahren willst, dann solltest du es tun. Ich finde schon jemand anders, der mich mitnimmt, wenn ich fahren will.«
    Er drehte sich um und ging zum Haus.
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