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Eine Liebe wie Magie

Titel: Eine Liebe wie Magie
Autoren: Jaclyn Reding
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hörte den Knall, als ich mich auf der Treppe befand.«
    »Also haben Sie ihn gefunden?« fragte der Doktor.
    Westman sah zu Noah. »Ich ...«
    »Nein«, warf Noah ein. »Ich war als erster im Zimmer. Lord
    Keighley und ich hatten unten im Arbeitszimmer Brandy getrunken. Wir hatten uns über Feuerwaffen unterhalten, und der Vicomte hatte sich angeboten, mir eine Pistole zu zeigen, die sein Vater ihm vermacht hatte. Fr ging vom Arbeitszimmer hierher, um sie zu holen, und als er nach einer Weile nicht zurückkam, ging ich ihm nach, um nachzusehen, was ihn davon abhielt. Ich war auf dem Flur, nahe der Tür, als die Pistole losging. Westman traf unmittelbar nach mir ein.«
    Der Arzt starrte ihn an, offensichtlich unschlüssig. Er sah hinüber zur Tür, wo das Mädchen, das ihn informiert hatte, stehengeblieben war, ihre Gedanken versteckt hinter weit aulgerissenen Augen. Der Arzt sah hinunter auf Tonys Leiche, bevor sich seine und Noahs Blicke wiederum traten. Die beiden Männer kamen stillschweigend zu einer Übereinkunft. »Meiner Einschätzung nach«, sagte der Arzt nach weiterer Untersuchung, die das Erscheinungsbild des Raumes sowie die Lage der geöffneten Pistolenkiste in Betracht zog, »hat sich seine Lordschaft beim Reinigen seiner Pistole eine tödliche Verletzung zugezogen. Die Behörden werden dahingehend informiert werden.«
    Noah nickte kühl. »Ich danke Ihnen, Sir.«
    Der Arzt betrachtete ihn mit einem Ausdruck, der unverhohlen seine Gedanken — und sein Mißtrauen — vermittelte. Er glaubte immer noch, daß Tonys Tod Selbstmord gewesen war. Aber ohne übereinstimmende Zeugenaussagen in der Hand zu haben, würde seine Meinung schwer zu beweisen sein und könnte ihn in arge Bedrängnis bringen. »Guten Abend, Mylord. Ich bin froh, daß ich Ihnen helfen konnte. Ich werde den Bestatter ersuchen, die Leiche umgehend abzuholen. Mein Beileid zu Ihrem Verlust.«
    Nach diesen Worten tippte der Arzt kurz an seinen Hut und verließ den Raum.

Kapitel 3
    Es war kurz vor Sonnenaufgang, als Noah sein Pferd oberhalb der Anhöhe zügelte, von der aus man über Keighley Cross blicken konnte. Eingebettet in die schlummernden grünen Hügel Hampshires lag das jahrhundertealte, verwitterte Backsteinhaus, eingerahmt von stattlichen Ulmen. Friedvoll und ruhig im Morgennebel, war es von seinen grasbedeckten Wiesen bis zu seinem stillen Weiher ein Platz, der selbst im strengsten Winter Wärme und Behaglichkeit ausstrahlte. Doch kein noch so starkes Gefühl von Wärme und Behaglichkeit konnte die Konfrontation mit den Ereignissen des Vorabends erleichtern. Noah hielt auf der Kuppe des Hügels für einen Moment an und atmete tief die kühle Morgenluft ein. Erst jetzt erlaubte er sich, über all das nachzudenken, was passiert war, nachdem der markerschütternde Schuß letzte Nacht alles zunichte gemacht hatte. Er hatte London so schnell wie möglich verlassen, nachdem er sich um Tonys Überführung aus dem Stadthaus gekümmert und das Haus verschlossen hatte. Von dort aus war er nach Hause gegangen, um sich zu erfrischen und die Vorbereitungen für seine Reise zu treffen. Als er die Stadt verließ, war es bereits weit nach drei Uhr morgens. Er war den Rest der Nacht durch das trübe Regenwetter geritten, das sich erst vor einer guten Stunde gebessert hatte. Doch weder die Nässe noch die Kälte der Nacht schienen die Betäubung durchdringen zu können, die Noah empfand, ebenso wie auch wiederholtes Schrubben nicht in der Lage gewesen war, das Bild von Tonys Blut an seinen Händen auszulöschen.
    Doch die schwierigste Aufgabe lag noch vor ihm, nämlich Sarah zu sagen, daß ihr Bruder, der einzige Mensch, der ihr im Leben verblieben war, sich selbst getötet hatte.
    Sarah Prescott hatte keine so sorglose und einfache Kindheit gehabt, wie viele ihrer Altersgenossen. Sie war knapp elf Jahre alt, als ihre Eltern bei einem tragischen Kutschenunglück ums Leben kamen und ihre beiden Kinder ohne die Obhut einer Familie zurückließen. Tony hatte mit zweiundzwanzig Jahren den Platz seines Vaters als Vicomte leicht übernehmen können, war er doch seit seiner Geburt auf diese Rolle vorbereitet worden. Doch Sarah traf dieses Ereignis zu einem Zeitpunkt, an dem sie die lenkende Hand ihrer Mutter am meisten gebraucht hätte. Anstatt mit Puppen zu spielen oder Tanzen zu lernen, wurde sie darauf vorbereitet, die Rolle ihrer Mutter als Herrin auf dem Sitz der Keighleys zu übernehmen. Wenn man von dort, wo er jetzt stand, über die
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