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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß
Autoren: Karen Witemeyer
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Kleid schneidere. Wir fingen an, über ihr Erbe zu reden. Sie hatte früher einige Grundstücke erworben, die mittlerweile sehr wertvoll waren. Eines davon hatte sie noch nicht verkauft. In einem Akt der Großzügigkeit, den ich immer noch nicht begreifen kann, hat sie mir dieses Grundstück als Bezahlung für das Kleid gegeben. Sie wusste, dass ich davon träumte, mein eigenes Geschäft zu eröffnen.“
    „Was hat sie davon abgehalten, das Grundstück schon früher zu verkaufen?“ In Mr Tuckers tiefer Stimme schwang noch etwas anderes als Neugierde mit.
    Ein leichtes Unbehagen stieg in Hannah auf, aber sie wusste nicht, woran es lag.
    „Sie hat mir erzählt, dass sie es bevorzuge, ihre Geschäftspartner persönlich zu kennen. Ihren Charakter kennenzulernen. Leider ging es ihr gesundheitlich immer schlechter und sie konnte keine Reisen mehr unternehmen. Es gab einen Gentleman mit sehr gutem Ruf, der der Dame mehrere Angebote gemacht hat. Ein Mr Tuck –“
    Ein Kloß bildete sich in Hannahs Hals.
    „Oh nein. Bitte sagen Sie mir nicht, dass Sie dieser Mr Tucker sind!“

Kapitel 2
    J. T. warf einen Blick auf die Frau neben sich. Sie war genau so angezogen, wie er es erwartet hatte. Sie trug ein Reisekleid, bei dem so viel Stoff benutzt worden war, dass man sicherlich noch ein Kleid daraus hätte machen können, wenn man auf Nützlichkeit und nicht auf Extravaganz achtete. Doch selbst er hatte bemerkt, wie wunderbar der kornblumenblaue Stoff zu ihren Augen passte und die geknöpfte Jacke ihre schmale Taille betonte. Und als sie sich gebückt hatte, um die Puppen auf der Ladefläche zu verstauen, war er froh gewesen, dass der Stoff ihre Figur verborgen hatte.
    Als er nun sah, wie sie auf ihrer Lippe kaute und überlegte, was sie sagen sollte, nachdem sie von seiner Verbindung zu ihrem Geschäft erfahren hatte, musste er zugeben, dass seine Vorurteile nur auf ihr Äußeres zutrafen. Die meisten schönen Frauen, die er in seinen siebenundzwanzig Jahren kennengelernt hatte, neigten dazu, die Menschen in ihrer Umgebung zu manipulieren. Ein schüchternes Lächeln, ein Schmollmund, ein Augenzwinkern – und sie bekamen, was sie wollten.
    Miss Hannah Richards schien sich jedoch nicht zu so etwas herabzulassen. Ihr blondes Haar, die zarte Figur und die schönen Gesichtszüge machten sie zu einer attraktiven Frau. Aber wenn es darum ging, einzuspringen und selbst etwas in die Hand zu nehmen, tat sie es offenbar auch selbst und klimperte nicht mit den Lidern, damit ein anderer ihre Aufgaben übernahm.
    Natürlich hatte er sie gerade erst kennengelernt. Er bezweifelte, dass sie sich auch weiterhin als Ausnahme der Regel herausstellen würde.
    „Verzeihen Sie mir, dass ich so plump mit der Tür ins Haus gefallen bin, Mr Tucker. Ich wusste es wirklich nicht …“
    J.T. starrte geradeaus und presste die Lippen zusammen, aber er beobachtete sie aus dem Augenwinkel.
    „All dieses Gerede von Gottes Vorsehung muss für Sie wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Es tut mir leid. Es scheint falsch, dass mein Segen für Sie eine Enttäuschung ist.“ Sie atmete langsam aus, dann richtete sie sich auf und wandte sich ihm zu. „Ich habe eine Idee! Ich gebe Ihnen Rabatt, wenn Sie etwas bei mir reparieren lassen oder neu bestellen.“
    Er biss weiter auf seinem Zahnstocher herum. „Nicht nötig. Meine Schwester Cordelia näht für mich.“
    „Oh.“
    Ihr fröhliches Lächeln verschwand, sodass er das Gefühl bekam, als hätte er soeben eine Blume zertreten. Doch er wappnete sich gegen das Gefühl des Bedauerns, das ihn nur weich machen würde. Er wollte keinen Gefallen von ihr. Außerdem bot sie es ihm nur an, damit sie selbst sich besser fühlte.
    „Gut“, fuhr sie fort und schien schon wieder eine neue Idee zu haben. „Dann kann ich vielleicht Ihrer Schwester einen Rabatt auf ihr erstes Kleid geben. Ich habe eine wunderbare Auswahl an Modellen –“
    „Nein.“ Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war eine Schwester, die anfing, sich für Modegeschichten zu interessieren. Sie würde mit Sicherheit in diese Falle tappen. Er würde sie dieser Gefahr einfach nicht aussetzen.
    Miss Richards sagte nichts mehr. Für den Rest der Fahrt schwieg sie beharrlich. Als die ersten Gebäude der Stadt in Sicht kamen, hatte J.T. so ein schlechtes Gewissen, als ob schwere Gewichte auf seinen Schultern lasteten.
    „Sehen Sie, ich meine das nicht böse.“ Er rückte auf der Sitzbank hin und her. „Ich danke Ihnen, dass Sie dieses Angebot
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