Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß
Autoren: Karen Witemeyer
Vom Netzwerk:
„J.T. Tucker.“
    „Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr Tucker.“
    Er nickte knapp. Kein sehr gesprächiger Kerl.
    „Leg das wieder hin, Tom“, rief er, als er an Hannah vorbeiging. „Wir wollen doch nicht, dass die Koffer über den Rand fallen, wenn wir über eine Wurzel fahren.“
    „Oh! Warten Sie einen Moment, bitte.“ Hannah konnte nicht wissen, was für dreckige Dinge vorher in dem Wagen transportiert worden waren. Ihren Koffern und der Nähmaschine würde das nichts ausmachen, aber das Leinen, das ihre Puppen bedeckte, konnte leicht ruiniert werden.
    „Ich habe eine alte Decke, die wir auf die Ladefläche legen können. Lassen Sie mich die schnell holen.“
    Hannah spürte Mr Tuckers Seufzen mehr, als dass sie es hörte, während sie die Decke aus dem Koffer zog, auf dem sie eben noch gesessen hatte. Er konnte so viel seufzen, wie er wollte. Ihre Ausstellungspuppen mussten geschützt werden. Sie hatte nur eine Möglichkeit, einen ersten guten Eindruck bei den Damen Coventrys zu hinterlassen, und die würde sie sich nicht nehmen lassen.
    Als sie mit der Decke zurück zum Wagen ging, schaute sie bewusst nicht in Mr Tuckers Richtung. Hannah warf die Decke über den Rand der Ladefläche und kletterte dann hinauf, wie sie es als Kind getan hatte. Schnell breitete sie die Decke aus und legte die sechs Puppen vorsichtig darauf. Am Schluss schlug sie die Decke über die Puppen und wickelte sie sorgfältig ein. Als sie fertig war, erschütterte ein lauter Knall hinter ihr den Wagen, sodass die Ladefläche hin und her schwankte. Hannah taumelte zur Seite. Als sie einen Blick über ihre Schulter warf, sah sie Mr Tucker, der gerade ihren ersten Koffer auf die Ladefläche gewuchtet hatte. Die metallenen Füße kratzten auf dem hölzernen Boden.
    Der Mann hätte sie ruhig warnen können, anstatt sie halb zu Tode zu erschrecken. Aber wenn sie ihn darauf hingewiesen hätte, hätte sie sich nur zum Narren gemacht, deshalb ignorierte sie ihn. Als Tom mit dem zweiten Koffer kam, hatte sie die Puppen sicher verstaut. Nachdem er ihn abgestellt hatte, ging sie zum Ende der Ladefläche.
    „Würden Sie mir bitte runterhelfen?“
    Tom grinste sie an. „Na klar.“
    Hannah legte ihre Hand auf seine Schulter, als er sie um die Hüfte fasste und hinunterhob. Eine kleine Stimme des Bedauerns schalt sie dafür, dass sie nicht Mr Tucker um diesen Gefallen gebeten hatte, aber Hannah überhörte sie. Tom war die bessere Wahl gewesen. Außerdem fühlte sie sich in der Gegenwart des Jungen wohl – im Gegensatz zu seinem Begleiter, der von einer Minute zur anderen entweder ihr Interesse oder ihren Zorn entfachte.
    Sie schluckte ihren Ärger hinunter, während die Männer ihre Nähmaschine auf die Ladefläche hoben. Zum Glück schafften sie es ohne große Probleme. Nachdem das schwerste Stück verstaut war, dauerte es nicht mehr lange, bis auch der Rest ihrer Habseligkeiten aufgeladen war. Als sie fertig waren, reichte Tom ihr seine Hand, um ihr auf den Kutschbock zu helfen, kletterte dann selbst auf die Ladefläche und ließ sie mit Mr Tucker allein.
    Ein sanfter Herbstwind kühlte ihre Wangen und zupfte leicht an ihrer Haube, als sich der Wagen in Bewegung setzte. Hannah strich ihren Rock glatt und wusste nicht genau, was sie zu dem abweisenden Mann neben sich sagen sollte. Zu ihrer Überraschung fing er jedoch mit der Unterhaltung an.
    „Warum haben Sie sich ausgerechnet für Coventry entschieden, Miss Richards?“
    Sie wandte sich ihm zu, aber seine Augen blieben auf die Straße geheftet.
    „Ich denke, Coventry hat sich eher für mich entschieden.“
    „Wie das?“
    „Es war wirklich eine außergewöhnliche Reihe von Ereignissen. Ich zweifle nicht daran, dass es Gottes Vorsehung ist, dass ich hier bin.“
    Endlich reagierte er. Er wandte ihr sein Gesicht zu und unter seinem Hut starrten seine durchdringenden Augen sie an, bevor er blinzelte und sich wieder abwandte.
    Sie schluckte schwer, als er seinen Blick wieder von ihr abgewandt hatte, und fuhr fort.
    „Vor zwei Jahren wurde ich von Mrs Granbury in San Antonio als Schneiderin angestellt. Eine Kundin war eine alte unverheiratete Dame, die den Ruf hatte, dass man unmöglich mit ihr arbeiten könne. Nun, ich brauchte die Arbeit zu dringend und war zu dickköpfig, um mich von ihr abschrecken zu lassen. Wir haben einen Weg gefunden, wie wir miteinander auskommen und uns sogar gegenseitig respektieren konnten. Bevor sie starb, rief sie mich zu sich, damit ich ihr ein letztes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher