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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
Autoren: Ernst H. Gombrich
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richtigen Hügel: Wenn man dort anfängt zu graben, findet man zuerst eine
Menge Ziegel und Schutt. Allmählich stößt man auf hohe, feste Mauern. Denn
diese Hügel sind eigentlich verfallene Städte, große Städte mit langen, schnurgeraden
Straßen, mit hohen Häusern, Palästen und Tempeln. Weil sie nicht, wie in
Ägypten, aus Stein gebaut waren, sondern aus Ziegeln, sind sie mit der Zeit in
der Sonne zerbröckelt und schließlich zu großen Schutthaufen zusammengesunken.
    Ein solcher Schutthaufen in einer wüsten Gegend ist heute Babylon,
das einmal die größte Stadt der Welt war, mit einem unvorstellbaren Gewimmel
von Menschen aus aller Herren Länder, die hier ihre Waren hingebracht und
eingetauscht haben. Und ein solcher Schutthaufen am Rand des Gebirges
stromaufwärts ist auch die zweite große Stadt des Landes: Ninive. Babylon war
die Hauptstadt der Babylonier. Das ist leicht zu merken. Ninive aber ist die
Hauptstadt der Assyrer gewesen.
    Über dieses ganze Land hat meistens nicht nur ein einziger König
geherrscht wie über Ägypten. Es war auch kein so lang dauerndes, in festen
Grenzen bestehendes Reich. Mehrere Völkerschaften und mehrere Könige haben dort
gehaust und abwechselnd geherrscht: Die wichtigsten Völker sind die Sumerer,
Babylonier, Assyrer. Noch bis vor kurzer Zeit hat man geglaubt, dass die
Ägypter das älteste Volk sind, das alles besaß, was man eine Kultur nennt:
Städte mit Handwerkern, Fürsten und Königen, Tempeln und Priestern, Beamten und
Künstlern, eine Schrift und eine Technik.

    Seit einigen Jahren wissen wir, dass die Sumerer in manchen dieser
Dinge den Ägyptern schon voraus waren. Ausgrabungen von den Schutthaufen, die
in der Nähe des Persischen Golfs aus der flachen Ebene aufragen, haben uns
gezeigt, dass die dortigen Bewohner schon vor 3100 vor Christus auf den
Gedanken gekommen waren, aus Lehm Ziegel zu formen und damit Häuser und Tempel
zu bauen. Unter einem der größten Schutthaufen fand man die Ruinen der Stadt
Ur, von der es in der Bibel heißt, dass die Vorfahren Abrahams dort zu Hause
waren. Man fand hier eine ganze Anzahl von Gräbern, die ungefähr aus der
gleichen Zeit stammen müssen wie die Cheops-Pyramide in Ägypten. Aber während
die Pyramide ja leer ist, ist man dort auf ganz herrliche und erstaunliche
Dinge gestoßen. Auf wunderbaren Goldschmuck für Frauen und auf goldene Gefäße
für Opfergaben. Auf goldene Helme und Dolche mit Gold und Edelsteinen. Auch auf
ganz prachtvolle Harfen, die mit Stierköpfen verziert sind, und – denk dir –
auf ein Spielbrett mit schachbrettartigen Feldern in wunderbarer Einlegearbeit.
    Auch runde Siegelsteine und Tontafeln mit Inschriften hat man in
diesen Schutthaufen gefunden. Aber nicht in Hieroglyphen – sondern in einer
anderen Schrift, die fast noch schwerer zu entziffern war. Gerade weil sie
keine Bilder mehr verwendet, sondern einzelne spitze Striche, die wie Dreiecke
oder Keile aussehen. Man nennt sie Keilschrift. Bücher aus Papyrus hat man in
Mesopotamien nicht gekannt. Man schrieb alle Zeichen in weichen Ton, der dann
in Öfen gebrannt wurde, sodass harte Ziegeltafeln entstanden. Solche Tafeln aus
früher Zeit hat man in großen Mengen gefunden. Mit langen, wunderschönen Sagen
und Märchenerzählungen, die von dem Helden Gilgamesch und seinem Kampf mit
Ungeheuern und Drachen erzählen. Und auch viele Inschriften, in denen Könige
ihre Taten berichten und sich rühmen, welche Tempel sie für die Ewigkeit
errichtet und wie viele Völker sie unterworfen haben.
    Schon aus ganz alter Zeit findet man Tafeln mit Berichten von Kaufleuten,
mit Verträgen, Bestätigungen, Warenlisten und so weiter. Daher wissen wir, dass
schon die alten Sumerer, so wie später die Babylonier und die Assyrer, ein großes
Handelsvolk waren, das sehr gut zu rechnen verstand und Recht von Unrecht klar zu
scheiden wusste.
    Von einem der ersten babylonischen Könige, die das ganze Land
beherrschten, kennen wir eine solche große Inschrift, die in einen Stein
gehauen ist. Das ist das älteste Gesetzbuch der Welt, die Gesetze des Königs
Hammurabi. Der Name klingt wie aus einem Märchenbuch, aber die Gesetze sind
sehr nüchtern, streng und gerecht. Darum kannst du dir auch merken, wann
Hammurabi ungefähr gelebt hat, etwa 1700 vor Christi Geburt, also vor 3700
Jahren.
    Streng und fleißig waren die Babylonier und später auch die Assyrer.
Aber so bunte Bilder wie die Ägypter haben sie nicht gemalt. Auf ihren Statuen
und Darstellungen
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