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Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)

Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)

Titel: Eine kurze Geschichte der Menschheit (German Edition)
Autoren: Yuval Noah Harari
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Welt nicht nur mit der Armut, der Korruption, der mangelnden Demokratie und den grassierenden Krankheiten vor Ort zusammen, sondern mit den Standards der Ersten Welt, mit denen sie in Fernsehen und Facebook konfrontiert werden. Unter Hosni Mubarak starben deutlich weniger Ägypter an Hunger oder Pest als unter den Pharaonen. Die Lebensbedingungen der Menschen waren besser denn je. Trotzdem tanzten sie im Frühjahr 2011 nicht auf den Straßen und dankten Allah für ihr Glück. Im Gegenteil, sie gingen auf die Straßen, um Mubarak zu stürzen. Ihr Vergleichspunkt waren nicht die alten Ägypter, sondern die Amerikaner und Europäer der Gegenwart.
    Da unsere Erwartungen eine derart entscheidende Rolle spielen, könnte selbst der Sieg über den Tod unser Wohlbefinden beeinträchtigen. Nehmen wir an, die Wissenschaft findet Medikamente gegen jede Krankheit, hält den Alterungsprozess auf, regeneriert Organe, Gelenke und Gewebe und schenkt uns die ewige Jugend. Das Ergebnis ist vermutlich eine beispiellose Epidemie von Wut und Angst.
    Die Menschen, die sich diese Wunderheilungen nicht leisten können – also die große Mehrheit –, wird vor Zorn außer sich sein. In der Vergangenheit konnten sich die Armen und Unterdrückten immer noch mit dem Gedanken trösten, dass vor dem Tod alle gleich sind und der Sensenmann auch die Reichen und Mächtigen holt. Welche Wut werden sie empfinden, wenn sie feststellen müssen, dass nur sie sterben müssen, während die Reichen auf ewig jung und schön bleiben!
    Aber auch die kleine Minderheit, die sich die neuen Behandlungen leisten kann, wird sich nicht im Glück sonnen, sondern sie wird von Angst umgetrieben. Die neuen Therapien verlängern zwar das Leben und die Jugend, aber sie können keine Toten wiederbeleben. Ist es nicht ein schrecklicher Gedanke, dass Sie zwar ewig leben können, dass Sie aber unwiederbringlich sterben, wenn Sie von einem Lastwagen überfahren oder von Terroristen in die Luft gesprengt werden? Unsterbliche Menschen werden jedes noch so kleine Risiko scheuen, und der Tod eines geliebten Menschen wird zu einem unerträglichen Verlust.
    Chemisches Glück
    Sozialwissenschaftler verteilen Fragebögen zum subjektiven Wohlbefinden und vergleichen die Ergebnisse mit sozio-ökonomischen Faktoren wie Einkommen oder politischer Freiheit. Biologen arbeiten mit denselben Fragebögen, doch sie vergleichen die Ergebnisse mit biochemischen und genetischen Faktoren. Die Ergebnisse sind ähnlich ernüchternd.
    Nach Ansicht von Biologen wird unsere geistige und emotionale Welt von biochemischen Mechanismen regiert, die in Jahrmillionen der Evolution entstanden. Wie die Sozialwissenschaftler erklären auch sie, dass unser subjektives Wohlbefinden nicht durch äußere Parameter wie Einkommen, soziale Beziehungen oder politische Rechte bestimmt wird. Nach Ansicht der Biologen hängt es vielmehr mit einem komplexen System aus Nerven, Neuronen, Synapsen und verschiedenen Botenstoffen wie Serotinin, Dopamin und Oxytocin zusammen.
    Eine Sechser im Lotto, ein Haus, eine Beförderung, Liebe – das alles macht uns nicht langfristig glücklich. Das Einzige, was uns glücklich macht, sind nach Ansicht der Biologen angenehme körperliche Empfindungen. Wenn wir vor Glück tanzen, weil wir gerade im Lotto gewonnen oder uns verliebt haben, dann hat das nichts mit dem Geld oder der Liebe zu tun, sondern mit den Hormonen, die durch unser Blut rasen, und den elektrischen Stürmen in unserem Gehirn. Bei allem Kitzel des Verliebtseins und bei allem Schmerz über gebrochene Herzen scheint unser biochemisches System darauf programmiert zu sein, unser Glücksniveau mehr oder weniger konstant zu halten. Die Evolution interessiert sich nicht für Glück – sie interessiert sich nur für Überleben und Fortpflanzung und achtet deshalb darauf, dass wir nicht zu glücklich oder zu unglücklich werden. Die Evolution sorgt beispielsweise dafür, dass männliche Angehörige der Art Homo sapiens ein angenehmes Gefühl erleben, wenn sie beim Geschlechtsverkehr mit fruchtbaren weiblichen Angehörigen ihrer Art ihre Gene weitergeben. Würden sie den Geschlechtsverkehr nicht als lustvoll empfinden, dann würden sie sich vermutlich kaum die Mühe machen. Gleichzeitig sorgte die Evolution dafür, dass dieses angenehme Gefühl schnell wieder abflaut. Wenn der Orgasmus nie nachließe, würden die glücklichen Männchen die Nahrungsaufnahme vergessen und verhungern, oder zumindest würden sie sich nicht mehr nach
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