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Eine Katze im Wolfspelz

Eine Katze im Wolfspelz

Titel: Eine Katze im Wolfspelz
Autoren: Lydia Adamson
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Mann mit Glatze. Sein Name lautete Harold Rothwax, und er war Detective beim Polizeirevier Manhattan, im Moment aber zu einer Spezialeinheit versetzt.
    Nervös betraten sie die Wohnung. Beide trugen bläuliche Anzüge und rötliche Krawatten, die sich allerdings durch die Schnitte und die Intensität der Farbtöne unterschieden.
    Als wir alle eingetreten waren, sagte Rothwax: »Detective Hanks hat viel Gutes über Sie erzählt.«
    Hanks war mein alter Feind, der schließlich ein Freund geworden war. Während ich an dem schwierigen Fall der betagten russischen Emigranten vom Moskauer Künstler-Theater, die durch Diamantenschmuggel ihren Lebensstandard und den ihrer merkwürdigen weißen Katzen in einem fremden Land entscheidend verbessern konnten, gearbeitet hatte, hatte er mir ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen.
    Mrs. Oshrin zog sich zurück, wobei sie mir verschwörerisch zulächelte. Als sie aus der Tür war, wurden die Detectives sehr unruhig. Ich hatte den Eindruck, daß sie nicht wußten, wie sie mit dieser großen, dünnen Schauspielerin mit den langen, grau-goldenen Haaren umgehen sollten, die ein fast bodenlanges Virginia-Woolf-Kleid mit angekräuselter Schulterpartie trug. Aber ich hatte begriffen, daß sie gekommen waren, um mich um Hilfe zu bitten, also konnte ich es mir leisten, freundlich zu sein.
    »Möchten Sie sich nicht setzen?« fragte ich höflich.
    Sie ließen sich vorsichtig auf dem Sofa nieder und behielten Bushy im Auge, der in königlicher Haltung auf dem Teppich lag und lethargisch seinen Schwanz hin und her bewegte. Es konnte aber auch eine verächtliche Geste sein. Sie saßen da, als ob ich im Begriff sei, ihnen vergifteten Kaffee zu servieren - was ja nun keinesfalls meiner Absicht entsprach.
    Arcenaux sah sich aufmerksam im Zimmer um und sagte dann: »Wir brauchen Ihre Hilfe. Haben Sie in der Zeitung von den Morden in der Fourteenth Street gelesen?«
    »Die beiden Brüder?«
    »Ja.«
    In der Tat hatte ich alles über diesen Fall gelesen, was ich finden konnte. Es war eine sehr traurige Geschichte. Zwei unverheiratete Brüder, beide in den Sechzigern, lebten zusammen in einem neuen Hochhaus in der Fourteenth Street. Sie waren beide städtische Angestellte gewesen und vor kurzem in den Ruhestand getreten. Der eine hatte beim Gartenamt und der andere bei der Feuerwehr gearbeitet. Beide waren von einem Einbrecher erschossen worden. Die Polizei hatte bereits einen Verdacht. Die Brüder hatten eine wundervolle Siamkatze gehabt, der kein Haar gekrümmt worden war. Das Foto der Katze war in allen Zeitungen gewesen.
    »Ich habe ihre Namen vergessen«, sagte ich.
    »Jack und Arthur Tyre. Wir haben einen jungen Typen festgenommen und eingesperrt, der in dem Supermarkt in der Gegend arbeitet. Er heißt Billy Shea. Aber jetzt hat sich herausgestellt, daß die beiden Brüder doch von jemand anderem umgebracht worden sind, und der Junge lediglich hinterher die Wohnung ausgeraubt hat.«
    Arcenaux hielt inne und schaute Rothwax an, als ob er ihn um Hilfe dabei bitten wolle, mich um Hilfe zu bitten.
    Rothwax stand auf, lief um das Sofa herum und stellte sich hinter seinen Kollegen.
    »Darf ich Sie Alice nennen?« fragte er.
    »Natürlich«, antwortete ich, obwohl ich fest entschlossen war, ihn auf keinen Fall mit Harold anzusprechen.
    Eine sehr erheiternde Vorstellung kam mir in den Sinn. Ich befand mich mitten in einem absurden Theaterstück. Diese Männer waren mit irgendwelchen sonderbaren Ermittlungen beauftragt. Die beiden Detectives warfen einander ununterbrochen kurze Blicke zu. Sie machten den Eindruck, als ob sie gegen ihren Willen gezwungen worden seien, mir diesen Besuch abzustatten. Und jetzt, wo sie bei mir, in der Höhle der Katzenfrau, waren, konnten sie nicht mehr unterscheiden, was Realität war und was Theater. Sie wußten nicht mehr, wer ich war und warum man sie geschickt hatte, um mich um Hilfe zu bitten.
    Rothwax fuhr fort: »Lassen Sie mich zur Sache kommen. In den letzten zwölf Jahren - es können auch ein paar mehr gewesen sein - hatten wir eine verdammt hohe Zahl von Mordfällen, die nicht aufgeklärt werden konnten. Aber jetzt glauben wir, daß siebzehn von diesen Morden vom gleichen Täter begangen worden sind, und zwar von dem Mann, der die Tyre-Brüder umgebracht hat.«
    »Ein Serienmörder, wie das im Kino so schön heißt, Miss Nestleton«, merkte Arcenaux an, »oder ein Massenmörder. Beide Bezeichnungen passen.«
    Rothwax sprach weiter: »Wir haben diese
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