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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack
Autoren: A. Lee Martinez
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Wysts treues Ross. »Geduld, meine Liebe. Die Erleichterung des Todes
wird früh genug kommen. Ich fürchte, du wirst mein aufgeblasenes Geschwätz noch
ein klein wenig erdulden müssen.«
    Er kniete sich neben die Füchsin.
»Ich glaube, ich werde dich leben lassen. Vielleicht sogar, nachdem ich das
Universum neu geschaffen habe. Als Erinnerung an dieses verseuchte Gestern.«
    Er streichelte ihre Schnauze und
die Füchsin biss ihn in die Hand. Er schrie auf und schüttelte sie ab. Blut
tropfte an seiner Handfläche herab. Sie grinste, wie nur ein Fuchs im Angesicht
des Todes grinsen kann. Knurrend schickte er ein Bündel kalter Schwärze, und im
selben Moment war sie zu einem vermodernden Skelett geworden.
    Der Seelenlose Gustav befreite
mich von meiner Qual, hielt mich aber unbeweglich. Ich glitt hinter ihm her,
als er zu Wyst aus dem Westen hinüberging. Ich konnte zwar nicht zusehen, meine
Augen aber auch nicht schließen.
    Wyst schob sich auf die Füße,
wobei er sich mit seinem Schwert abstützte. Er keuchte. Es schien ein Wunder,
dass er überhaupt stehen konnte. Jeder Atemzug bereitete ihm Mühe. Schweiß
überzog seine Haut. »Lass sie gehen, Zauberer!«
    Ich tastete nach Magie und fand
keine. Alle Macht in diesem Universum diente dem Seelenlosen Gustav, aber das
war ein Widerspruch. Die Magie dient niemandem. Selbst an diesem unechten Ort
musste wenigstens die Magie echt sein.
    Mit einer zitternden Hand und auf
wackligen Knien hob Wyst sein Schwert. Er hatte keine Kraft mehr übrig.
»Solange ich atme, wirst du sie nicht töten!«
    »Ganz recht, aber nur, weil ich
will, dass sie zusieht, wie du stirbst.« Der Seelenlose Gustav hob seine
blutige Handfläche und Wyst schwebte in die Luft. Der Zauberer ließ seinen
Daumen kreisen. Wysts Arm knickte ab, aber er schrie nicht auf. Der Seelenlose
Gustav wackelte mit einem Finger. Wysts Beine verdrehten sich. Er schnappte
nach Luft. Tränen rannen sein Gesicht hinab.
    »Es ist nicht deine Schuld«,
flüsterte er.
    Selbst im Sterben dachte er noch
an mich. Ich wollte die Hand ausstrecken und ihn berühren. Seinen Kuss ein
letztes Mal zu schmecken würde meinen schrecklichen Tod beinahe erträglich
machen. Ein Rinnsal Magie reagierte auf meinen Ruf, und für einen ganz kurzen
Moment war ich frei. Der Seelenlose Gustav hob eine Augenbraue, und sofort
fesselten mich Ketten an den gefrorenen Boden.
    »Vielleicht hast du genug
gelitten, Hexe. Zeit, dieses Spielchen zu beenden, bevor es langweilig wird.«
Eine Spule Schwarz schlang sich um die Kehle des Ritters.
    Er lächelte mich unter Schmerzen
an. »Ich liebe dich.«
    »Das sind doch mal ganz
hervorragende letzte Worte!«
    Wysts Genick brach mit einem leisen
Knirschen. Sein Leichnam fiel zu Boden.
    Ich konnte es nicht glauben. Ich
konnte es einfach nicht hinnehmen. Das Rinnsal Magie glitt aus meinem Körper
und auf den toten Ritter. Seltsamerweise schien der Seelenlose Gustav dies
nicht zu bemerken.
    »Ach, Liebe. Man kann sie nicht
anfassen. Man kann sie nicht einmal richtig beschreiben. Nicht ohne eine Flut
verschwommener, hübscher Worte. Wenn man mal darüber nachdenkt, ist es die
größte Illusion, die es gibt.«
    Hinter ihm füllte die Magie Wysts
Körper. Das Weiß und Grün tanzte an seiner zerbrochenen Gestalt entlang. Sein
zerschmetterter Arm streckte sich. Dem Seelenlosen Gustav schien es nicht
bewusst zu sein, und ich fragte mich, wie das geschehen konnte. Es mochte daran
liegen, dass seine eigene Macht so groß war. Wie ein Riese, der die Mücken
nicht spürt, die um seine Füße schwirren.
    Weitere Magie sammelte sich in
meinen Fingerspitzen.
    Ich schickte sie gegen die Ketten,
die mich gefangen hielten. Sie rosteten von mir ab.
    »Also ist noch ein klein wenig
Kampfesgeist in dir.«
    Wyst bewegte sich. Ich wusste
nicht, wie. Ich konnte die Toten nicht aufwecken, ohne sie zu berühren, und ich
konnte sie auch nicht heilen. Er schien vollkommen wiederhergestellt zu sein.
Er stand auf, sehr überrascht, am Leben zu sein. Nicht annähernd so überrascht
wie der Seelenlose Gustav.
    Dann begriff ich es. Ich hatte
Wysts Leben nicht zurückgebracht. Ich hatte seinen Tod ungeglaubt, und das
Tröpfeln der Magie, die durch mich floss, unterschied sich von dem, das ich vorher
angerufen hatte, weil es echt war.
    Der Seelenlose Gustav ließ einen
Teil seiner unglaublichen Macht auf mich niedergehen. Ich schleuderte einen
Kegel Rot um mich - und die ganze Kraft klatschte dagegen, ohne mich zu
berühren.
    Ich fuhr mit
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