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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis
Autoren: JOANNA MAITLAND
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war ihr hervorragend gelungen. Wie ein erfahrener Soldat hatte sie ihren Plan geschmiedet und genau die richtige Strategie angewandt. Am liebsten würde er ihr den schönen Hals umdrehen. Andererseits bewunderte er ihren Einfallsreichtum. In der Tat, eine bemerkenswerte Frau …
    Bis zur Ankunft seiner Dienstboten saß er hier fest. Und Alex war über alle Berge, sie hatte gewonnen. Das musste er ihr widerstrebend zugestehen.
    „Soeben sind die Leute zurückgekommen, Euer Gnaden“, meldete Cooper und entfernte einen unberührten Teller von einem kleinen Tisch im Salon.
    Dominic unterbrach seine Wanderung von einer Wand zur anderen. „Lassen Sie sofort ein Pferd satteln. Ich reite nach St. Petersburg zurück.“
    „Leider ist das nicht möglich, Euer Gnaden. Hier gibt’s keine Reitpferde mehr, nur einen alten Ackergaul. Der zieht den Karren, in dem die Diener in die Stadt und zurückfahren.“
    „Also, dann …“ Dominic verstummte mitten im Satz. In seiner Verzweiflung hätte er beinahe befohlen, der alte Klepper sollte vor eine Kutsche gespannt werden. Das wäre sinnlos gewesen, denn an diesem Tag hatte der den Weg bereits zwei Mal zurückgelegt. Für eine dritte Reise wäre er sicher zu schwach. Außerdem würde die Dunkelheit bald hereinbrechen.
    Was zum Teufel hatte der verdammte Stallknecht mit den Reitpferden gemacht? Erbost begann Dominic wieder auf und ab zu gehen.
    „Haben Sie noch einen Wunsch, Euer Gnaden?“
    „Erst wenn dieser elende Knecht die Pferde zurückbringt. Ist er schon irgendwo in der Nähe des Hauses aufgetaucht?“
    „Nein, Euer Gnaden.“ „Dem ziehe ich bei lebendigem Leib die Haut ab!“, stieß Dominic zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „Falls ich mir die Bemerkung erlauben darf, Euer Gnaden – wäre das nicht unklug? Immerhin befinden wir uns in einem fremden Land. Solche Grobheiten würden die Russen nicht dulden.“ Der Kammerdiener setzte eine so kummervolle Miene auf, dass Dominic beinahe lachte.
    „Danke, Cooper, so verrückt bin ich noch nicht. Aber wenn ich hier noch stundenlang herumlaufen muss, sollten Sie mir für die Nacht eine Zwangsjacke besorgen.“
    Cooper gestattete sich ein ironisches Grinsen. Schon seit vielen Jahren diente er dem Duke, und sie verstanden einander sehr gut. „Ich glaube, eine solche Jacke liegt am Boden einer der Truhen, Euer Gnaden. Wenn Sie es wünschen, werde ich Sie bügeln.“
    „Gute Idee … Stellen Sie den Teller wieder hin. Um Ihrer verdammten Unverschämtheit Einhalt zu gebieten, werde ich sogar etwas essen.“
    „Und das ist die ganze Wahrheit, Meg.“
    Voller Sorge seufzte die alte Kinderfrau. Dann setzte sie sich zu Alex auf die Fensterbank und tätschelte ihr die Hand. „Wenigstens weißt du jetzt, dass du kein Kind erwartest.“
    Mühsam bekämpfte Alex ein Schluchzen. Wenn Dominic aus Russland abgereist war, konnte sie zu ihrem Regiment zurückkehren und ihre militärische Karriere fortsetzen, als hätte sich nichts geändert. Was geschehen war, wusste nur Meg.
    Und doch – alles hatte sich geändert. Alex’ Begeisterung für das Soldatenleben hatte beträchtlich nachgelassen. Beinahe bedauerte sie, dass ihr die Mutterschaft verwehrt blieb.
    „Kopf hoch, Liebes“, sagte Meg besänftigend. „Unten wartet dein Papa auf dich. Er will mit dir ausreiten. Erinnerst du dich? Alle Leute sollen dich in deiner schönen Uniform sehen – und dein Georgskreuz. Niemals hätte ich vermutet, wie stolz er auf dich sein würde. Nachdem du damals ohne ein Wort davongerannt bist …“
    Schnüffelnd zog Alex ihr Taschentuch hervor und putzte sich die Nase. „Ja, du hast recht, Meg. Aber … Nun, jetzt ist es vorbei, und ich muss die Vergangenheit begraben. Ich bin wieder bei meiner Familie – und glücklich darüber. So freundlich und verständnisvoll hat Papa mich aufgenommen und die geplatzte Verlobung kein einziges Mal erwähnt. Wie ich zugeben muss, spricht nicht einmal meine Stiefmutter davon. Eigentlich hatte ich befürchtet, die beiden würden mich zwingen, in Frauenkleidern herumzulaufen.“
    „Nein, nein, Liebes. Du bist ein Husar. Und dein Vater akzeptiert das nur zu gern.“
    Alex stand auf und trat vor den Spiegel. So wie am Tag ihrer Ankunft trug sie ihre zweitbeste Uniform.
    Mit offenen Armen hatte der Vater sie empfangen, die faltigen alten Wangen voller Freudentränen. Seither behandelte er sie wie einen Ehrengast, und er warf ihr weder ihren Ungehorsam noch das jahrelange Schweigen vor. Das war viel
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