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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis
Autoren: JOANNA MAITLAND
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Irrtum, Mann. Es steht Ihnen nicht zu, die Befehle des Duke infrage zu stellen. Lassen Sie sich warnen – die Engländer pflegen ungehorsame Dienstboten gnadenlos zu bestrafen.“ Erschrocken zuckte der Reitknecht zusammen. „Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Jetzt ist er hier der Herr“, betonte sie und warf ihm ein paar Münzen zu, die er blitzschnell einsteckte.
    „Ja, Herr“, murmelte er und verbeugte sich. „Sofort.“
    Alex schwang sich in den Sattel und lenkte Pegasus in den Hof. Als sie sich umdrehte, beobachtete sie den Reitknecht, der gerade ein Pferd aus dem Stall führte. In der Tat, der Mann fürchtete seinen extravaganten Herrn viel zu sehr, um den Auftrag zu missachten. Erleichtert trieb sie ihren Hengst an und galoppierte in die Richtung von St. Petersburg.
    Wieder einmal stand Alex vor dem Spiegel. War wirklich erst ein Tag verstrichen, seit sie sich gratuliert hatte, weil sie einem Mann glich? Jetzt sah sie anders aus. So viel hatte sich geändert.
    Sie strich über ihre Taille und die Schenkel. Nun kamen ihr die Hüften runder vor – weiblicher, die Brüste größer. In einem einzigen Tag hatte sich ihre schlanke, maskuline Gestalt verändert. Eine Hand auf ihren Bauch gepresst, überlegte sie besorgt – und auch ein bisschen hoffnungsvoll, ob ein neues Leben in ihr heranwuchs. O Gott, sie hätte es nicht zulassen dürfen … Und doch, es war der wunderbarste Moment ihres ganzen Daseins gewesen. Sie hatte sich mit dem geliebten Mann vereint. Dafür würde sie alles opfern. Und sie würde es wieder tun.
    Wenn sie sein Kind erwartete … Vor ihrem geistigen Auge erschien eine flüchtige Vision, ein kleiner Junge mit zerzaustem Haar, der um ihre Füße herumkrabbelte und zu ihr aufblickte – mit Dominics blauen Augen …
    „Herr Hauptmann!“ Ihr Offiziersbursche stand an der Tür.
    Verwirrt entfernte sie die Hand von ihrem Bauch und rückte den Waffengurt zurecht.
    „Soeben ist die Kutsche vorgefahren.“
    „Gut, ich gehe gleich hinunter.“ Alex ergriff ihren Tschako. Nun musste sie ihre Wunschträume vergessen und ihre Gedanken auf das Ziel der Reise richten, die Aussöhnung mit ihrem Vater. Er musste ihr verzeihen und sie in seinem Haus willkommen heißen. Plötzlich war es wichtiger denn je. Denn sie würde nirgendwo anders Zuflucht finden, wenn sie Dominics Kind unter ihrem Herzen trug.
    „Alex?“ In schläfriger Zufriedenheit murmelte Dominic den Kosenamen. Dann vergrub er seine Wange noch tiefer im Kissen. Das genügte ihm nicht, er wollte ihren warmen, weichen Körper an seiner nackten Haut spüren. Lächelnd tastete er nach ihr. Die andere Hälfte des Bettes war leer und kalt.
    Einige Sekunden lang lag er reglos da. Was um alles in der Welt … Abrupt warf er die Decke beiseite und sprang auf, sah seine verstreuten Kleider am Boden. Aber Alex’ Uniform war verschwunden. Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Nein – sie konnte nicht schon wieder geflohen sein.
    Inständig hoffte er, ihr Vorsprung wäre nicht allzu groß und er würde sie abfangen. Er schlüpfte in seinen Morgenmantel, stürmte aus dem Schlafzimmer und zum Treppenabsatz. Im ganzen Haus herrschte eine geradezu unheimliche Stille. „Cooper!“, schrie er. Keine Antwort.
    Idiot, schalt er sich. Natürlich hörte er keine Antwort, nachdem er den Kammerdiener in den Küchentrakt verbannt und ihm verboten hatte, während der nächsten Stunden aufzukreuzen. Und das übrige Personal würde immer noch seine Freizeit in der Stadt genießen. Das Haus war menschenleer. So wie er es angeordnet hatte.
    Zum zweiten Mal hatte er Alexandra verloren. Welch ein Narr er war! Wütend schlug er mit beiden Fäusten auf das Treppengeländer. Doch das nützte ihm nichts, er vergeudete nur kostbare Zeit. Und so rannte er ins Schlafzimmer zurück. Hastig zog er sich an. Er würde ihr nachreiten. Sicher war sie nach St. Petersburg zurückgekehrt, zur Kaserne. Und da fiel ihm ein, dass sie eine Reise geplant hatte – in einer Kutsche. Nun, ein entschlossener Mann auf einem guten Pferd konnte eine Kutsche mühelos einholen.
    Er sprang die Treppe hinab und riss die Haustür auf.
    „Hallo!“, rief er und lief in den Stall. Der Reitknecht ließ sich nicht blicken, die Boxen waren leer, alle Pferde verschwunden.
    Unmöglich! Dominic trat in den Hof hinaus und schaute sich um, suchte den Garten und alle Nebengebäude ab. Nichts. Das ganze Anwesen, völlig verlassen. Was immer Alex getan hatte – und das musste ihr Werk sein –,
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