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Eine Frau geht ihren Weg

Eine Frau geht ihren Weg

Titel: Eine Frau geht ihren Weg
Autoren: Julia Howard
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sich verdunkelt.
    Sybil besann sich auf ihr eigentliches Vorhaben. Wer weiß, vielleicht war sie erfolgreicher, als sie ahnte. Um sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen zu lassen, stand sie auf und goss sich noch etwas Kaffee ein. Dann kam sie um seinen Schreibtisch herum, trank einen Schluck, stellte die Tasse ab und setzte sich lässig auf die Schreibtischkante. Verführerisch schlug Sybil die Beine übereinander. Dabei kam sie sich vor wie eine schamlose Sekretärin. Bei diesem Gedanken musste sie lächeln. Im Moment teilte sie tatsächlich die Interessen einer schamlosen Sekretärin. Während sie sich lässig mit einer Hand auf dem Schreibtisch abstützte, beantwortete sie endlich seine Frage.
    Daniel erwiderte nichts. Stirnrunzelnd sah er sie an und vertiefte sich dann wieder in seinen Aktenordner. Sybil triumphierte. Offensichtlich hatte sie Erfolg mit ihrem Plan. Allzu auffallend, bemühte er sich, sie nicht zu beachten.
    Damit er keinen Verdacht schöpfte, rutschte sie von der Schreibtischplatte, konnte es sich aber nicht verkneifen, hinter ihn zu treten und ihm ganz nebenbei die Hand auf den Rücken zu legen.
    Während sie sich über seine Schulter beugte, deutete sie auf eine bestimmte Stelle, die er gerade las und sagte: „Johnsons Bericht hat mir vor allem in diesem Punkt sehr geholfen.”
    Er brummte etwas Unverständliches vor sich hin, und Sybil beschloss, ihn lieber nicht zu sehr zu bedrängen. Sie zog ihre Hand zurück, nicht ohne nachlässig noch einmal über seinen Rücken zu streicheln. Auf einmal kamen ihr Zweifel. Reagierte Daniel nicht etwas zu gleichgültig auf sie?
    Vielleicht hatte sie den Kuss gestern falsch gedeutet. Unter Umständen war es wirklich ein Abschiedskuss gewesen. Nur mit Mühe brachte sie nach dieser Überlegung ihren Kaffee herunter. Doch dann sagte sie sich, dass ihr Verhalten töricht war. Gab sie zu früh auf, müsste sie zwangsläufig eine Niederlage erleiden.
    Gegen Mittag brachte Mrs. Everest eine Platte mit belegten Broten und zog sich dann sofort wieder zurück. Sybil war jedoch nicht entgangen, dass sie ihr einen prüfenden Seitenblick zugeworfen hatte.
    Sie reichte Daniel ein belegtes Brot und lehnte sich anschließend in ihrem Sessel zurück. Ab und zu stellte Daniel ihr eine Frage, und sie beugte sich gerade soweit vor, dass er ihr Parfüm riechen konnte. Doch sie hütete sich, ihn noch einmal zu berühren.
    Die Stunden vergingen, und langsam hatte Sybil das Spiel satt. Enttäuscht biss sie sich auf die Unterlippe. Sie war nahe daran, aufzugeben und sich ihre Niederlage einzugestehen. Nur ein letztes Fünkchen Hoffnung hielt sie davon ab. Vielleicht sollte sie warten, bis Daniel den Bericht zu Ende gelesen hatte.
    Doch es wurde Spätnachmittag, bevor Daniel endlich den Aktenordner schloss. Nachdem er sich umständlich geräuspert hatte, sagte er: „Ich möchte ein paar Punkte mit dir besprechen.”
    Es vergingen drei weitere Stunden, in denen Sybil und Daniel das Schulungsprogramm in allen Einzelheiten durchdiskutierten.
    Als sie die Diskussion schließlich abbrachen, lehnte sich Sybil zufrieden in ihrem Sessel zurück. Ihre Firma hatte gute Arbeit geleistet. An dem rötlichen Licht, das durch die Seite 69 von 73

    geschlossenen Jalousien fiel, merkte Sybil, dass die Sonne bereits unterging. Sie hatte den ganzen Tag in Daniels Büro verbracht.
    „Nach der Durchsicht dieses Berichts und nach dem Urteil, das ich mir aufgrund der Tests habe bilden können, akzeptiere ich das Projekt in der vorliegenden Form”, sagte Daniel mit seltsam gedrückter Stimme. „Du kannst uns die Rechnung zuschicken, und damit wäre dann der Vertrag von beiden Seiten erfüllt.” Langsam nahm er den Aktenordner und stand auf.
    Weil Sybil nicht wusste, wie sie sich auf seine Worte hin verhalten sollte, erhob sie sich ebenfalls. Das Herz klopfte ihr zum Zerspringen. Sie hatte verloren, ihr Plan war fehlgeschlagen!
    Sie sah, wie Daniel den Ordner auf einen Aktenschrank legte. Unfähig, sich ihre Niederlage einzugestehen, wandte sie sich ab und ging zu den großen Fenstern.
    Als sie sich zu Daniel umdrehte, stand er neben seinem Schreibtisch und beobachtete sie. Sie schaute ihn an, und in ihrem Blick lag all ihre Sehnsucht nach ihm.
    Mit drei langen Schritten kam er zu ihr hinüber und zog sie in seine Arme. Dann setzte Sybils Denken aus, und sie fühlte nur noch Daniels Lippen auf ihrem Mund. Die Zeit blieb stehen, während ihre’ Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss
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