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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre
Autoren: Cartland Barbara
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verstand sie es, und sie erschrak bei dem Gedanken, daß sie es nur verstand, weil der Herzog sie durch seinen Kuß so seltsam verzaubert hatte, daß sie alles außer ihm vergessen konnte.
    Es wurde ihr blitzartig klar, daß sie, wenn der Herzog ein mittelloser jüngerer Sohn wie ihr Vater gewesen wäre und sie um ihre Hand gebeten hätte, ja gesagt hätte.
    Das war Liebe, und obwohl es ihr Verstand nicht wahrhaben wollte, erkannte sie doch, daß sie einen Mann hoffnungslos liebte, den sie nicht heiraten konnte, weil er schon eine Frau hatte.
    Den Herzog von Saumac!

S ECHSTES K APITEL
    Die Gräfin streckte die Hand aus, um Canéda neben sich auf einen Stuhl zu ziehen. »Ich möchte, daß du mir von deiner Mutter erzählst, meine Liebe«, sagte sie.
    Canéda zögerte ein wenig.
    Bevor sie auf dem Schloß angekommen war, hatte sie sich genau zurechtgelegt, was sie alles sagen wollte, aber jetzt war sie dabei, ihre gesamte Einstellung zu ihren Verwandten und insbesondere zur Gräfin zu ändern. Nach einer Weile sagte sie: »Mama war sehr, sehr glücklich mit meinem Vater, aber zuzeiten hatte sie große Sehnsucht nach ihrer Familie, ganz besonders nach dir, Großmutter.«
    Sie sah, wie sich die Augen ihrer Großmutter mit Tränen füllten, bevor sie antwortete: »Wie ich sie vermißt habe! Eines Tages, wenn du eigene Kinder hast, wirst du wissen, wieviel sie einem bedeuten, und ob man sie sieht oder nicht, man hört nie auf, sich um sie zu sorgen und – sie zu lieben.«
    In ihrer Stimme war ein Zittern, das Canéda zeigte, wie ehrlich sie es meinte.
    »Aber wie konntest du Mama dann all die Jahre nicht schreiben, nicht einmal, als sie dir schrieb?« fragte Canéda gespannt. Sie erinnerte sich daran, daß es ihre Mutter mehr als alles andere verletzt hatte, daß der Brief, in dem sie ihrer eigenen Mutter schrieb, sie habe einen Sohn bekommen, ungeöffnet zurückkam.
    Die Gräfin gab einen unterdrückten Schmerzensschrei von sich. »Du mußt mir glauben, Canéda«, sagte sie, »wenn ich dir sage, daß ich keine Ahnung von dem Brief hatte und erst viel später erfuhr, daß deine Mutter mir geschrieben hatte und der Brief zurückgegangen war.«
    »Wie ist das möglich?« fragte Canéda.
    »Dein Großvater war außer sich vor Wut, als sie durchbrannte, aber ich glaube, er hätte ihr vergeben können, wenn der Herzog von Saumac nicht so oft bei uns gewesen wäre, der bald wütete, daß er wegen der geplatzten Hochzeit zum Gespött der Leute geworden sei, bald verzweifelt und unbeschreiblich trostlos war, weil er deine Mutter, die er liebte, verloren hatte.« Die Gräfin stöhnte, so schwer fiel es ihr, daran zu denken, wie furchtbar alles gewesen war. Dann fuhr sie fort: »Ich bin überzeugt, daß der Herzog weitgehend dafür verantwortlich war, daß dein Großvater aus dem Gleichgewicht geraten ist. Keines von uns durfte deine Mutter auch nur erwähnen, ohne daß es einen Auftritt gab.«
    Canéda schwieg und dachte daran, daß ihre Mutter angenommen hatte, sie hätten sie schlicht vergessen und aus ihrem Leben getilgt.
    »Der Sekretär deines Großvaters, der uns viele Jahre hingebungsvoll gedient hat, war tief bekümmert über das, was geschehen war. Als der Brief deiner Mutter kam, schickte er ihn zurück, ohne mir oder deinem Großvater etwas davon zu sagen.«
    »Wie konnte er das tun?« fragte Canéda empört.
    »Er hat gedacht, es erspart uns Kummer und Leid«, erwiderte die Gräfin. »Ich habe schon oft gedacht, daß Leute, die es gut meinen, mehr Schaden als Nutzen anrichten.«
    »Mama hat dir geschrieben, um dir mitzuteilen, daß sie einen Sohn bekommen hat«, sagte Canéda.
    »Ich wünschte so sehr, ich hätte es gewußt«, murmelte die Gräfin. Die Tränen stiegen ihr in die alten Augen und liefen ihr die Wangen herunter.
    »Ich kann dir versichern, daß Mama vollkommen glücklich war, auch wenn wir sehr arm waren. Ich habe in der Tat oft das Gefühl gehabt, daß in unserem Haus das ganze Jahr über die Sonne schien.«
    »Hat sie nie bereut, daß sie die gesellschaftliche Stellung, die sie hätte haben können, mit Füßen getreten hat?« fragte die Gräfin.
    Canéda schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß Papa oder Mama sich ein anderes Leben gewünscht hätten, nicht einmal, wenn man ihnen angeboten hätte, König und Königin zu werden.« Da sich ihr ganzes Wesen nach dem jungen Herzog sehnte, sagte sie schnell: »Ich will dir von meinem Elternhaus erzählen, Großmutter, und wieviel Spaß Harry und ich
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