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Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne
Autoren: KAREN TEMPLETON
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viel ist“, antwortete sie schließlich. „Natürlich könnte Kevin rückfällig werden. Aber er ist nun mal Pippas Vater, und er hat ein Recht darauf, sein Kind kennenzulernen. Was ich ja auch von Anfang an gesagt habe.“
    Ihr Vater sah sie mit diesem analysierenden Blick an, den sie hasste. „Du überträgst deine Gefühle auf ihn“, sagte er sanft.
    „Du meinst, weil ich mein Kind verloren habe, kann ich besser nachempfinden, wie es ihm geht? Darauf kannst du wetten. Aber glaub mir, er wird sie nicht einfach mitnehmen und verschwinden.“
    „Bist du jetzt nicht ein bisschen naiv?“
    „Nein. Du hast ihn nicht mit ihr zusammen gesehen. Und glaub mir, der Mann ist nicht darauf vorbereitet, ein alleinerziehender Vater zu sein.“
    Gus, der sich vernachlässigt fühlte, legte ihr den Kopf aufs Knie, und sie gab ihm einen weiteren Schinkenstreifen.
    Seufzend griff ihr Vater wieder zur Gabel. „Und wieso willst du ihm dann helfen, einer zu werden?“
    „Wär’s dir lieber, wenn er mit einem Gerichtsbeschluss hier auftaucht und sie uns einfach wegnimmt?“
    Ihr Vater runzelte die Stirn. „Aber du hast doch gerade gesagt …“
    „Ich hab nicht gesagt, dass er die Vaterrolle nicht übernehmen will. Nur, dass er nicht darauf vorbereitet ist. Aber wenn er etwas Zeit hat, alles zu organisieren, wird er Pippa zu sich nehmen wollen. Und dann ist das Recht auf seiner Seite, schließlich ist sie seine leibliche Tochter.“
    „Sagt Robyn.“
    „Na schön, lassen wir einen DNA-Test machen. Ich bin sicher, Kevin hat nichts dagegen. Aber was hätte Robyn davon gehabt, zu lügen? Zumal sie ja nicht einmal wollte, dass er was davon erfährt.“ Julianne schob den Salat weiter auf ihrem Teller herum und schaute dann zu ihrem Vater auf. „Und mal ganz ehrlich – glaubst du, du stehst einen Sorgerechtsstreit durch? Ich jedenfalls nicht.“
    „Also findest du, wir sollten sie ihm einfach so überlassen?“
    „Ich will sie genauso wenig verlieren wie du. Aber ich möchte vermeiden, dass es einen Kampf um sie gibt.“
    Vorsichtig lehnte Victor sich im Stuhl zurück. „Was wissen wir überhaupt über diesen Jungen? Außer, dass er deine Schwester mit in den Abgrund gezogen hat, meine ich? Hat er Arbeit? Ist er imstande, Pippa ein Zuhause zu geben?“
    Julianne drückte Pippa enger an sich und gab sich Mühe, ruhig zu bleiben. Sie konnte ja sogar verstehen, warum ihr Vater so reagierte. Robyn zu verlieren – erst an die Drogen, dann ganz –, hatte ihn beinahe gebrochen. Jetzt wehrte er sich vehement gegen jedwede Veränderung, auch, wenn das unvernünftig war.
    „Du hast ja recht, er hat Fehler gemacht. Und wir wissen nicht, wie er jetzt lebt und ob er sich wirklich verändert hat. Oder ob er imstande ist, ein Kind großzuziehen. Aber immerhin ist er hergekommen, um Robyn zu finden, und das spricht meines Erachtens gewaltig für ihn. Und bitte hör auf, ihn zum Sündenbock dafür zu machen, was mit Robyn passiert ist. Er sagt, dass er alles versucht hat, um sie zum Entzug zu bewegen, aber dass sie nichts davon wissen wollte.“
    Julianne schwieg eine Weile, dann fügte sie hinzu: „Und ja, ich glaube ihm. Schließlich hatten wir auch unsere liebe Mühe, Robyn in die Klinik zu bringen, schon vergessen? Und wir hatten nicht gleichzeitig mit unseren eigenen Dämonen zu kämpfen. Es war sehr schwer für ihn, Dad, das musst selbst du einsehen.“
    Die Miene ihres Vaters verdüsterte sich, dann seufzte er. „Du warst immer schon zu weichherzig, Juliekäferchen.“
    „Weil ich es nicht über mich bringe, einen Vater von seinem Kind fernzuhalten? Ja, bin ich dann wohl. Jedenfalls weiß ich, dass wir es für uns alle noch viel schlimmer machen, wenn wir Kevin Steine in den Weg legen. Aber wenn wir ihn hier wohnen lassen …“ – sie zuckte die Achseln – „… dann gewinnen wir alle.“
    „Und wie kommst du darauf?“
    „Weil wir ihn dann im Auge behalten können. Weil wir ihn besser kennenlernen, während er seine Tochter kennenlernt. Und gleichzeitig merkt er vielleicht …“
    „Was?“
    Julianne drehte Pippa in ihren Armen um, sodass sie sich an ihrem Oberkörper aufrichten konnte. Seit Kurzem war die Kleine von Nasen völlig fasziniert. Jetzt streckte sie die Finger nach Juliannes Nase aus und lachte glucksend. Die unbeschwerte Freude des Kindes vertrieb für ein paar Momente Juliannes Trauer.
    „Vielleicht merkt er dann, dass sie bei uns besser aufgehoben ist“, sagte sie leise.
    Ihr Vater setzte heftig den
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