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Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)

Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)
Autoren: Robert Gehrke
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stinkende Schornsteine sehen. Sogar das Wetter wurde zunehmend bedeckter.
    Bärlin war die Hauptstadt des Reichs der Adler. Zumindest die meiste Zeit der Stadtgeschichte. Vor vielen Jahren kamen die roten Schweine in die Stadt und wollten ein Stück vom Kuchen Bärlins abhaben. Sie rissen es an sich und versuchten es mit aller Macht zu bewahren. Wie unter einer Käseglocke, isoliert von dem Rest der Welt, vergammelte dieses Kuchen Stück. Bis eines Tages die Bären sich ihre Freiheit zurückholten. In jedem Stein und in jedem Ziegel steckt ein Stück dieser langen Geschichte. Genau diese Atmosphäre lässt Bärlin von allen anderen Städten abheben. Selbst ohne großes Interesse für Geschichte verspürt man dieses Gefühl.
    Mitten in der Stadt machten die Maus und der Tiger eine Pause. Rundherum waren Dutzende Bären zu sehen. Braune, weiße und selbst rote liefen die Straße entlang. Aber auch ein Stier, ein paar Hühner und ein Hase erschienen zwischen all den Bären.
    „Irgendwo hier lebt also die Bärin meines Bruders.“
    „Ich kann dir sogar sagen wo!“
    Verdutzt blickte der Tiger in Richtung seiner Maus.
    „Nunja. Wir verstanden uns besser als du denkst.“
    „Willst du sie besuchen?“
    Die Maus fing an zu grinsen.
    „Schon alles arrangiert!“
    In diesem Zeitpunkt tauchte plötzlich die Bärin auf und umarmte die Maus. Verblüfft streckte der Tiger seine Hand aus, doch auch er wurde umarmt. Die Begrüßung war sehr herzlich, fast als ob man sich schon ein Leben lang kannte.
    Die Bärin präsentierte die ganze Stadt. Mit großer Begeisterung konnte sie viele Anekdoten erzählen. Es fühlte sich an wie eine Stadtrundfahrt. Nur besser! Dabei mieden sie die typischen Touristenpfade und bekamen auch relativ unbekannte Plätze zu sehen.
    Zu Beginn führte der Weg das Gespann zum Bahnhof Zoo. Einem sehr berüchtigten und dreckigen Ort. Hier konnte man nur ganz selten Bären antreffen. Lediglich düstere Tiere lungerten hier herum. Böse Blicke von Hyänen, Aasgeiern und Schlangen trafen den Tiger und die Maus. Besonders letztere zog die gierigen Blicke auf sich.
    „Auch das ist Bärlin! Und das ist der schnellste Weg zur Mauer.“ erklärte die Bärin.
    Wenige Minuten später waren sie an der großen Mauer angekommen. Der Tiger war total überrascht vom Anblick. Eine dicke, graue, kalte Mauer befand sich in seinem Gedächtnis, doch dieses Bauwerk war bunt, fast schon künstlerisch wie ein Gemälde. Die einstigen Einschusslöcher wurden einfach übermalt. Zu jedem Gemälde konnte die Bärin eine kurze Geschichte erzählen.
    Eines hatte einen besonderen Charakter. Darauf war ein Kuss eines Schweines und eines roten Bären zu sehen. Mit geschlossenen Augen und offensichtlicher Leidenschaft küssten sich die gegensätzlichen Tiere.
    „Eklig!“ dachte sich der Tiger und wischte sich unwillkürlich einige Male seine Schnauze trocken.
    „Ihr seht den sogenannten Bruderkuss. Nett nicht?“
    Man spürte die Verbundenheit der Bärin mit ihrer Heimat. Es erinnerte den Tiger ein bisschen an seine Höhle. Zum ersten Mal verspürte er so etwas wie Heimweh. Er war nie ein Stadttier gewesen. Dieses ganze Gewusel war viel zu stressig für den ruheliebenden Tiger. Ohne die Maus hätte er wohl schon die Heimreise geplant, doch es war eben die einzige Möglichkeit mit der Maus zusammen zu leben. Dafür würde er auch seine Heimat hinter sich lassen.
    Ein kraftvoller, aber herzlicher Schlag riss den Tiger aus seinen Gedanken.
    „Glaub mir! Das willst du nicht verpassen!“
    Aus einem Tagtraum gerissen warf er einen Blick auf ein naheliegendes Schild. Pariser Platz war darauf zu lesen. Verwundert blickte er in die entgegensetzte Richtung und entdeckte dort das Brandenburger Tor.
    „Ihr kennt es von Geldscheinen, Briefmarken und manche kennen es von Strafzetteln. Ich muss euch wohl nicht viel darüber erzählen.“
    Im ersten Moment waren alle sprachlos. Wie wundervoll dieses Bauwerk doch war.
    „Auf den goldenen Münzen sieht es irgendwie kleiner aus“ sprach der Tiger.
    Es ist ein komisches Gefühl, ein solch bekanntes Bauwerk hautnah zu erleben. Man kannte es eigentlich nur von Bildern, die im Reich der Adler allgegenwärtig waren. Den Blick nur auf das Brandenburger Tor gerichtet, hatte der Tiger das Gefühl er laufe auf eine Leinwand. Dieser Platz war so unreal. Aber auch nach mehrmaligem Zwinkern blieb dieser wundervolle Anblick bestehen.
    Erst auf den zweiten Blick kam er ein bisschen ins Grübeln.
    Dieses Bauwerk
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