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Eine ewige Liebe

Eine ewige Liebe

Titel: Eine ewige Liebe
Autoren: Kami Garcia
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lassen, deren Eingekochtes glatt ein Loch ins Brot brannte – behauptete jedenfallsAmma.
    Entnervt verschränkte ich dieArme vor der Brust. » Warum sollte ich in kochendesWasser springen?«
    Sie warf einen finsteren Blick in meine Richtung und fächerte sich mit einem gefalteten Papier Luft zu – so wie an den tausend Sonntagen zuvor, an denen ich sie zur Kirche gefahren hatte.
    Das Quietschen ihres Schaukelstuhls verstummte. Ein schlechtes Zeichen.
    »Ma’am, meine ich.« Mit angehaltenemAtem wartete ich, bis das Quietschen wieder einsetzte. Nicht mehr ganz so laut fügte ich hinzu: » Wenn du irgendetwas weißt, dann hilf mir bitte. Du hast doch gesagt, dass duTante Grace undTante Mercy besucht hast. Und ich gehe jede We tte ein, dass ich dich auf deiner eigenen Beerdigung gesehen habe.«
    Tante Prue presste die Lippen aufeinander, als würde ihr Gebiss sie drücken. Oder als wollte sie unbedingt etwas für sich behalten. »Haben dir damals deine zwei Seelen nicht genug Scherereien bereitet? Du konntest Dinge sehen, die nicht für sterblicheAugen bestimmt waren.Außerdem bin ichTwyla seither nicht mehr begegnet. Sie war es, die mir damals auf die andere Seite geholfen hat.«
    »Aber allein schaffe ich das nicht.«
    »Unsinn. Du kannst nicht hier reinschneien und erwarten, dass alles so leicht ist, wie einen schlechten Kuchen zu essen. So einWechsel ist eine komplizierteAngelegenheit.Wenn ich dir den Katzenfisch einfach in die Hand drücke, lernst du nie anständig zu fischen.«
    Ich stützte den Kopf in die Hände. ImAugenblick wäre ich mit einem schlechten Kuchen mehr als zufrieden gewesen. »Und wo kann man lernen, wie man Katzenfische fängt?«
    KeineAntwort.
    Ich blickte auf.Tante Prue war in ihrem Schaukelstuhl eingedöst. Das gefaltete Papier, mit dem sie sich Luft zugefächelt hatte, lag in ihrem Schoß. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, sie aus einem ihrer Nickerchen aufzuwecken. Das war es schon immer gewesen und daran würde sich wahrscheinlich in keinem Leben und in keinerWelt etwas ändern.
    Ich seufzte und nahm ihr vorsichtig den improvisierten Fächer aus der Hand.Als eine Hälfte des gefalteten Blattes nach unten klappte, kam eine Zeichnung zumVorschein. Sie sah aus wie eine vonTante Prues Karten, allerdings noch unfertig und in groben Linien.Tante Prue konnte nie lange stillsitzen, ohne ihre Umgebung zu skizzieren, nicht einmal in derAnderwelt.
    Erst auf den zweiten Blick wurde mir klar, dass es keine Karte vom Garten des Immerwährenden Friedens war – oder war die Friedhofswelt womöglich viel größer als gedacht?
    Nein, das hier war nicht irgendeine Karte.
    Es war eine Karte der Lunae Libri .
    » Wie kann es in derAnderwelt eine Lunae Libri geben? Die Bibliothek ist doch kein Grab, oder? Niemand ist dort gestorben.«
    Mom blickte nicht von Inferno auf. Sie hatte nicht einmal mit derWimper gezuckt, als ich durch die Haustür gestürmt war.Wenn sie sich in den Seiten ihrer Lieblingslektüre verlor, dann sah und hörte sie nichts mehr von derWelt. Lesen war ihreArt des Raumwandelns.
    Ich fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum und versperrte ihr den Blick auf die vergilbten Buchseiten. »Mom.«
    » Was?« Sie schreckte auf, als hätte ich mich gerade erst auf leisen Sohlen angeschlichen.
    »Spar dir die Zeit, Link hat es mir verraten. Das Bürogebäude geht in Flammen auf.« Ich schlug das Buch zu und hielt ihrTante Prues aufgefaltete Karte hin. Sie griff danach und strich sie glatt.
    » Wusste ich doch, dass Dante seiner Zeit voraus war.« Lächelnd drehte sie die Karte um.
    » Warum hatTante Prue das gezeichnet?«, fragte ich.
    Sie starrte auf die Karte und gab keineAntwort.
    » Wenn du herausfinden willst, warum deineTante das macht, was sie macht, dann bist du für den R est der Ewigkeit beschäftigt.«
    » Wofür braucht sie diese Karte?«, beharrte ich.
    » Was deineTante wirklich braucht, ist jemand, mit dem sie sich unterhalten kann – jemand außer dir.«
    Damit schien für sie alles gesagt. Sie schwieg einen Moment, dann stand sie auf und legte denArm um meine Schultern. »Also gut. Ich zeige es dir.«
    Ich folgte ihr über die Straße, die keine Straße war, bis wir zu einer Grabstätte kamen, die weit mehr als eine Grabstätte war, und schließlich zu einem Grab gelangten, das eigentlich gar keines war. Unvermittelt blieb ich stehen, als ich begriff, wohin sie mich geführt hatte.
    Mit einem wehmütigen Lächeln legte Mom die Hand auf Macons Grabstein und drückte
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