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eine Elfenromanze

eine Elfenromanze

Titel: eine Elfenromanze
Autoren: Manuela Forst
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Mitternachtsblau ... das würde die Farbe Eurer Augen unterstreichen ... oder ... ich weiß nicht ...“
    Ein schwaches Lächeln huschte über das Gesicht des Elfen. „Sagt mir, welche Farbe würde Euch, als Frau, bei einem Mann gefallen? Was würdet Ihr als reizvoll empfinden?“
    Selina legte einen Finger an den Mund und dachte kurz über die Frage nach. Sie dachte nicht über einen möglichen Hintergedanken nach, den der Elf damit verfolgen könnte. Nein. Sie dachte ernsthaft über die Frage und ihre Antwort nach.
    „Schwarz“, meinte sie schließlich. „Das ist elegant, leichter zu reinigen als Pastelltöne und es wäre bei einem Mann mit blonden Haaren und blauen Augen sicher ... reizvoll ...“
    „Selina!“ Aus Rias Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Ihre Finger umfassten derart krampfhaft den Hals der Gans, dass sie das Blut aus dem toten Tier herausquetschte, welches ihr bereits über die Hand zu laufen begann.
    Der Elfenmann nickte der jungen Magd zu.
    Ria verlor die Beherrschung, packte ihre Freundin am Ärmel und zerrte sie zur Seite. „Verdammt, was tust du da?“, fragte sie vorwurfsvoll, während sie die Halbelfe hinter sich herschleifte.
    „Wieso? Er hat mich doch gefragt!“
    „Trotzdem!“ Ria zog sie in die nächste Gasse, wo sie außer Sicht waren. „Du kannst nicht den erstbesten Adeligen auslachen und ihm dann auf offener Straße Ankleidetipps geben.“
    Selina wand sich aus Rias Umklammerung und rieb sich demonstrativ den Arm. „Woher hätte ich wissen sollen, dass er ein Blaublut ist?“
    Ria schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Sag, weißt du eigentlich, was auch nur ein Meter des Stoffes, mit dem der so schmissig hantiert, kostet? Natürlich nicht! Weil keiner von uns es sich jemals leisten könnte!“
    „Ich wusste ja gar nicht, dass in dieser Stadt Adelige leben“, behauptete Selina mit einem Achselzucken und stapfte an ihrer Freundin vorbei die Gasse entlang. Sie hatte jetzt andere Sorgen. Der Elf, ob adelig oder nicht, kannte sie nicht und wusste nicht, wo sie herkam. Sie würde ihn ohnehin niemals wieder sehen. Es spielte daher keine Rolle, ob ihr Verhalten angemessen gewesen war, oder nicht.
    Doch ihre Freundin war noch nicht fertig mit ihr. „Natürlich tun sie das nicht!“, ereiferte Ria sich und lief hinter der Halbelfe her. Die Gans baumelte in ihrer Hand. „Glaubst du etwa, ein Graf würde in eine der Baracken in der Färbergasse einziehen? Nein, die wohnen auf riesigen Anwesen weit ab der Kloake und dem Staub der Stadt. Doch sie lassen ihr Geld hier, bei den vornehmeren Händlern und Kaufleuten.“
    „Wie auch immer! Mir schien der Kerl ziemlich harmlos zu sein.“ Hastig verdrängte Selina den Gedanken an das Schwert seines Begleiters.
    Ria stemmte die Arme in die Seiten. Die Gans klatschte unsanft gegen ihr Kleid. „Selina, hast du mir eigentlich zugehört? Was glaubst du, warum er dir solche Fragen gestellt hat?“
    „Es ist ja nichts passiert“, behauptete Selina knapp. Ihr Ton ließ keine weitere Diskussion zu. Sie hatte das Thema gründlich satt.

Nicht zur Befriedigung der Gäste
     

    Gedankenversunken rieb Selina mit einem zerschlissenen Tuch einen tönernen Bierkrug trocken, stellte ihn zur Seite und nahm den Nächsten zur Hand. Sie versuchte, den Berg schmutzigen Geschirrs zu ignorieren, der sich neben ihr auftürmte. Momentan versuchte sie, überhaupt nicht an ihre Arbeit zu denken und stupide einen Handgriff nach dem anderen auszuführen. Sie achtete auch nicht darauf, wenn Bruna aufgeregt in der Küche auf und ab lief, und hörte nur halb hin, wenn die Wirtin Ria und Adorata Anweisungen zurief. In den frühen Abendstunden herrschte stets Hochbetrieb in dem Gasthaus Zur Singenden Maid und Bruna war zu dieser Zeit immer ziemlich gereizt. Selina nahm einen weiteren Krug zur Hand und überlegte, wie glücklich sie sich eigentlich schätzen konnte, heute einzig mit dem Abwasch betraut worden zu sein, einer endlos scheinenden Prozedur, die versprach, noch lange in die Nachtstunden hinein anzudauern. So blieb sie zumindest von der allgemeinen Hektik verschont, die um sie her in der Küche herrschte. Mittlerweile war es ihr auch egal, dass sich jedes Mal, wenn sie mit einem Turm von Tellern und Töpfen fertig war, ein neuer zu dem Haufen an schmutzigem Geschirr gesellte. Es spielte für sie keine Rolle, wann sie mit ihrer Arbeit fertig wurde.
    Selina tadelte sich im Stillen für die selbstmitleidigen Gedanken, die ihr unentwegt durch den
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