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Eine bezaubernde Braut

Eine bezaubernde Braut

Titel: Eine bezaubernde Braut
Autoren: Julie Garwood
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grenzte, nahm Ramsey an, dass die beiden Anführer der MacPhersons mit ihm über ein mögliches Bündnis sprechen wollten. Doch es stellte sich heraus, dass die beiden alten Männer noch viel mehr wollten. Sie hatten an eine Verbindung gedacht – an eine Ehe, sozusagen – zwischen den beiden Clans. Dazu waren sie sogar bereit, ihren Namen aufzugeben und Sinclairs zu werden, wenn der Laird ihnen sein ehrliches Wort geben würde, dass jeder MacPherson so behandelt werden würde, als sei er als Sinclair geboren worden. Sie wollten Gleichheit für all die neunhundertzweiundzwanzig Mitglieder ihres Clans.
    Ramsey Sinclairs Zelt hatte das Ausmaß einer geräumigen Hütte. Es war groß genug, um die Versammlung aufzunehmen. In der Mitte des Zeltes stand ein kleiner runder Tisch mit vier Stühlen, einige Matten zum Schlafen lagen verstreut auf dem Boden. Ramseys militärischer Anführer Gideon und zwei weitere erfahrene Kämpfer der Sinclairs, Anthony und Faudron, waren anwesend. Michael Sinclair, Ramseys jüngerer Bruder, zappelte unruhig in einer Ecke herum und wartete darauf, dass er wieder hinaus durfte, um sich die Feierlichkeiten anzusehen. Das Kind war bereits einmal ermahnt worden, weil es die Besprechung unterbrochen hatte. Jetzt senkte es verlegen den Kopf.
    Brisbane Andrews, ein mürrischer alter Mann mit einem stechenden Blick und rauer Stimme, trat vor, um zu erklären, warum die MacPhersons eine Vereinigung wollten.
    »Wir haben junge, gesunde Soldaten, doch sie sind schlecht ausgebildet, und sie können ihre Frauen und Kinder nicht gegen die Angreifer verteidigen. Wir brauchen Eure Stärke, um die Feinde zurückzuhalten, damit wir ein friedliches Leben führen können.«
    Otis MacPherson, der in den Highlands eine Legende war wegen der bemerkenswerten, höchst gepriesenen Heldentaten in seiner Jugend, setzte sich auf den Stuhl, den Ramsey ihm anbot, verschränkte die knotigen Hände auf seinen Knien und deutete mit dem Kopf in Michaels Richtung. »Laird, vielleicht wäre es besser, wenn Ihr der Bitte Eures Bruders lauschen und ihm erlauben würdet zu gehen, ehe wir mit unserer Diskussion fortfahren. Kinder verraten oft ungewollt Geheimnisse, und ich möchte nicht, dass jemand von dieser … Verschmelzung … erfährt, ehe Ihr sie akzeptiert oder abgelehnt habt.«
    Ramsey stimmte ihm zu und wandte sich an seinen Bruder. »Was möchtest du tun, Michael?«
    Der Junge war zutiefst eingeschüchtert in der Nähe seines älteren Bruders, denn er kannte ihn kaum. Er hatte ihn erst wenige Male in seinem Leben gesehen. Ramsey hatte als traditioneller Abgesandter auf dem Besitz der Maitlands gelebt. Nach den obligatorischen Jahren der Ausbildung zu einem fähigen Kämpfer war er erst in sein Heim zurückgekehrt, als sein Vater ihn auf dem Totenbett zu sich gerufen hatte. Die Brüder waren einander beinahe fremd, doch Ramsey, der sich im Umgang mit Kindern unbeholfen fühlte, war entschlossen, dieses so bald wie möglich zu ändern.
    »Ich möchte mit meinem neuen Freund zum Fischen gehen«, stotterte Michael, der den Kopf noch immer gesenkt hielt. »Wenn Ihr damit einverstanden seid, Laird.«
    »Sieh mich an, wenn du mit mir redest«, befahl ihm Ramsey.
    Michael gehorchte sofort. Er wiederholte seine Frage und fügte diesmal noch das Wörtchen »bitte« hinzu.
    Ramsey sah die Furcht in den Augen des Kleinen und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sich der Junge daran gewöhnt hatte, ihn als Bruder zu akzeptieren. Das Kind trauerte noch immer um ihren Vater, und Ramsey wusste, dass Michael das Gefühl hatte, verlassen worden zu sein. Der Junge erinnerte sich nicht mehr an seine Mutter – sie war gestorben, als er erst ein Jahr alt war –, doch er hatte ihrem gemeinsamen Vater sehr nahe gestanden. Ramsey hoffte, dass mit Zeit und Geduld Michael lernen würde, ihm zu vertrauen, und dass er vielleicht auch wieder lernen würde zu lächeln.
    »Du wirst nicht in die Nähe der Wasserfälle gehen, und du wirst vor Sonnenuntergang zurück in dieses Zelt kommen«, bestimmte er.
    »Ich werde vor Sonnenuntergang zurück sein«, versprach Michael. »Darf ich jetzt gehen?«
    »Ja«, antwortete Ramsey und sah dann voller Missbilligung, wie sein kleiner Bruder über seine eigenen Füße stolperte und in seiner Eile, zu seinem Freund zu kommen, einen Stuhl umwarf. »Michael«, rief er, als sein Bruder aus dem Zelt rennen wollte. »Hast du nicht etwas vergessen?«
    Das Kind sah ihn verwirrt an, bis Ramsey mit dem Kopf
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