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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit
Autoren: Milena Mayfeldt
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Interesse daran.
    Ich war gleichzeitig müde, nervös und verschwitzt und wahrscheinlich roch ich nach der Nacht im Auto auch nicht besonders gut. Außerdem brannten mir die Augen.
    Ich war fast die ganze Zeit durchgefahren. Kurz nach Mitternacht hatte ich eine Pause eingelegt, in der ich versucht hatte, ein bisschen zu schlafen. Aber ich war viel zu aufgeregt gewesen. Nach ein bisschen Dösen hatte ich mich deshalb wieder auf den Weg gemacht. Erst bei Beginn der Morgendämmerung waren meine Reserven erschöpft gewesen. Ich war auf einen Rastplatz gefahren und hatte es tatsächlich geschafft, drei Stunden zu schlafen.
    Ich hätte dringend eine Dusche nötig, sagte ich mir, doch daran war vorerst nicht zu denken. Immerhin hatte ich mir auf dem Rastplatz noch die Zähne geputzt.
    Jetzt bemerkte ich aber noch ein anderes Problem. Ich wusste zwar den Ort, in dem das Weingut liegen sollte, das jetzt Sebastian gehörte, hatte aber keine genaue Adresse.
    Glücklicherweise entdeckte ich eine ältere Frau, die vor einem kleinen Haus auf einer Bank am Straßenrand saß und die Vormittagssonne genoss. Ich fuhr heran, stieg höflicherweise aus dem Auto aus und lächelte sie an.
    »Excusez-moi«, begann ich noch recht zuversichtlich, aber dann verließen mich meine Französischkenntnisse auch schon. Meine Mutter hätte gesagt, dass sie ein bisschen eingerostet wären, tatsächlich lagen sie aber unter einer zentimeterdicken Rostschicht regelrecht vergraben.
    Falls ich tatsächlich hierbleiben sollte, hätte ich eine Menge zu tun, meine Sprachkenntnisse wieder aufzufrischen, ging es mir durch den Kopf. Aber nicht das Lernen von Vokabeln war das, was mich daran schockte, sondern dass ich tatsächlich bereit war, mein bisheriges Leben weitgehend aufzugeben. Dass ich es mir in diesem Moment sogar mehr wünschte als alles andere, wie ich mir eingestehen musste.
    Mit Händen und Füßen und ein paar französischen Brocken versuchte ich der Frau zu erklären, dass ich auf der Suche nach dem Weingut war, das gerade an einen Deutschen verkauft worden war.
    Die Alte starrte mich verwirrt an, doch dann warf sie einen Blick auf mein Autokennzeichen und ihre Miene hellte sich auf.
    »Ah, vous cherchez le jeune Allemand, qui a achêté le domaine viticole, Monsieur Schöller. Il est très gentil«, strahlte sie.
    Ich hatte außer dem Namen eigentlich nichts verstanden, nickte aber begeistert. Viel konnte ich dabei ja auch nicht falsch machen.
    Mit vielen Worten und noch mehr Gesten erklärte sie mir den Weg. Ich bedankte mich überschwänglich, dann stieg ich wieder in mein Auto und fuhr langsam in die Richtung, in die sie gewiesen hatte.
    Schon an der ersten Weggabelung wusste ich nicht mehr weiter. Ich entschied mich willkürlich dazu, nach links zu fahren – und hatte Glück. Kurz darauf entdeckte ich Sebastians blauen Audi, der vor einem kleinen Hof geparkt war.
    Ich fuhr hin stellte mein Auto daneben ab. Mein Gepäck ließ ich erst einmal im Auto. Es konnte ja gut sein, dass Sebastian mich gleich wieder rausschmiss, wenn ich plötzlich vor seiner Tür stand.
    Grund genug dazu hatte er ja, überlegte ich beschämt. So, wie ich ihn in der letzten Woche abserviert hatte.
    Das kleine Gut machte einen idyllischen Eindruck, doch auf den zweiten Blick erkannte man deutlich die Verfallserscheinungen. Zudem schien es menschenleer zu sein. Weder auf dem Hof noch in den umliegenden Weinbergen konnte ich jemanden entdecken.
    Zielstrebig ging ich auf ein Gebäude zu, das am ehesten nach Wohnhaus aussah. Da es keine Klingel gab, klopfte ich an die Tür.
    Ich wartete. Es dauerte wahrscheinlich nicht mal eine halbe Minute, aber es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Nichts passierte. Wieder klopfte ich, diesmal etwas lauter. Aber auch jetzt blieb alles still.
    Suchend sah ich mich auf dem Hof um. Da niemand dort zu sein schien, beschloss ich, einmal um das Gut herumzulaufen. Irgendwo musste doch jemand sein, der mir sagen konnte, wo Sebastian sich aufhielt.
    Ich lief auf die Rückseite des Wohnhauses – und plötzlich sah ich ihn. Er stand in alten Jeans und einem fleckigen T-Shirt an der Mauer eines der Nebengebäude und kratzte bröckelig gewordene Mörtelmasse zwischen den Steinen hervor.
    Ich merkte, dass mein Mund vor Nervosität ganz trocken wurde. Ich blieb kurz stehen und beobachtete ihn. Dann atmete ein paar Mal tief durch und zwang mich, mit möglichst festen Schritten in seine Richtung zu gehen.
    Er hörte mich erst, als ich schon fast bei
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