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Eine besondere Herzensangelegenheit

Eine besondere Herzensangelegenheit

Titel: Eine besondere Herzensangelegenheit
Autoren: Milena Mayfeldt
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würde.
    »Was ist passiert?« Der Rettungswagen fuhr gerade los, als ich Tobias erreichte. Er sah mich verwirrt an. In seiner Miene war deutlich zu erkennen, dass er selbst noch nicht begreifen konnte, was sich gerade abgespielt hatte.
    »Mona«, sagte er knapp. »Sie ist die Treppe runtergefallen.«
    Ich schluckte. »Was ist mit ihr?« Meine Stimme klang schrill, beinahe hysterisch.
    Tobias schüttelte abwesend den Kopf. »Ich weiß nicht. Sie bringen sie in die Uniklinik.« Er starrte mit leerem Blick in die Richtung, in die der Rettungswagen verschwunden war.
    »Komm«, sagte ich resolut, packte Tobias am Arm und zog ihn zu meinem Auto. »Ich fahr dich hin.«
     

Kapitel 30
     
    Die Minuten vergingen quälend langsam.
    Immer wieder sah ich auf meine Armbanduhr und verglich sie mit der großen Wanduhr, um sicherzugehen, dass sie nicht stehen geblieben war. Aber beide Uhren liefen.
    Ich saß neben Tobias in dem kleinen Warteraum im OP-Bereich der Klinik. Wir hatten Mona seit ihrer Einlieferung nicht mehr zu Gesicht bekommen. In der Notaufnahme hatte man uns mitgeteilt, dass sie sofort operiert werden musste. Tobias hatte kurz mit dem Arzt gesprochen, während ich etwas abseits gewartet hatte. Von einer Schwesternschülerin waren wir dann in den Warteraum geführt und unserem Schicksal überlassen worden.
    Je mehr Zeit seitdem verging, umso unruhiger wurde ich. Tobias dagegen saß vornübergebeugt auf seinem Plastikstuhl, hatte die Ellenbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben. Er hatte die ganze Zeit nichts gesagt. Auf meine Fragen hatte er immer wieder nur den Kopf geschüttelt, und auch jetzt rührte er sich nicht.
    »Möchtest du etwas trinken?«, sprach ich ihn vorsichtig an. »Einen Kaffee oder ein Wasser vielleicht? Ich könnte in die Cafeteria gehen ...«
    Endlich sah er auf. Ihm gelang sogar ein kleines, gequältes Lächeln, als er zu mir herüberblickte und den Kopf schüttelte. »Danke, das ist lieb von dir, aber ich möchte nichts.«
    Ich war froh, dass er überhaupt wieder sprach. »Hast du mitbekommen, was genau passiert ist?«, fragte ich leise.
    »Nicht so richtig.« Tobias verzog unglücklich das Gesicht. »Ich war unten, Mona im ersten Stock im Schlafzimmer. Sie wollte wohl oben auf den Treppenlift fahren. Warum das schiefgegangen ist, weiß ich nicht. Sie hat das doch schon Hunderte Male gemacht. Jedenfalls habe ich plötzlich einen Schrei und ein Poltern gehört. Sie ist mitsamt ihrem Rollstuhl die Stufen runtergefallen. Dabei ist sie entweder ungünstig auf eine Stufe geknallt oder der Rollstuhl ist auf sie drauf gefallen. Jedenfalls hat ihr Rücken einen schweren Schlag abbekommen.«
    Ich schauderte. »Die Stelle, die damals verletzt wurde?«, fragte ich zaghaft.
    Tobias nickte. »Die auch. Aber wohl auch noch weiter oben.« Er fuhr sich verzweifelt mit beiden Händen durch die Haare.
    »Mona war ja bisher nur inkomplett gelähmt«, erklärte er mir. »Sie konnte zwar nicht mehr gehen, hat ihre Beine aber immer noch gespürt. Ich darf mir gar nicht vorstellen, dass das jetzt auch noch verloren geht, oder dass sogar noch ihre Arme betroffen sein könnten. Das wäre für sie eine Katastrophe.«
    Ich merkte, wie auch mir die Angst die Luft abschnürte, aber ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen. Tröstend legte ich meine Hand auf seinen Arm.
    »Es wird bestimmt alles gutgehen«, versuchte ich ihm und vor allem mir selbst Mut zu machen.
    Tobias sah mich an und versuchte zu lächeln. Dann nickte er. »Du hast recht. Davon sollten wir erst mal ausgehen.«
    Nervös warteten wir die nächsten Stunden. Ab und zu wanderten meine Gedanken zu Sebastian, der gerade seine Abfahrt nach Frankreich vorbereiten musste. Aber in diesem Augenblick war die Sorge um Mona einfach dringlicher. Jetzt zählte nur, dass sie die Operation gut überstehen würde.
    Als ich einen Blick auf die Wanduhr warf und feststellte, dass es schon nach zehn Uhr war, wurde mit klar, dass es ohnehin zu spät war, um Sebastian noch zurückzuhalten. Er war bestimmt längst aufgebrochen.
    Möglicherweise war es besser so, dachte ich traurig. Jetzt konnte er sich seinen Traum erfüllen und ich musste keine Entscheidung mehr treffen.
    »Vielleicht solltest du jetzt langsam nach Hause gehen«, riss mich Tobias aus meinen Gedanken. »Es ist schon ganz schön spät, und es kann noch ewig dauern, bis wir etwas erfahren. Du brauchst doch nicht die ganze Zeit hierzubleiben.«
    Ich schüttelte energisch den
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