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Eine begehrenswerte Lady

Eine begehrenswerte Lady

Titel: Eine begehrenswerte Lady
Autoren: Shirlee Busbee
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Geistern verlassen war, hatte sie Luc einen Brief geschrieben und die Nachricht dazugetan, die sie mit Charles’ Schuldschein erhalten hatte. Obwohl sie entschlossen war, das hier allein zu schaffen und hoffentlich ohne Zwischenfall, aber im Besitz der Schuldscheine nach Hause zurückzukehren, war ihr die Vorstellung, allein irgendwohin zu fahren, um sich an einem abgelegenen Ort mit einem Fremden zu treffen, ohne dass irgendjemand wusste, wo sie war, dann doch zu gefährlich erschienen. Wenn sie bis sieben Uhr heute Abend nicht heimgekehrt war, sollte Nan Luc ihren Brief geben.
    Nan hatte sie aus schmalen Augen misstrauisch angesehen, als Gillian ihr den Brief gereicht und erklärt hatte, was sie damit tun sollte. Da sie die tausend Fragen sah, die Nan auf der Zunge lagen, hatte Gillian sie einfach gebeten:
    »Bitte tu, was ich dir sage, Nan. Bitte.« Nan hatte das nicht gefallen, aber sie hatte genickt, und Gillian hatte sich damit getröstet, dass, wenn sie nicht zur genannten Uhrzeit wieder zu Hause war, Luc ihre Nachricht lesen würde und sie suchen käme.
    Gillian biss sich auf die Lippen. Mrs. Marsh würde schon vorher Alarm schlagen, überlegte sie mit einer Mischung aus Angst und Erleichterung. Wenn sie nicht binnen einer Stunde oder früher wieder in Mrs. Webbers Kurzwarenladen auftauchte, würde man nach ihr zu suchen beginnen … und die Nachricht würde sich wie ein Lauffeuer im Dorf verbreiten. Sie stöhnte. Sie hatte keine Zeit zu verschwenden.
    Der Wind wehte in kräftigen Böen, und sie spähte so angestrengt durch die Regenschleier, dass sie fast die Hütte übersehen hätte. Sie entdeckte sie dann aber doch ein Stück vor sich, ein verloren wirkender schäbiger Haufen aus Brettern, Lehm und Steinen nicht weit von dem Rand der Klippen entfernt. Sie fuhr vorsichtig dorthin, verließ die Straße und hielt vor dem Gebäude an und stieg aus der Kutsche, ihr Retikül mit der Brosche ließ sie versteckt unter der Decke auf dem Boden.
    Ohne die Zügel aus der Hand zu legen, stand sie unentschlossen da. Der Wind heulte und zerrte an ihrem Umhang, der Regen peitschte immer wütender. Aber selbst wenn sie dadurch dem grässlichen Wetter entkäme, war das Letzte, was sie wollte, in diese scheußliche kleine Hütte zu gehen. Aber wenn es nun einmal ihre einzige Chance war, Charles’ Schuldscheine zurückzubekommen, dann blieb ihr wohl keine andere Wahl. Nachdem sie die Zügel um einen Baumstamm geschlungen hatte, wandte sie sich entschlossen zu dem halb verfallenen Gebäude um.
    Es schien verlassen, und sie fragte sich, ob der Verfasser der Nachricht sich anders entschieden hatte und sich doch nicht mit ihr treffen wollte. Widerstrebend setzte sie einen Fuß vor den anderen und ging zu der offen stehenden Tür. Sie zögerte, starrte in das gähnende schwarze Loch vor sich, und jeder Instinkt in ihr warnte sie vor drohender Gefahr.
    Allerdings nicht vor der Gefahr, die nicht aus dem Innern der Hütte kam. Der Sturm übertönte das Nahen des Mannes, und Gillians erste Warnung kam, als das Pferd den Kopf hochriss, scheute und wieherte. Sie wirbelte herum und sah, wie die große dunkle Gestalt sich auf sie stürzte.
    Gillian hatte keine Zeit zu reagieren. Eine raue Decke wurde über sie geworfen, und sie war in den dicken Falten gefangen, und nur einen Moment später packte der Mann sie und machte ein Entkommen unmöglich. Sie wehrte sich heftig, und die Angst verlieh ihr Kraft, sie schlug und trat mit Armen und Füßen um sich. Sie strampelte und kratzte, aber in die Decke gewickelt blieb ihre Gegenwehr vergebens.
    »Halten Sie still, Sie dummes Ding«, brummte eine tiefe Stimme in der Nähe ihres Ohres, »sonst erwürge ich Sie noch und werfe Ihre Leiche über die Klippen.«
    Sie erkannte die Stimme wieder, und ihr gefror das Blut in den Adern. Stanton. Sie war nicht überrascht, aber ihre Angst verdoppelte sich jetzt, wenn sie an seine dunklen, harschen Züge dachte und seine kalten, leeren Augen. Da sie keine Sekunde daran zweifelte, dass er dazu imstande wäre, tat sie, was er verlangt hatte.
    »So ist es besser«, sagte er und versetzte ihr einen Schubs. Sie stolperte vorwärts in die Richtung der Hütte. Unfähig, etwas zu erkennen, und von der Wucht seines Stoßes getrieben, fiel sie mit einem dumpfen Laut gegen die Wand auf der Rückseite. Bei dem Aufprall schrie sie auf. Benommen versuchte sie sich zu orientieren, aber als sie hinter sich eine Bewegung hörte, wirbelte sie herum; das Letzte, was sie
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