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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag
Autoren: Franziska Gehm
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aufgerissen. Wären seine Haare nicht zu lang, hätten sie zu Berge gestanden.
    Daka und Herr Tepes liefen der Vampirdame hinterher. Sie streckten die Arme nach ihr aus.
    »FUMPFS!«, rief Daka, als sie sich am Tischbein den Fuß stieß.
    »AUFHÖREN, RAPEDADI!«, rief Mihai Tepes. Er flopste sich direkt vor die Vampirdame. Ein geschicktes Manöver. Wären die Gesetze der Physik nicht. Masse mal Beschleunigung gleich Kraft. Die füllige Vampirdame rannte ihn einfach um. Mihai Tepes stöhnte vor Schmerz, als sie ihm auf den Fuß trat. Er torkelte eine Sekunde auf einem Bein, dann fiel er zu Boden. »Boi noap«, hauchte er.
    »DAS IST DAS ENDE!«, rief Elvira Tepes. Sie hatte den roten Umhang des kleinen Kugelvampirs losgelassen und hielt sich die Hände vors Gesicht.
    Die füllige Vampirdame war stehen geblieben und steckte sich mit gespreizten Fingern eine Obstfliege in den Mund, die sich unvorsichtigerweise auf den Wohnzimmertisch gesetzt hatte. Dann entwich ihr ein leiser Rülpser. »Ups«, sagte sie und legte die Hand, an der drei Ringe steckten, vor den Mund.
    Silvania hatte es geschafft, den kleinen Kugelvampir mit beiden Armen zu umklammern. Er wehrte sich mit aller Kraft und versuchte, mit dem Mund nach Helenes Arm zu schnappen.
    Helene erwachte aus ihrem Schockzustand. Genau eine Sekunde, bevor sich die Eckzähne des Vampirjungen in ihren Arm bohrten. Sie hörte auf zu schreien. Sie drehte sich mit einem Ruck nach rechts. Sie schnappte sich die Toilettenkaffeetasse von Frau Tepes. Sie drehte sich nach links.
    WUMMS!, knallte die Toilettenkaffeetasse auf den Kopf des Kugelvampirs. Das wäre schön gewesen.
    Im letzten Moment zog der kleine Vampir den Kopf zurück.
    KLIRR! Die Toilettenkaffeetasse fiel zu Boden. Sie zerbrach in drei Teile.
    »Jetzt reicht's!«, rief Herr Tepes. Er warf die rabenschwarze Mähne nach hinten. Seine dunklen Augen funkelten zornig. Sein dichter schwarzer Schnauzbart, der zwei Lakritzschnecken ähnelte, zitterte. »Ich zähle bis drei. Dann stehen alle Vampire hier bei mir hinter der Couch. ONU ... ZOI ... TROSCH!« Beim letzten Wort zog Herr Tepes eine Ampulle voller Blut aus der Hemdtasche. Er schwenkte sie wie eine Wurst für einen Hund.
    Es funktionierte. Die Vampirdame und der Vampirjunge fletschten die Zähne, wackelten mit den Nasenflügeln, bekamen glasige Augen. Dann waren sie weg. Flops! Von einer Sekunde auf die andere standen sie bei Herrn Tepes.
    Helene und Ludo konnten kaum so schnell gucken. Helene kniff sich in den Arm. Ludo zog sich am Ohrläppchen. Alles ging wie im Fluge. Wie sollte er da in Ruhe etwas voraussehen?
    Aus der dunklen Ecke hinter der Wohnzimmertür löste sich eine große, hagere Gestalt. Sie räusperte sich.
    Mihai Tepes fuhr herum. Beinahe hätte er die Blutampulle fallen lassen. »Vlad! Da bist du!«
    Vlad nickte. Da war er. Er deutete auf die Blutampulle.
    Mihai Tepes verstand. Immerhin kannte er seinen Bruder seit 2676 Jahren. Da kam man auch ohne Worte aus. Schnell füllte Herr Tepes drei kleine Gläser mit Karpovka und eins mit Wasser. In jedes Glas gab er einen Schuss Blut. Dann verteilte er die Gläser. Ein Karpovka-Blut-Cocktail für die Vampirdame. Ein Karpovka-Blut-Cocktail für Vlad. Ein Wasser-Blut-Cocktail für den kleinen Kugelvampir. Und ein Karpovka-Blut-Cocktail für Mihai Tepes selbst. Den brauchte er jetzt. Dringend.
    »Schnappobyx!«, sagte Herr Tepes und erhob das Glas.
    »Schnappobyx!«, riefen die anderen Vampire. Sie tranken auf Ex.
    Gulp, gulp, gulp. Röööps.
    Die Vampirdame fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe.
    Die kleine Vampirpausbacke leckte das Glas aus.
    Der hagere Vlad schmatzte.
    Herr Tepes sah traurig in sein leeres Glas.
    Daka und Silvania standen unentschlossen in der Mitte des Zimmers. Gehörten sie als Halbvampire vor die Couch? Hinter die Couch? Oder auf die Couch?
    Helene und Ludo waren im Hintergrund, so weit wie möglich von den Vampiren entfernt, stehen geblieben. Sie sahen die bissige Cocktailgesellschaft hinter der Couch argwöhnisch an.
    Die Eckzähne, fand Helene, waren nicht das Schlimmste. Eigentlich, mit etwas Abstand betrachtet, waren die gar nicht schlimm (wenn sie nicht gerade versuchten, sich in einen Arm zu bohren, der einem zufälligerweise gehörte). Schlimm und viel schaurig-schöner waren die Augen der Vampire. Der hochgewachsene, dünne Mann hatte verschiedenfarbige Augen. Grün und orange. Das grüne Auge war hinter einem Monokel verborgen. Das hatte Schick, fand Helene. Die Frau
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