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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Juliet Hall
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sie ihr wirklich gehörte.
    »Dann fliegst du nach Sizilien?«
    »Hmmm.« Eigentlich gab es nichts, was sie davon abhalten konnte – abgesehen von dem, was Muma sagen würde natürlich. Sie hatte noch Urlaub, und Ginny … Nun ja, Ginny würde sich wahrscheinlich darüber freuen, das Haus eine Woche lang für sich zu haben. Kurz stellte sie sich das Bild vor: Ginnys Musik voll aufgedreht, Ginnys Freunde, wie sie in das Haus einfielen, und Ginny, die ausging, wann und so lange sie wollte, obwohl sie eigentlich lernen sollte. Aber Lisa würde sie im Auge behalten. Wenn Lisa und ihre Eltern in der Nähe waren, konnte doch nichts allzu Dramatisches passieren, oder? Eines Tages, dachte sie, würde sie sich vielleicht keine Sorgen mehr um ihre Tochter machen müssen; Ginny würde glücklich und ausgeglichen und erwachsen sein. Aber im Moment fiel es ihr schwer, sich das vorzustellen.
    »Bald?« Robins Stimme klang plötzlich anders, so, als nähme er sie plötzlich ernster.
    Sie fragte sich, was ihm gerade durch den Kopf ging. Robin konnte romantisch sein. Manchmal machte er ihr wunderhübsche Geschenke: eine antike Buntglaslampe, die wie ein präraffaelisches Gemälde leuchtete, wenn das Licht hindurchschien, einen Ring mit einem blitzenden quadratisch geschliffenen Saphir, den sie am Mittelfinger trug, oder eine herzförmige Wärmflasche für die Nächte, in denen er nicht bei ihr war, also alle. Sie war sich sicher, dass hinter jeder romantischen Geste ein Hintergedanke steckte, aber sie liebte ihn deshalb nicht weniger.
    »Ja, das nehme ich an.« Einige Raucher waren aus dem Eingang des Gebäudes getreten und zündeten ihre Zigaretten an.
    Tess warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatte keine Lust, zurück zur Arbeit zu gehen. Und dieser neue Ernst bei ihm machte sie leichtsinnig. »Könntest du dir vorstellen …?« Sie ließ den Satz unvollendet. Wenn der Geliebte verheiratet ist, kann er niemals mit einem wegfahren, jedenfalls nicht ohne Planung und Lügen. Das wusste sie. Wenn man einen verheirateten Geliebten hatte, konnte man sein Leben nicht mit ihm teilen. Er teilte es bereits, und zwar mit einer anderen. Er gehörte einem nie allein, nicht einmal in diesen kurzen, erregenden Momenten, wenn man daran glaubte. Wer etwas anderes behauptete, hielt sich nur selbst zum Narren. Das machte sie doch auch, oder?
    »Vielleicht«, sagte Robin. »Vielleicht kann ich ja mitkommen.«
    Tess’ Herz tat einen Sprung. »Das wäre großartig«, meinte sie. Sie konnte die Aufregung nicht aus ihrer Stimme verbannen, und einer der Raucher warf ihr einen neugierigen Blick zu. Sie wandte sich ab und sah in die Pelargonien. »Das wäre einfach perfekt. Eine Villa in Sizilien. Und sie gehört mir, Robin … Sie zusammen mit dir anzusehen wäre etwas ganz, ganz Besonderes.« Achtung, Tess, du wirst überschwänglich . Geliebte müssen immer cool bleiben. Das ist der Deal. Aber trotzdem …
    »Das wäre fabelhaft, Süße.« Robins Stimme war wieder leise geworden. »Nichts täte ich lieber.«
    Tess wartete auf das Aber, doch es kam nicht. »Also, könntest du?« Sie hielt den Atem an. Wartete. Sie hatte nicht vorgehabt, sich in ihn zu verlieben. Natürlich nicht. Sie hatten sich in dem Café am Marktplatz kennengelernt, wo der Kaffee stark und das Gebäck zum Sterben gut war. Er fiel ihr auf, weil er attraktiv war – wenn auch für ihren Geschmack einen Hauch zu konservativ gekleidet –, und wegen seiner Stimme. Sie klang leise und sexy, als er mit der Kellnerin sprach. Aber sie war nicht auf der Suche nach einer Beziehung, ermahnte sie sich. Sie war eine unabhängige Frau, die für eine Tochter zu sorgen hatte, und Ginny hatte allerhöchste Priorität. Sie hatte nur ihre Mutter. Sie hatte erlebt, wie Freundinnen versucht hatten, einen neuen Mann in diese Konstellation aus alleinerziehender Mutter und Kindern einzuführen, und sie hatte sie leiden sehen, als sie versuchten, die Ansprüche der Kinder mit denen des neuen Mannes zu vereinbaren. Sie hatte miterlebt, wie die alleinerziehenden Mütter, die Kinder und die neuen Männer sich in diesem Machtkampf fast zugrunde richteten. Es funktionierte nicht, daher würde sie es auch nicht versuchen. Wenn Ginny von zu Hause auszog, dann vielleicht. Aber bis dahin hatte Tess Verabredungen, und sie hatte männliche Freunde. Aber feste Beziehungen? Nein danke.
    Trotzdem aß sie zweimal in der Woche in dem Café zu Mittag, und er anscheinend auch. Sie hatte immer ein Buch dabei, er eine Zeitung.
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