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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Juliet Hall
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hindurch. Antipasti und Fleisch und Fisch und dolce … All die sizilianischen Rezepte, mit denen sie aufgewachsen war.
    »Zu Anfang habe ich es für dich geschrieben, Schatz«, erklärte Flavia. »Aber am Ende habe ich es auch für mich getan.«
    »Danke, Muma«, sagte Tess. Nahrung bedeutet Identität … Essen ist Heimat, der Ort, an dem man zu Hause ist. Ihr wurde klar, dass es darauf ankam. Der wahre Schatz war das, was Mütter an ihre Töchter weitergaben.

73. Kapitel
    A ls sie an diesem Abend im Bett lagen, drehte Lenny sich zu Flavia um. »Was hältst du von unserem Mädchen?«, fragte er.
    »Sie hat sich gut geschlagen.« Flavia lächelte ihm zu.
    »Glaubst du, dass sie hier glücklich wird?«
    »Wie ein junger Hund im Schuhschrank.« Flavia hatte Tess mit dem Mann reden sehen, dem die Mosaikwerkstatt im baglio gehörte. Er war Alberto Amatos Enkel und ein guter Mann. Ihm konnte Tess vertrauen.
    »Und du, meine Liebste?« Er breitete die Arme aus. Sie schmiegte sich hinein und legte den Kopf an seine Schulter. »Bist du froh darüber, zurück zu sein, auch wenn es nur für einen Urlaub ist?«
    »Darüber wollte ich mit dir reden«, sagte Flavia.
    »Über welchen Teil davon genau?«
    »Über die Sache mit dem Urlaub.«
    »Aha.«
    Sie schwiegen. Flavia spürte seine vertraute Wärme und war zufrieden. Heute Nachmittag hatte sie Santina besucht, und die Tränen waren dabei in Strömen geflossen.
    »Ich dachte, du würdest nie zurückkommen«, hatte Santina ein ums andere Mal gesagt, Flavia umarmt und dann wieder weggeschoben. »Damit ich dich anschauen kann, meine Freundin.«
    Meine Freundin …
    Manchmal bedeutete Heimkommen auch Vergebung. Und manchmal musste man seine Heimat suchen. Im Lauf der Jahre war England Flavias Zuhause geworden. Und doch … Wie sie diesem jungen Mann unten im baglio erzählt hatte, war Flavia zurückgekehrt, weil es Zeit war, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Zeit, die Reise zu beenden, Zeit, ihrer Familie zu verzeihen. Und auch Sizilien. Sie hatte es endlich losgelassen.

74. Kapitel
    A ls alle im Bett lagen, ging Tess zum baglio hinunter. Es war Mitternacht, und Tonino wartete in der Bucht auf sie. Er hatte ein Holzfeuer angezündet und grillte Fisch und Garnelen. Die Luft war vom Duft des brennenden Holzes erfüllt, der sich mit dem süßlichen Aroma des Fischs und dem Geruch nach Salz und feuchtem Stein mischte.
    Sie setzte sich auf die Mauer am Steg. Er hatte ein paar Öllampen mitgebracht und sie an die Steine gelehnt. Ihre Flammen strahlten ein gelblich blaues Licht aus und erhellten zusammen mit dem Feuerschein und dem Vollmond die Szenerie. Tonino hatte eine Decke auf dem Kieselstrand ausgebreitet und Weißwein, Eis, Gläser und einen gefüllten Brotkorb daraufgestellt.
    »Bist du inzwischen fertig?«, fragte sie. Sie wusste, dass er ein ganz besonderes Mosaik zusammensetzte, aber er hatte weder verraten, was es war, noch, warum er das Motiv ausgewählt hatte. Er hatte nur mehrfach erklärt, dass er noch auf das letzte fehlende Teil wartete.
    »Ja, jetzt ist es fertig«, sagte er und drückte Zitrone über dem Fisch aus.
    »Tatsächlich?« Sie sah, dass er einen großen, flachen, mit einer Plane abgedeckten Gegenstand an den Steg gelehnt hatte. »Ist es das? Hast du vor, es feierlich zu enthüllen?«, neckte sie ihn.
    »Natürlich.«
    Er ließ sie warten, bis sie den Fisch und die Garnelen zusammen mit dicken Stücken sizilianischen Brots gegessen und den letzten Schluck Wein getrunken hatten, bis das Feuer heruntergebrannt war. Dann lehnten sie sich an die Felsen und sahen hinaus aufs Meer, hinüber zu il faraglione , zu den umschatteten Klippen und hinauf zum Mond, dessen Licht auf den Wellen in der Bucht schimmerte.
    Er stand auf, stellte das Mosaik so, dass es direkt im Mondlicht stand, und schob die Öllampen näher heran. Dann schlug er die Plane zurück.
    Tess setzte sich auf und sah das Mosaik an. Es war wunderschön. Sie war wunderschön, denn es stellte eine Meerjungfrau dar. Sie war im Profil abgebildet und hielt in der einen Hand einen Spiegel und in der anderen einen Kamm. Ihr langes, seegrasfarbenes Haar hing über ihren nackten Rücken, und ihr prächtiger, spitz zulaufender Schwanz bog sich hinter ihrem Körper. Sie erinnerte Tess an das Motiv an der Villa, die Meerjungfrau, die sie als »ihre« betrachtete. Diese hier allerdings schaute eher friedlich als traurig drein. Sie wirkte, als hätte sie ein Geheimnis entdeckt und wüsste viel mehr, als sie
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