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Ein verheißungsvolles Angebot

Ein verheißungsvolles Angebot

Titel: Ein verheißungsvolles Angebot
Autoren: Day Leclaire
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Bett, warf sich unruhig hin und her und zählte die Minuten bis zum Sonnenaufgang.
    In einem hatte Rafe recht. Sie hätte ihm von Anfang an sagen müssen, dass sie Leighs Schwester – Halbschwester – war. Eigentlich hatte sie das ja auch vorgehabt. Wenn nur nicht immer was dazwischengekommen wäre! Nein, sei mal ehrlich, sagte sie sich. Ich hätte schon genug Gelegenheiten gehabt. Aber ich wollte die Karten einfach nicht auf den Tisch legen, weil die Zeit mit ihm die schönste meines Lebens war.
    Verärgert wischte sie sich eine Träne aus dem Gesicht. Jetzt heul doch bloß nicht, schalt sie sich. Selbstmitleid bringt gar nichts, das habe ich doch schon als Kind gelernt. Es ändert nichts. So viel Grund für Selbstmitleid hatte ich ja auch gar nicht. Granny war immer sehr lieb zu mir. Die perfekte Ersatzmutter.
    Trotzdem muss ich mir eingestehen, dass ich immer das Gefühl hatte, mir fehlt irgendwas. Dass ich minderwertig wäre. Ja, die Mutterliebe hat mir schon gefehlt, das Gefühl dazuzugehören. Und die Liebe meines Vaters hätte ich auch schon gern gehabt. Aber wie hat Leigh mich genannt? Einen Fehler, das Produkt eines Ausrutschers. Das war auch der Grund dafür, dass ich nie einen Mann richtig an mich herangelassen habe, seelisch, meine ich. Immer war da diese unbewusste Angst, das, was zwischen meinen Eltern schiefgelaufen ist, könnte sich wiederholen. Wenn man sich nicht verliebt, kann man auch keinen Fehler machen.
    Ja, eine richtige Familie, eine „normale“ Familie, die aus mehr als einer liebenden Großmutter besteht, hat mir schon gefehlt. Daher auch diese innere Unruhe, dieses Bedürfnis, irgendwohin zu gehören, zu jemandem zu gehören. Ein Zuhause. Aber wie soll man das finden, wenn man zu misstrauisch ist, einen Menschen an sich heranzulassen?
    Neben ihrem Bett winselte Kiko leise vor sich hin.
    „Ich weiß, dass ich kein Fehler war, genauso wenig wie du“, sagte sie zu ihrer Hündin. „Wir passen eben nur nirgends so richtig rein, gehören nicht dazu. Wir sind eben etwas Besonderes. Wandler zwischen zwei Welten.“
    Egal, mit wie viel Liebe Granny mich großgezogen hat, dachte sie, Leighs Worte haben mich tief getroffen, und vielleicht liegt ja doch ein Stückchen Wahrheit darin. Ein Fehler. Minderwertig. Schließlich war ich nicht gut genug für meine Mutter, sonst hätte sie mich nicht so einfach fortgegeben. Weggeworfen wie Müll.
    Ja, und dann ist Rafe in mein Leben getreten. Ein paar wunderbare Tage lang konnte ich genießen, wie es ist, zu einer Familie zu gehören, die einen mit offenen Armen aufnimmt. Bis ich alles verdorben habe.
    „Ich hätte es ihm sagen müssen.“ Kiko kläffte, was Larkin als Zustimmung deutete. „Aber dann hätten wir nie miteinander geschlafen. Und ich hätte mich nie in ihn verliebt.“
    Krampfhaft versuchte sie sich zusammenzureißen, aber dann brach sie doch in Tränen aus. Das war es wert, sagte sie sich. Egal, wie bitter das Ende ist, die Tage, die ich mit Rafe genießen durfte, sind jeden Schmerz wert. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich alles noch einmal genauso machen.
    Ohne zu zögern.
    Als endlich der Morgen dämmerte, stand Rafe wie gerädert auf. Die ganze Nacht über hatte er sich unruhig hin und her gewälzt und kaum geschlafen. Schnell zog er sich an und hätte das Frühstück ausfallen lassen, wenn nicht plötzlich Kiko auf ihn zugetrottet wäre. Verflixt, das arme Tier konnte er schließlich nicht verhungern lassen.
    Von Larkin war nichts zu sehen oder zu hören. Das war ihm nur recht. Je schneller sie die Sache zu einem Abschluss brachten, desto schneller konnte er sein Leben wieder auf Kurs bringen. Alles auf Anfang sozusagen. Erst als Larkin in sein Leben getreten war, hatte der ganze Schlamassel doch angefangen! Bloß keine Gefühlsverwicklungen mehr. Sollten ihn doch alle in Frieden lassen!
    „So wollte ich nämlich immer leben“, erklärte er Kiko.
    Die Hündin reagierte nicht. „Ist ja klar, dass du ihr beistehst“, zischte er verärgert. Schnell trank er seinen Kaffee aus und stellte die Tasse in die Spüle. Ohne genau zu wissen warum, schaltete er die Kaffeemaschine noch einmal an, bevor er das Haus verließ.
    Eigentlich erwartete ihn heute in der Firma niemand, weil die ganze Familie offiziell noch Urlaub hatte. Auch seiner Sekretärin hatte er freigegeben, sodass er sich völlig ungestört im Büro verschanzen konnte. Mehrere Stunden verbrachte er damit, sich um E-Mails und Papierkram zu kümmern, obwohl ihm klar war, dass
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