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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I
Autoren: Y.S. Lee
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Küste Malabars kommt. Im Haus wohnt auch ein Sekretär   – ein junger Mann namens Gray, der erst weniger als ein Jahr bei der Familie ist. Es besteht die Chance, dass Thorold und Gray die illegalen Geschäfte zu Hause besprechen.«
    Mary nickte. »Klingt ziemlich einfach. Gibt es noch mehr, was ich   – ich meine, die Spionin   – tun sollte?«
    Anne Treleaven musste über ihre Enttäuschung lächeln. »Wie du ganz richtig gesagt hast: Du neigst zu Ungeduld. Nein, Mary, du sollst nur deine ersten Erfahrungen im Außeneinsatz sammeln. Wir haben diesen Fall speziell deshalb ausgewählt, weil du deine Kunstfertigkeit dabei unter ungefährlichen Bedingungen erproben kannst.«
    »Verstehe«, murmelte Mary. »Ich lerne sehr schnell.«
    »Ich bin sicher, dass du noch mehr Fragen hast, aber ehe wir fortfahren   …« Miss Treleaven beugte sich mit entschlossenem Blick vor. »Mary, jetzt steht es dir immer noch frei, deine Richtung zu wählen. Du kannst uns jetzt verlassen und vergessen, dass diese Unterhaltung jemals stattgefunden hat. Aber falls du dich entscheidest, der Agentur beizutreten, müssen wir sicher sein, dass du dich der Agentur und ihren Prinzipien ganz und gar verpflichtet fühlst.«
    Felicity Frame faltete ihre langen, wohlgeformten Hände. »Die Agentur ist eine Geheimorganisation und wir verlangen von unseren Mitgliedern absolute Diskretion. Als Geheimagentin zu arbeiten, birgt viele bekannte wie auch unbekannte Risiken und Gefahren.Überlege gut, ehe du dich entscheidest.« Sie richtete sich zu ihrer ganzen majestätischen Größe auf. »Indem du Geheimagentin wirst, Mary, wirst du Teil einer neuen Familie. Wenn du bei einem Einsatz bist, sind wir die Einzigen, die wissen, wo du dich zu welchem Zweck aufhältst.
    Wir unterstützen dich und helfen dir auf jede mögliche Weise, und wir verlangen niemals, dass du gegen dein Gewissen handelst. Aber es wird Augenblicke geben, in denen du dich sehr alleingelassen fühlst. Übereile nichts, Mary, und überlege sorgfältig. Wir schätzen dich nicht weniger, wenn du lieber wieder unterrichten willst.«
    Mary holte tief Luft und setzte sich auf. Ihre Entscheidung stand bereits fest. Ihre Stimme war absolut sicher, als sie mit ruhigen Worten sagte: »Ich bin bereit, mich zu entscheiden. Ich nehme Ihre Bedingungen an und werde jeden Einsatz ausführen, so gut es mir möglich ist.«
    Einen Augenblick herrschte Stille. Er zog sich hin. Und weiter hin. Dann hörte man, wie Stühle über den Boden scharrten. Anne Treleaven und Felicity Frame standen auf und ergriffen Marys Hände.
    Anne Treleaven strahlte und aus ihrer Stimme klang Stolz. »Mary: Willkommen in der Agentur.«

Zwei
    Dienstag, 4.   Mai
    N ummer zweiundzwanzig,
moi-ne Damen
.« Die Kutsche kam ruckelnd zum Stehen, und der Kutscher tippte sich in Richtung der beiden aussteigenden Damen, die äußerst korrekt gekleidet waren, mit ironischem Schwung an den Hut.
    Anne Treleaven machte sich daran, mit umständlicher Genauigkeit zu zahlen, wobei sie die Münzen mit stummer Lippenbewegung abzählte. Der Kutscher verdrehte die Augen:
typische Gouvernante, diese alte Jungfer.
Sobald er abgefahren war, warf Anne Treleaven ihrer Begleiterin einen kurzen aufmunternden Blick zu. »Bereit?«, murmelte sie kaum hörbar.
    War sie das? Mary verspürte einen Anflug von Übelkeit. Ihr war, als ob sich die ganzen intensiven Unterweisungen des letzten Monats vor ihrem inneren Auge in Luft auflösten. Das gesamte technische Training   – Selbstverteidigung, Tarnung, Kondition   – war hier, auf den weiß getünchten Stufen vor dem Ort ihres ersten Einsatzes, wohl eher von untergeordneter Bedeutung. Und welche der erlernten Spitzelfähigkeitenwürde sie brauchen? Gäbe es Spielraum für das Knacken von Schlössern oder das Knüpfen von Knoten, für Fingerfertigkeit oder gar das Aushorchen verdächtiger Personen? Der Einsatz sah nur vor, die Ohren offen zu halten und Tee zu trinken. Vielleicht war sie auf so etwas gar nicht gut vorbereitet   …
    Doch Anne Treleaven sah sie noch immer mit unbewegtem, aufmerksamem Blick an.
    Mary ließ das Taschentuch, das sie sich vor die Nase gehalten hatte, sinken. »Bereit.« Hier am Fluss war der Geruch nach Fäulnis so intensiv, dass sie es fast schmecken konnte. Pflanzen. Fleisch. Urin von Mensch und Tier. Alles rottete vor sich hin. Dazu kam noch Kohlenrauch und über allem hing der scharfe Geruch nach Salzwasser.
    Anne Treleaven presste die Lippen aufeinander. »Grässlich,
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